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EU-Tagung mit religiösen Führungspersönlichkeiten

(lifePR) (Brüssel/Belgien, )
Die Religionsgemeinschaften in Europa müssen sich für die gesellschaftliche Eingliederung von Migranten einsetzen, wissen aber, dass viele ihrer Anhänger diese aufnehmende Haltung kaum teilen. Das ist nach den Worten von Wiens neuem Oberrabbiner Arie Folger eine der Erkenntnisse, die am 29. November bei einem EU-Treffen in Brüssel mit religiösen Führungspersönlich-keiten zur Sprache kamen.

Bei der Tagung der EU-Kommission sprachen hochrangige Vertreter von Christentum, Judentum und Islam über Migration, Integration und europäische Werte. Im Gespräch mit „Radio Vatikan" sagte Folger, bei einer solchen Debatte würden sich die religiösen Führungspersönlichkeiten gewissermaßen „in einem Echoraum" befinden, „wo man mit Gleichgesinnten spricht". Namentlich christliche Verantwortungsträger hätten aber darauf hingewiesen, dass in ihren jeweiligen Kirchen „auch ganz andere Meinungen" vorhanden seien. „Es gibt einen Konsens, dass man etwas tun muss und dass die Menschenliebe im Vordergrund stehen soll, aber es gibt keinen Anspruch, dass dieser Konsens auch der Konsens auf der Straße ist", sagte Oberrabbiner Folger.

Der jüdische Geistliche warnte vor einer kurzfristigen Strategie im Umgang mit der Flüchtlingskrise. Polizeidaten etwa aus Deutschland und Frankreich zeigten klar, dass nicht die erste Generation, sondern Angehörige der zweiten oder dritten Generation Schwierigkeiten bei der Akzeptanz europäischer Werte hätten und straffällig würden: „Man muss aufpassen: die Integration besteht nicht nur aus der Aufnahme von neuen Flüchtlingen, aus Sprachunterricht und Versorgung mit Arbeit und Dach über dem Kopf. Erst wenn die zweite Generation gut integriert ist, kann man sagen, dass man erfolgreich ist – wenn sich die Leute mit Europa identifizieren und die demokratischen Werte Europas zu ihren eigenen gemacht haben". Das verlange die richtigen Schritte auf beiden Seiten, von Migranten und Aufnahmeländern, so Folger.

Rechtsextremer, linksextremer und radikalmuslimischer Antisemitismus

Antisemitismus in Europa kommt heute nach den Worten des Oberrabbiners aus verschiedenen Richtungen. Folger unterschied zwischen rechtsextremem, linksextremem und radikalmuslimischem Antisemitismus, „und man soll nicht den einen Antisemitismus allein sehen und die anderen Arten vergessen". In Papst Franziskus sieht der neue Wiener Oberrabbiner, der seit 1. September im Amt ist, einen sehr guten Verbündeten: „Wir freuen uns sehr über bestimmte Aussagen von Papst Franziskus, die wesentlich dazu beitragen, dass den Menschen bewusst wird, dass der Antisemitismus manchmal breiter ist als man öffentlich berichtet".

Arie Folger war von 2003 bis 2008 Rabbiner der Israelitischen Gemeinde Basel (Schweiz) und arbeitete danach als Verlagsdirektor des Amerikanischen Rabbinerverbandes. Seit September 2011 war er als Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde München tätig und 2015/2016 als Rabbiner im Dienst der Jüdischen Gemeinde Karlsruhe. Am 1. Juni 2016 trat er das Amt als Oberrabbiner in Wien an. Er wurde 1974 in Belgien geboren und absolvierte seine Ausbildung zum Rabbiner unter anderem in Wilrijk (Belgien), Gateshead (England) sowie in Jerusalem und New York. Rabbiner Arie Folger ist verheiratet und hat sechs Kinder.

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