Der Theoretische Chemiker Andre Dieter Bandrauk hat 1995 gemeinsam mit seinem kanadischen Kollegen Paul Corkum aus der Physikalischen Chemie vorhergesagt, wie man Laserpulse erzeugen kann, die schneller sind als so genannte Femtosekunden-Laserpulse. Femtosekunden sind Intervalle von 0,000.000.000.000.01 Sekunden: Wenn man sich vorstellt, dass das Licht zwischen Erde und Mond etwa eine Sekunde braucht, so breitet es sich binnen Femtosekunden nicht einmal um die Breite eines Haares aus. Femtosekunden-Laserpulse erlauben es, die Bewegung von Atomkernen zu beobachten, die zu chemischen Reaktionen fuehren. Fuer die Femtosekundenchemie wurde Ahmed H. Zewail vom California Institute of Technology, Pasadena/USA, 1999 mit dem Nobelpreis fuer Chemie ausgezeichnet.
"Atto" stammt aus dem Skandinavischen und bedeutet 18. Eine Attosekunde ist also 0,000.000.000.000.000.001 Sekunden lang. Bandrauks Konzept wurde erstmals 2001 vom Experimentator Ferencz Krausz (damals in Wien, jetzt Max-Planck-Institut fuer Quantenoptik, Garching bei Muenchen) in Kooperation mit Paul Corkum umgesetzt. Solche Laserpulse erlauben es, Prozesse zu beobachten, die 1000 Mal schneller sind als die Atomkernbewegung bei chemischen Reaktionen. Demzufolge kann mit den Attosekunden-Laserpulsen die Bewegung von Elektronen beobachten werden, die mehr als 1000 Mal leichter sind als Atomkerne. Im Bild des veralteten Bohr’schen Atommodells koennen die Forscher den Elektronen also neuerdings beim "Huepfen von einer Elektronenbahn auf die andere" zuschauen. Andre Dieter Bandrauk hat den Weg gewiesen, wie dieses Phaenomen mit moderner zeitabhaengiger Quantendynamik der Elektronen theoretisch beschrieben werden kann und wie dadurch neue Vorhersagen zur Kontrolle der Elektronendynamik durch Attosekunden-Laserpulse getroffen werden koennen.
Andre Dieter Bandrauk berichtet in seinem Vortrag an der Freien Universitaet am Mittwoch, 13. Juni, ueber seine Entdeckungen. Am 15. Juni wird ihm der Alexander-von-Humboldt-Forschungspreis verliehen, in dessen Rahmen er von September 2007 an in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Joern Manz am Institut fuer Chemie und Biochemie der Freien Universitaet Berlin taetig sein wird.
Termin und Ort:
Mittwoch, 13. Juni 2007, 17.15 Uhr.
Freie Universitaet Berlin, Institut fuer Chemie und Biochemie, Hoersaal, Takustr. 3, 14195 Berlin