Zur Geschichte des AfeT
Der Ausschlag für die Gründung des AfeT im Jahr 1977 sei der Lausanner Kongress für Weltevangelisation gewesen, teilte der Vorsitzende von 1977 bis 1993, Dr. Helmut Burkhard, im Interview während der Feierstunde mit. „Wir wollten etwas Neues. Es sollte etwas geboren werden, das die Theologie verändert, und Mission und Evangelisation eine Grundlage gibt“, so Burkhardt. Ziele seien bei der Gründung die Zusammenarbeit von evangelikalen Theologen gewesen, die Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Förderung von evangelikaler theologischer Literatur.
In Bezug auf die Herausforderungen des AfeT während seiner Amtszeit, erwähnte Professor Dr. Rolf Hille, AfeT-Vorsitzender von 1993-2013, dass gerade im weltweiten evangelikalen Bereich die Skepsis gegenüber der deutschen Theologie zunehmend größer wurde. Eine Aufgabe bestand darin, „auf der Plattform des AfeT möglichst viele Stimmen zusammen zu tragen“. Grenzen der ökumenischen Zusammenarbeit gebe es allerdings „überall dort, wo rote Linien, die die Heilige Schrift vorgibt, überschritten werden“, so Hille in Bezug auf die Beispiele von Trauungen homosexueller Paare oder die „Ehe für alle“.
Evangelikale Theologie in Deutschland – quo vadis?
Professor Dr. Christoph Raedel, Vorsitzender des AfeT seit 2013, ging in seinem Festvortrag der Frage nach „Wohin geht die evangelikale Theologie in Deutschland?“. Um evangelikale Theologie in Deutschland zu verorten, seien theologische Kategorien allein nicht hilfreich. Es ginge auch um soziologische und sozialpsychologische Dynamiken.
Mit Blick in die Vergangenheit stellte Raedel zunächst fest, dass evangelikale Theologie in Deutschland keine vergleichbare Anerkennung wie im angelsächsischen Bereich gefunden hat. In der Gegenwart sei sie von Pluralisierung gekennzeichnet. Diese Vielfältigkeit sei beispielsweise an der Ausdifferenzierung der theologischen Ausbildungslandschaft zu erkennen. Sie sei auch daran erkennbar, dass für einige evangelikale Theologen eher die Moderne, für andere mehr die Postmoderne der Gesprächszusammenhang ihrer Theologie ist. Ferner ginge mit der Pluralisierung der Bedeutungsverlust der Theologie einher, auch der evangelikalen.
Zur Beantwortung seiner Leitfrage beschrieb Raedel drei „Visionen“, die seiner Meinung nach bestimmend für den Weg der evangelikalen Theologie in der Zukunft sind: Zunächst müsse Exzellenz in Lehre und Forschung angestrebt werden. Ohne „Eliten-Dünkel“, sondern zur Ehre Gottes und zur Qualifikation des eigenen akademischen Nachwuchses. Zweitens müssten die legitime Vielfalt der Perspektiven und Lebenswege auf eine Einheit bezogen werden: „Evangelikale werden sich in einer mehrheitlich nichtchristlichen Gesellschaft unterscheiden, weil Gottes Reich nicht von dieser Welt ist“, so Raedel.
Exzellenz für evangelikale Theologie heiße letztlich auch, sie in Verantwortung für Kirche und Gemeinde zu betreiben: „die Theologie hilft der Gemeinde, die Landkarte von Gottes Weg mit den Menschen richtig zu lesen, die Gemeinde hilft der Theologie dazu, die Karte richtig herum zu halten: nur gemeinsam bleiben sie in der Spur Christi und im Horizont von Gottes Reich“.
Weitere Informationen unter: www.afet.de