Eigentlich sollten die Studienpreise des Bundesverbandes der Fernstudienanbieter in diesem Jahr erstmals im Rahmen der LEARNTEC – Europas größte Veranstaltung für digitale Bildung – in Karlsruhe vor Fachpublikum verliehen werden. Da die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Veranstaltungsbranche dies jedoch verhinderten, lud der Verband am Donnerstag zu seiner ersten digitalen Studienpreisverleihung im Rahmen der LEARNTEC xChange ein. Insgesamt vier Preise wurden virtuell überreicht. Über die Vergabe entschied im Vorfeld eine unabhängige Jury, bestehend aus Experten der Bereiche Wirtschaft, Verwaltung, Publizistik und Fernstudium. „Dass gleich zwei der Auszeichnungen an Projekte und Angebote vergeben werden, die im klaren Zusammenhang mit der Pandemie stehen, zeigt einmal mehr, wie flexibel und effizient sich die Fernstudienbranche an gesellschaftliche Rahmenbedingungen anpassen kann und vor allem, wie zielgerichtet und schnell Lösungen präsentiert werden“, kommentierte Verbandspr äsident Mirco Fretter die Juryentscheidung.
Neben dem „Studienangebot des Jahres“ lobte der Verband in diesem Jahr erstmals auch das „Fernstudienprojekt des Jahres“ aus. Für den Titel konnten „Best Practice“-Projekte und -Konzepte von Fernlehrinstituten und (Fern-)Hochschulen eingereicht werden, die mit ihrer besonderen Service-Orientierung für DistancE-Learning-Angebote in Bezug auf verschiedene Zielgruppen einen deutlichen Schritt über die gesetzlichen Mindestvorgaben hinausgehen, innovativ sind und Alleinstellungsmerkmale aufweisen können. Die Studienpreisjury prämierte gleich drei Projekte und zeichnete Einreichungen in den Kategorien „Innovative Lernkonzepte“, „Personalentwicklung“ und „Gesellschaftliche Verantwortung“ aus.
Dies sind die Studienpreis-Gewinner 2021:
„Studienangebot des Jahres 2021“
Den Titel „Studienangebot des Jahres 2021“ vergibt der Verband an den Zertifikatsstudiengang „Technoethik“ des Distance and Independent Studies Center (DISC) der TU Kaiserlautern. Angesichts der rasanten Entwicklung der technischen Welt und der fortschreitenden Digitalisierung ist heutzutage kein Lebensbereich des Menschen ohne Technik denkbar. Umso wichtiger wird die ethische Bewusstseinsbildung. Der Studiengang bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, ethische Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen zu erarbeiten, um im breiten Feld der Technologie ethische Sachverhalte und Probleme zu verstehen und den ethischen und theoretischen Anforderungen gemäß selbstständig Stellung zu beziehen. Dabei werden die erlernten Arbeitsmethoden angewendet und kritisch-konstruktive Positionen und Lösungsvorschläge formuliert.
Die Jury beeindruckte die Einreichung, weil sie das Thema Technikfolgenabschätzung in den Fokus rückt. In Zeiten der rasant fortschreitenden Digitalisierung in allen Lebensbereichen gehöre auch der verantwortungsbewusste Umgang mit Technik thematisiert, denn nicht alles, was technisch machbar ist, sei auch gesamtgesellschaftlich begrüßenswert. Hier leiste der Studiengang einen entscheidenden Beitrag für einen dringend benötigten Diskurs.
„Fernstudienprojekt des Jahres – Innovative Lernkonzepte“
Über den Titel „Fernstudienprojekt des Jahres – Innovative Lernkonzepte“ darf sich das Fernlehrinstitut Dr. Robert Eckert GmbH zusammen mit seinem Projektpartner, dem Bildungsbüro Köln e. V., freuen. Beide entwickelten gemeinsam „DigiSens“ – die Antwort auf die Frage „Wie verändert die Digitalisierung die Lernorganisation, Lehrkonzepte, Lern- und Lehrmaterialien?“. Das didaktische Szenario eines digitalen Lehrbriefes wird hierbei als „Drehbuch“ für die geplante Gestaltung und Umsetzung des Lernangebotes definiert. Ausgangspunkt der Planungsüberlegungen sind die angestrebten Lernziele/Kompetenzen, die richtungsweisend für die Auswahl und die Umsetzung der vielseitigen medialen „Instrumente“ und Kommunikationsmöglichkeiten sind. Für die Erarbeitung der Lernsequenzen werden digitale Lernumgebungen systematisch eingesetzt. Sie werden lernpsychologisch und didaktisch ergänzt durch digitale Arbeitsmittel (Medien, Methoden) und illustriert durch den gezielten Einsatz von Medienformaten.
Die Jury überzeugte die Idee der Weiterentwicklung und Anreicherung des „klassischen“ Studienbriefes. Der handlungsorientierte Ansatz von "DigiSens" ermögliche Studierenden neue Zugänge zu Lerninhalten, heißt es im Juryurteil. Die Idee, mit dem zugrundeliegenden Autorenmodul den Lehrbrief zum Drehbuch umzufunktionieren, überzeugt. So könne anhand definierter Lernziele und Kompetenzen nicht nur das „Wie“ der Vermittlung gesteuert, sondern auch angestrebte Lernaktivitäten und das lernprozessbegleitende Feedback bzw. die Betreuung gestaltet werden.
„Fernstudienprojekt des Jahres – Personalentwicklung“
Zum „Fernstudienprojekt des Jahres“ in der Kategorie „Personalentwicklung“ wurde die Weiterbildung „Beauftragte für Medienbildung und Digitalkompetenz an Schulen“ der ibbw-consult gGmbH ausgezeichnet. In der Weiterbildung wird das für die jeweilige Schule passende Profil eines/r Beauftragten entwickelt und anschließend ein Praxistransferprojekt durchgeführt. „Es geht vor allem darum, Schule, Schülerinnen und Schüler für eine zunehmend digitalisierte Lebens- und Arbeitswelt fit zu machen und Medien verstärkt für ein anschauliches, differenziertes, zunehmend selbstorganisiertes und effektives Lernen zu nutzen“, heißt es in der Bewerbung. Das erforderliche Wissen und Erfahrungen seien an den Schulen in vielen Ansätzen bereits vorhanden, aber über verschiedene Personen verteilt. Die Weiterbildung sensibilisiert darauf, diese Ansätze zu erkennen, mit dem Ausbau der technischen Ausstattung weiterzuentwickeln und im Kollegium auszutauschen. Für diese Schulentwicklungsprozesse benötigt die S chulleitung die Unterstützung durch Beauftragte für Medienbildung und Digitalkompetenz im Kollegium zur Koordination, Multiplikation und zur Sicherstellung von Nachhaltigkeit.
Die Jury sagt: „Das Fernstudienprojekt ist eine sehr konkrete Antwort auf eine dringliche bildungspolitische Herausforderung, deren Bedeutung nicht erst durch die Corona-Pandemie offenkundig geworden ist!“ Vor allem vom Ansatz und der Tiefe des Projektes zeigte sich das Gremium begeistert. Denn Lehrkräfte werden hier nicht nur auf die Anwendung neuer technischer Möglichkeiten geschult, sondern es wird ein reflektierter und bedürfnisorientierter Umgang mit Medien und Informationen vermittelt.
„Fernstudienprojekt des Jahres – Gesellschaftliche Verantwortung“
„Gesellschaftliche Verantwortung“ hat die APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft mit dem Projekt „Psychosoziale Unterstützung und Begleitung in Ausnahmesituationen/Pandemiezeiten“ bewiesen und wird dafür mit dem Studienpreis in der Kategorie „Fernstudienprojekt des Jahres“ geehrt. Gerade seit Beginn der COVID-19- Pandemie unterliegen insbesondere Studierende, die in medizinischen und pflegerischen Berufen tätig sind, einer großen Doppel- und Mehrfachbelastung. Diese Studierenden machen einen großen Anteil der Studierendenschaft der APOLLON Hochschule aus. Durch die Herausforderungen der Covid-19-Pandemie tragen sie eine besonders schwere Last mit sich, die sich sowohl auf die Zeit und Energie für das Studium als auch auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Die Hochschule hat hierzu ein umfangreiches Angebotsspektrum zur Stärkung der mentalen Gesundheit entwickelt und nun um den Bereich der psychosozialen Beratung ergänzt. Das Angebot sollte und soll Studierenden dabei hel fen, ihr Studium angesichts der schwierigen COVID-19-Pandemiesituation zu meistern. Da das Angebot auch von allen Mitarbeitenden der Hochschule in Anspruch genommen werden kann, zeigt die Hochschule, dass sie ebenfalls die Zusatzbelastung ihrer Mitarbeitenden anerkennt und dieser auf vielen Ebenen begegnet.
Die Jury ist beeindruckt von dem sozialen Engagement, das die APOLLON Hochschule mit seinem Projekt zeigt. Eine psychosoziale Beratung in der heutigen Zeit unter der Berücksichtigung der COVID-19-Pandemie anzubieten, sei nicht nur selbstlos, sondern auch auszeichnungswürdig. Der niedrigschwellige Zugang über ein eigens dafür entwickeltes Online-Buchungssystem gewährleistet die unkomplizierte und anonyme Terminvereinbarung mit qualifizierten Psychotherapeut/innen. Das Kommunikationsmedium für die Beratung können Studierende frei wählen, sei es das Telefon oder eine Online-Videoberatung. „Dass die Inanspruchnahme der Beratung komplett kostenfrei angeboten wird, zeigt einmal mehr, welche soziale Verantwortung von Seiten der Hochschule hier übernommen wird“, ist sich die Studienpreis-Jury einig.