Trotzdem steigt der Umsatz. Für 2008 erwartet der HDE noch einmal 20 Milliarden Euro. Das wären zehn Prozent mehr als im Vorjahr (da waren es laut Roik 11% mehr). Für die Folgejahre rechnet der Experte dann noch mit einstelligen Zuwachsraten. Im klassischen Handel liegt der Umsatz laut Roik bei 400 Milliarden Euro. Roik spricht davon, dass Händler im Netz ihr Angebot optimieren und professionalisieren. „Es wird darauf ankommen, in neue Sortimente hineinzugehen“, sagt der HDE-Mitarbeiter. Das erlebe man ja nicht nur bei den großen Onlinehändlern, sondern auch bei kleineren Firmen.
Der Experte macht darauf aufmerksam, dass in den 20 Milliarden Euro auch Umsätze stecken, die es so im klassischen Handel nicht gibt. Teil des E-Commerce seien schließlich auch Dienstleistungen, etwa Tickets, Downloads von Musik und Filmen. Roik stimmt der Beobachtung, dass verschiedene Artikel eher im Netz als anderswo zu haben sind, zumindest teilweise zu: Für spezielle Kundengruppen oder besondere Artikel biete sich das Internet an.
Prof. Michael Schenk von der Universität Hohenheim hat sich mit Einkaufen im Internet genauer auseinander gesetzt und verweist auf die Studie „Nutzung und Akzeptanz von Internet und E-Commerce“, zu deren Autoren er zählt, und die auch online vorliegt. Dort heißt es etwa, dass sich die Zahl der Internet-Nutzer, die über Online-Dienste oder das Internet Produkte bestellt bzw. Dienstleistungen genutzt hätten, seit 2001 mehr als verdoppelt habe. Waren es im Jahr 2001 noch 42,4 Prozent, werden für das dritte Quartal des vergangenen Jahres 79,7 Prozent genannt. Nach einem Spitzenwert von 87,7 Prozent im ersten Quartal 2007, hätte sich die Entwicklung zwar wieder abgeschwächt, liege aber „immer noch deutlich oberhalb der alten Werte der Vorjahre“, heißt es. Die Studie schließt daraus, dass Einkaufen im Internet zwar noch keine Spitzenwerte wie die Kommunikation über E-Mails erreiche, dass sich aber die „Nutzung bezüglich des Kaufverhaltens im letzten Jahr deutlich gesteigert hat“. Es ist in der Studie sogar von einem „steilen Trend“ die Rede.
Die Autoren der Studie haben außerdem herausgefunden, dass im ersten Quartal 2000 die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen die größte Erfahrung im E-Commerce hatten. Schon im folgenden Quartal verschob sich das zu Jüngeren (20 bis 29 Jahre). In den folgenden Jahren wechselten sich die beiden Gruppen in der Spitze ab. Seit dem dritten Quartal 2005, heißt es weiter, sei der Anteil derjenigen, die in den letzten 12 Monaten online eingekauft hätten, noch einmal gestiegen- und das in allen Altersgruppen. Weiter heißt es: „Der Onlinekauf ist über alle Altersstufen hinweg beliebt, und ein Wachstumsstopp ist bislang nicht abzusehen“.
Verkaufsschlager sind nach Angaben der Studie, nach wie vor, Bücher. Den zweiten Platz nehmen Eintrittskarten ein. Der dritte Platz geht an Flug- und Bahntickets. Großer Beliebtheit erfreuen sich nach Informationen der Wissenschaftler CDs. Mode und Schuhe hätten sich um mehrere Plätze nach vorn verbessert. Stark seien auch Software, DVDs und bezahlte Musikdownloads. Es zeige sich, dass sich das Spektrum, der über E-Commerce georderten Waren, immer mehr ausdehne.
Interessant sind auch Zahlen, die die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF) im März veröffentlicht hat – auch die Hohenheimer Studie bezieht sich immer wieder auf die AGOF-Quellen. Laut AGOF informieren sich praktisch alle Onliner im Netz über Produkte (39,34 Millionen Nutzer). Der Anteil der Online-Shopper liege bei 87,4 Prozent, d.h., 35,18 Millionen Menschen haben in den vergangenen 12 Monaten Waren im Internet gekauft“.
Am Rande sei noch darauf hingewiesen, dass es auch Onlineshops gibt, die mit nur gelegentlich verkauften Produkten Umsatz machen. Die Hamburger Esska vermeldete, sie betreibe einen, mit 50.000 technischen Artikeln, bestückten Shop im Netz, der rasant wachse. Das Unternehmen lebe von selten verkauften Produkten. Die Hamburger berufen sich auf den so genannten Long-Tail-Effekt. Den Begriff habe der amerikanische Journalist Chris Anderson geprägt. Gemeint sei, dass ein Anbieter im Internet durch eine große Anzahl von Produkten „satte Gewinne“ machen könne. Esska hat nach eigenen Angaben eine Verzehnfachung seines Umsatzes seit 2003 erreicht – damals stellten die Hamburger ihr Angebot online.