„Dieser Tag ist ein Meilenstein für die evangelischen Christen in Argentinien, denn der Senat des Landes hat das Gesetz zur Einführung des Nationalen Tages der evangelikalen und protestantischen Kirchen verabschiedet“, erklärte Christian Hooft, Präsident von ACIERA (Argentinische Evangelische Allianz). Diese Organisation hatte eine entsprechende Initiative gestartet.
Einige Tage zuvor hatte Hooft Senatoren die Gründe für diese Initiative erläutert. Er betonte „die historische Bedeutung des 31. Oktobers, des Datums, an dem der deutsche Mönch Martin Luther 1517 die 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte und damit den Beginn der protestantischen Reformation markierte, die einen tiefgreifenden Einfluss auf die westliche Welt hatte und die Praxis und das Verständnis von Religion veränderte“.
„Die Ideen Luthers und anderer Reformatoren wie Johannes Calvin und Ulrich Zwingli verbreiteten sich rasch in ganz Europa und führten zu heftigen religiösen Konflikten, aber auch zu einer Betonung der Gewissensfreiheit und der persönlichen Auslegung der Bibel“, fügte er hinzu.
Anerkennung der gesellschaftlichen Wirkung
Für Hooft bedeutet die Festlegung des 31. Oktober zum „Nationalen Tag der evangelischen und protestantischen Kirchen“, dass die Bedeutung dieser religiösen Tradition in der argentinischen Geschichte und Gesellschaft anerkannt wird: „Es ist eine Geste des Respekts und der Unterstützung des interreligiösen Dialogs, der die Vielfalt und Pluralität des Landes fördert.“
Darüber hinaus sei es eine „Gelegenheit, über die Herausforderungen und Chancen nachzudenken, mit denen die Kirchen heute konfrontiert sind, und die Bedeutung ihrer Arbeit für Werte wie Gleichheit und Meinungsfreiheit in der Gesellschaft anzuerkennen“, fügte er hinzu.
Wachsender Anteil der Protestanten in der Bevölkerung
In Argentinien bezeichnen sich nach Daten aus dem Jahr 2019 15,3 Prozent der Bevölkerung als evangelikal und protestantisch, und es gibt landesweit über 25.000 protestantische Kirchengemeinden. „Diese Glaubensgemeinschaften spielen eine Schlüsselrolle im spirituellen und sozialen Leben des Landes und fördern Werte wie Solidarität, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Leben, Freiheit und Frieden“, so der Präsident von ACIERA. Zu den wachsenden protestantischen Kirchen in Argentinien gehört die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die in Deutschland rund 34.000 mündig getaufte Mitglieder zählt. In Argentinien sind es rund 120.000 getaufte Mitglieder in 654 Gemeinden (Stand 2022).
In ganz Südamerika, einst ein fast geschlossen katholischer Kontinent, verstehen sich mittlerweile rund 22 Prozent der Bevölkerung als protestantisch, 56 Prozent sind katholisch. 2002 lag der Anteil der Protestanten noch bei 10 Prozent, wie jesus.ch berichtet.
Reformationstag in Deutschland
Der Reformationstag wird von evangelischen Christen in Deutschland und Österreich am 31. Oktober im Gedenken an den Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther im Jahr 1517 gefeiert. In der Schweiz gilt der erste Sonntag im November als Reformationssonntag, der zeitlich in Anlehnung an den Reformationstag in Deutschland und Österreich festgelegt ist.
Der Reformationstag ist seit der deutschen Wiedervereinigung gesetzlicher Feiertag in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie seit 2018 in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In Baden-Württemberg ist der Reformationstag schulfrei. Im Jahr 2017, dem 500. Jahr des Beginns der Reformation, war der 31. Oktober einmalig ein gesamtdeutscher gesetzlicher Feiertag.