„Das Maß aller Dinge bist Du“, sagt Claudia Landenberger, Düsseldorfer Unternehmensgründerin, und meint es wörtlich. Sie hat „Fitzyou“ entwickelt, das T-Shirt nach Maß für den Mann, und ist überzeugt: „Es gibt nur eine Größe, die Dir passt: Deine Größe“.
„Es gibt nur eine Größe, die Dir passt: Deine Größe“
Die Fashion-Managerin findet Männer in T-Shirts toll – wenn diese gut sitzen. ‚Müssen Männer wirklich akzeptieren, wie wenig das Kleidungsstück für sie tut, wenn es formlos und mit verzogenen Nähten daher kommt? Sind wir dem Massenmarkt ausgeliefert?‘, fragte sie sich. Und stellte fest: „Das Kultobjekt, in dem Stars wie James Dean und Marlon Brando zu Legenden wurden, droht als Billigware zu verkommen.“
Die Vision von einem T-Shirt, das Männer wieder zu Helden macht, war geweckt. Landenberger geht mit dem Knowhow der gelernten Schneiderin ans Werk: Wie müssen die Schnitte beschaffen sein, damit Mann ein perfekt sitzendes T-Shirt bekommt, das aus natürlichen Materialien, langlebig und dabei immer noch bezahlbar ist?
97 ist die neue 5
In dreijähriger Entwicklungsarbeit hat sie, u.a. in Zusammenarbeit mit dem Hohenstein-Institut für Textilinnovation, die unterschiedlichen Körperformen und -maße der heutigen Männer erfasst, analysiert und danach neueste Schnitte entworfen. Das Ergebnis: Um alle Grundtypen abzudecken, braucht es nicht fünf wie die althergebrachten S bis XXL, sondern exakt 97 Größen.
Auf dieser Basis ist es gelungen, einen Algorithmus zu programmieren, der die individuelle Passform anhand der persönlichen Körpermaße berechnet: Einzelstücke quasi „in Serie“.
„Fitzyou“: Maße statt Masse
Jetzt holt sie mit nur vier Maß-Angaben das T-Shirt aus der fast-fashion-Ecke. Wer auf fitzyou.de neben Körpergröße und Gewicht den Brust- und Taillenumfang eingibt, erhält wenige Tage später sein maßkonfektioniertes Premium-Shirt, nachhaltig in Deutschland gefertigt, für knapp 50 Euro. Aus 370 Millionen möglichen Bestellvarianten ist es der eine, ganz persönliche Zuschnitt.
Jeder nach seinem Geschmack: „mymuesli“
Und „weil auch Du einzigartig bist!“ – so ruft uns Ivo von mymuesli zu – gibt es für jeden sein eigenes Müsli. In der food-Szene gelten die „Jungs aus Passau“, die die Nase voll hatten von Fertig-Müslis mit ungeliebten Zutaten, längst als Trendsetter der Individualisierung: Sie entwickelten die individuell zusammenstellbaren Frühstücksflocken, bei denen der eigene Geschmack zählt.
Biologisch sollte es sein, denn sie sahen „Regale voll ungesundem Müsli, tausende Anbieter, aber – wir sind doch alle individuell, oder nicht?“, beschreiben sie auf mymuesli.de. Der Vorreiter unter den Food-Start-ups hat sich, so die Lebensmittelzeitung 2019, seit Gründung 2007 mit rund 60 Millionen Euro Umsatz und 600 Mitarbeitern zum „Grown-up“ entwickelt.
Digitales Herzstück ist ihr Online-Mixer, bei dem man sein Wunschmüsli aus einer virtuellen Zutatenbox erstellt. Realisiert wird es in der „weltweit einzigen Müsli-Mix-Maschine“. Nach drei Jahren Entwicklung kann diese mit den verschieden beschaffenen Bio-Zutaten umgehen und vor allem: die kundenindividuellen Bestelldaten auslesen.
„Braineffect“ für den eigenen Kopf
Ähnliches leistet „Braineffect“ für einen ganz anderen Bereich der Persönlichkeit. Hier kann man seine Befindlichkeit schildern, z.B. „Nachmittags müde, nachts Schlafprobleme“, wird nach Gewohnheiten gefragt („Wie oft stehen Fleisch, Fisch und Eier auf Deinem Ernährungsplan?“) und in Sekundenschnelle empfiehlt der Online-Coach das passende Brainfood, also „Essen, das euch produktiver werden lässt“.
Versehen mit Tipps, medizinischen Erläuterungen oder Erkenntnissen aus Studien wählt man auf brain-effect.com so seine persönliche Nahrungsergänzung aus. „Innovative Inhaltsstoffe & Trainingskonzepte für Büroathleten, Sportler & Alltagshelden“ nennt es Fabian Foelsch, der Braineffect 2015 mit Schober Ventures gegründet hat. Heute vertreibt ein 14-köpfigesTeam die Produkte in rund 2.000 Apotheken, über Amazon und den eigenen Online-Shop.
Damit der Schuh nicht drückt: „oneFID“
Von Kopf bis Fuß reicht die Individualisierung. Seit 2014 tut Timo Marks alles, damit uns künftig der Schuh nicht drückt. Der promovierte Maschinenbauer hat sich auf Körper-Scans in 3D-Technologie spezialisiert und einen Algorithmus entwickelt, der z.B. die Maße von Füßen in digitale Schuhleisten übersetzen kann.
Das nutzt u.a. ein italienischer Maß-Schuhmacher, der wohlhabende Kunden scannen und die Maße von Marks‘ Unternehmen OneFID (für One Fitting Identity) bearbeiten lässt, um den persönlichen Schuh zu fertigen. Wer neugierig ist, kann seine Füße hierzulande bereits bei Karstadt und Kaufhof scannen. Wie bei der OneFID-App wird dort bisher aber „nur“ mit der richtigen Schuhgröße der bestpassende Schuh ermittelt – in der App z.B. durch Messen der Füße per Smartphone.
Doch OneFID kann mehr, nämlich die industrialisierte, individuelle Fertigung. Das ist dem 30-köpfigen, in Lichtenfels und Köln ansässigen Team u.a. mit Arbeitssicherheitsschuhen schon gelungen. Nutzer scannen ihre Füße, OneFID bearbeitet die Daten zur Fertigung, die Sohle wird ergonomisch angepasst. Hierfür ist der Industriestandard DIN-SPEC, Vorstufe der DIN-Norm, bereits erreicht.
Ihre Scanner-Technologie aber ist für Ganzkörper einsetzbar, und Ziel des Teams ist es, dass Endkunden ihre One Fitting ID überall auf der Welt beim Einkauf verwenden können. Damit zielt es auf zwei Hauptprobleme der Bekleidungsbranche: die riesige Überproduktion und das Retourenproblem.
Fitzyou: Das T-Shirt 4.0 für den Mann
Die Künstliche Intelligenz soll helfen, das Bestpassende zu kaufen und dabei individuelle Körpereigenschaften zu berücksichtigen. Wie bei Fitzyou geht es darum, maßgeschneiderte Produkte bezahlbar zu machen, die persönlichen Anforderungen des Kunden mit größeren Stückzahlen zu verknüpfen. Das Schlüsselwort ist mass customization – ein wesentliches Ziel der Industrie 4.0. Fitzyou hat das T-Shirt 4.0 geschaffen.