Die Haushalte in Deutschland bezahlen im kommenden Jahr voraussichtlich 578 Millionen Euro für die Netzentgeltbefreiung der stromintensiven Industrie. Das hat der unabhängige Energieversorger FlexStrom berechnet. Denn: Die Netzentgelte der befreiten Unternehmen werden mit der "§19-Umlage" komplett auf andere Stromkunden umgelegt. Die Regelung stößt auf Kritik: "Durch diese indirekten Subventionen werden Stromkunden unnötig belastet", sagt FlexStrom Gründer Robert Mundt.
Rechnet man alle Vergünstigungen zusammen, so wurde die stromintensive Industrie bereits seit 2010 um jährlich 7,1 Milliarden Euro entlastet - das hat eine Forschungskooperation am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ermittelt. Selbst die Tochtergesellschaften von Energieriesen profitieren von der Regelung: So wurden die Vattenfall Europe Mining AG und die ExxonMobile Production Deutschland GmbH von den Entgelten befreit.
Auch Stadtwerke ließen sich eine Befreiung bewilligen, die Stromkunden zahlen dafür. Das gilt z.B. für die DSW21 Dortmunder Stadtwerke AG, die Stadtwerke Bonn Verkehrs GmbH, die Stadtwerke Augsburg Verkehrs GmbH und die Stadtwerke München GmbH. Ebenso befreit von den ganz normalen Durchleitungskosten sind die Deutsche Bahn, inklusive zahlreicher Tochtergesellschaften, oder die Flughafen Stuttgart Energie GmbH.
Auch rund ein Viertel der Dax-30-Unternehmen bzw. deren Tochterunternehmen zahlen keine Netzentgelte - und belasten damit die Stromrechnung der Verbraucher. Unter den befreiten Unternehmen finden sich auch die Bayer Material Science AG, die BASF Performance Polymers GmbH sowie die BASF Leuna GmbH, die Lanxess Buna GmbH, die Continental Reifen Deutschland GmbH, die HeidelbergCement AG, die Linde Gas Produktions GmbH & Co. KG, die Siemens Gusstechnik GmbH, die ThyssenKrupp Nirosta GmbH, die ThyssenKrupp VDM GmbH, die ThyssenKrupp Electrical Steel GmbH, die ThyssenKrupp Xervon Utilities GmbH und die ThyssenKrupp Steel Europe AG.
Ein 3-Personen-Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr zahlt 2013 rund 13,70 Euro für die Entlastung der Unternehmen. Rechnet man deutschlandweit alle 42,9 Millionen Haushalte zusammen, so ergibt sich eine Gesamtbelastung von rund 578 Millionen Euro für alle Stromkunden.