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Elf Thesen zur Vermittlung der christlichen Botschaft im 21. Jahrhundert

(lifePR) (Kiew/Ukraine, )
Der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Bischof Prof. Dr. Thomas Schirrmacher, und der Dozent für Missiologie und Leiter des WEA-Netzwerks für Frieden und Versöhnung, Prof. Dr. Johannes Reimer, unterbreiteten elf Vorschläge im Sinne einer strategischen Definition der Übermittlung der christlichen Botschaft im 21. Jahrhundert. Diese seien nicht als offizielle Erklärung oder Grundsatzprogramm der WEA zu verstehen, schreibt „Bonner Querschnitte“, sondern basierten auf der langjährigen Erfahrung der beiden Professoren.

„Erfolgreiche Kommunikatoren müssen die Sprache, die jeweilige Kultur und den Zeitgeist verstehen, um den Menschen das Evangelium in angemessener Weise zu vermitteln. Wer sich um die Zukunft des Evangeliums in der Welt sorgt, sollte sich mit den Themen befassen, die für die Welt von Bedeutung sind“, schreiben die Professoren in der Einleitung zu den elf Thesen.

Die Welt befinde sich in einem ständigen Wandel, was auch für die Sprache, Kulturen und Kommunikationsformen gelte. Christen müssten sich diesem Wandel stellen, um „das sich nie ändernde Evangelium erfolgreich zu vermitteln“.

In diesem Sinn seien die folgenden elf Themen laut den Professoren von entscheidender Bedeutung, um die christliche Botschaft in den Kulturen rund um den Globus bekannt zu machen.

1. Globalisierung und Migration und die damit verbundene Entstehung von Diasporagemeinschaften

Es gehe für die WEA darum, die traditionell entlang nationalen Grenzen gebildeten Allianzen für selbstverwaltete Netzwerke der Diaspora zu öffnen, die sich entlang sprachlicher oder ethnischer Grenzen entwickelten.

2. Urbanisierung und ihre Folgen

Immer mehr Menschen lebten weltweit in bitterster Armut in Slums. „Ihnen das Evangelium zu verkünden bedeutet, nach Möglichkeiten zu suchen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Das Evangelium muss in diesen Kontexten eine praktische Form annehmen.“

3. Die Ausbreitung der Weltreligionen

Große Religionen seien allgegenwärtig. „Dies erfordert sowohl Kenntnisse über andere Religionen als auch theologische Argumente für das Evangelium. Die Verkündigung im interreligiösen Raum setzt voraus, dass das Evangelium vom westlichen kulturellen Ballast befreit wird und eine Form annimmt, die für die Menschen in diesem religiösen und kulturellen Raum verständlich ist.“

4. Säkularismus und Agnostizismus

Ein religionsfeindlicher Säkularismus dränge auch evangelikale Kirchen an den Rand bis hin zur Kriminalisierung. Das Evangelium müsse bewusst von öffentlichen Bildern der historischen Kirche abgekoppelt werden und evangelikale Führungskräfte müssten geschult werden, mit solchen Situationen umzugehen.

5. Der Islam in allen Erscheinungsformen fordere das Christentum in ungeahnter Weise heraus

In Ländern, die vom Islam geprägt sind, komme es schnell zu einer Verwechslung zwischen christlichen und westlichen Werten. Christen mit muslimischem Hintergrund sollten ermutigt werden, eigene Evangelisationsstrategien zu entwickeln, unabhängig von Lehrbuchideen oder Zustimmung von außen.

6. Politische, multipolare Konfrontationen auf globaler und nationaler Ebene

„Das Christentum neigt dazu, sich an westliche liberal-demokratische Ideen zu klammern und läuft Gefahr, mit diesen Systemen verwechselt zu werden“, schreiben die Professoren. Das Evangelium dürfe jedoch keinem politischen System unterworfen werden, sondern müsse das Reich Gottes und seine Werte fördern. „Wir müssen daher die starke Abhängigkeit der Verkündigung des Evangeliums von politischen Ansichten, die ihren Ursprung im Westen haben, neu überdenken.“

„Die Fälle der USA und Brasiliens zeigen, dass wachsende politische Macht dazu führen kann, dass die Kirche in einer politischen Partei aufgeht oder zum Anhängsel einer bestimmten politischen Partei wird, was dann in der Öffentlichkeit das überschattet, wofür wir wirklich stehen.“

7. Die Bewahrung der Schöpfung als Teil des Menschseins und des Vertrauens in den Schöpfer

Wo die Zukunft der Schöpfung auf dem Spiel stehe und nach Lösungen gesucht werde, sollten Christen zeigen, dass sie „gute Verwalter der Schöpfung“ seien, die sie vor Habgier und anderen bösen Motiven schützten.

8. ‚Erste Nationen‘ und mündliche Kulturen

Das Verhältnis zu den Anhängern indigener Religionen innerhalb der Ersten Nationen (indigene Völker) müsse neu überdacht werden, fordern Schirrmacher und Reimer. Man müsse stärker zwischen dem Auftrag, die christliche Botschaft zu vermitteln und den Bemühungen, andere Nationen nach dem Vorbild der industrialisierten Welt zu zivilisieren, unterscheiden.

9. Künstliche Intelligenz (KI) und das Evangelium

Es gehe in diesem Bereich darum, Experten für KI, welche die Werte der Bibel verträten, mit der Kirche zusammenzubringen, um für die Vermittlung der christlichen Botschaft in einer digitalen Welt vorbereitet zu sein.

10. Historische Kirchen und Reformation oder Erweckung

Die Verfasser sehen folgende Entwicklungen: „1) Viele historische Konfessionen spalten sich entweder sichtbar oder intern in konservative und liberale Lager in moralischen Fragen. (2) Historische Kirchen im globalen Süden distanzieren sich von ihren liberaleren Mutterkirchen im Westen. (3) Das Vordringen der charismatischen Bewegung hat dazu geführt, dass praktisch alle Kirchen über große charismatische Flügel verfügen, die oft eng mit charismatischen oder pfingstlerischen Kirchen in der evangelikalen Welt verbunden sind.“

11. Bibelkenntnis, Jünger, ungeschulte Pastoren

Das unglaubliche Wachstum der Christen rund um den Globus bedinge auch eine grosse Anzahl geistlicher Leiter, um die Gemeinden zu fördern. Es brauche neue Initiativen, die globale und lokale Teilnehmer zusammenbringen, um die Bibelkompetenz zu fördern, neue Gläubige zu einem reiferen Glauben zu führen, eine Million ungeschulter Pastoren auszubilden und das breite Spektrum an nicht-traditionellen und traditionellen Ausbildungsmöglichkeiten zu erweitern.

Weitere Themen, an denen die WEA arbeite, könnten in diesem Zusammenhang erwähnt werden, schreiben die Verfasser:
  • gescheiterte Staaten und die Herausforderung der Kirche, die in diesen Staaten lebt
  • Rassismus auf allen Ebenen
  • Menschenhandel einschließlich Zwangsprostitution
  • sexueller Missbrauch im Allgemeinen und sexueller Missbrauch von Minderjährigen, besonders im kirchlichen Kontext
  • Unterdrückung von Frauen
  • unheilige Aneignung und Anhäufung von Reichtum
  • religiöser Nationalismus und seine Rolle in Wahlkämpfen
  • Völkermorde, einschließlich der Überschneidung von Christenverfolgung und Völkermordzielen
  • das ungeborene Leben und die Pro-Life-Bewegung
  • die Rolle der Kirche in alternden Kulturen mit einer wachsenden Zahl älterer Menschen, wie z. B. in Europa, Japan oder China
  • die Rolle der Kirche in Kulturen, in denen junge Menschen die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, wie z. B. in Afrika
  • die Schwierigkeit für die Kirchen, sich in vielen Ländern rechtlich registrieren zu lassen.
Der ausführliche Artikel in Bonner Querschnitte:
https://www.bucer.de/ressource/details/bonner-querschnitte-012024-ausgabe-778.html

Evangelische Allianz

Zur Weltweiten Evangelische Allianz zählen sich etwa 600 Millionen Menschen in 143 Ländern. Sie ist der am längsten bestehende gemeindeübergreifende Zusammenschluss evangelischer Christen. Die theologische Basis ist die sogenannte „Glaubensbasis“, deren erste Fassung bereits 1846 bei der Gründung der Evangelischen Allianz in London verabschiedet wurde. Zum Netzwerk der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) gehören ca. 900 örtliche Allianzkreise, in denen sich Christen aus verschiedenen landes- und freikirchlichen Gemeinden, Organisationen und Werken treffen, um vor Ort zusammenzuarbeiten. Arbeitsfelder der EAD sind diakonische, pädagogische, publizistische und missionarische Aktivitäten in ca. 380 Einrichtungen allein in Deutschland. Die EAD ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Bad Blankenburg (Thüringen). Website: www.ead.de

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