Übereinstimmende Berichte der Tageszeitung Miami Herald und Qaribo News bestätigten den Vorfall. Ebenso Dr. Gregory M. Figaro, dessen Vater, Greger Figaro, die Gemeinde gegründet hat. „Wenn so etwas passieren kann, dann ist in diesem Land alles möglich, denn es gibt keinen Respekt vor irgendeiner Institution, egal ob es eine Kirche oder eine Schule ist", sagte Figaro dem Miami Herald. „Sie packen die Leute sogar in ihren Häusern."
Figaro sagte, er sei während des Vorfalls anwesend gewesen, den viele Haitianer zunächst für einen Aprilscherz oder einen schlecht gespielten Sketch hielten. Er habe ein Klopfen an der Tür gehört und dann einen Mann mit einer Waffe in der Tür stehen sehen. „Zuerst konnte ich es nicht glauben", sagte er. Danach habe er bewaffnete Männer eintreten sehen. Figaro und andere seien sofort in einen kleinen Flur im Inneren des Studios gerannt, um in Deckung zu gehen.
Es seien etwa 10 bis 15 Personen während des Livestreams anwesend gewesen. Es wären vielleicht acht oder neun bewaffnete Männer gewesen, meinte er. Sie seien in zwei Fahrzeugen gekommen. „Erst als ich eine der Frauen im Flur weinen hörte, wurde mir klar, was gerade passiert war". Als wir aus dem Korridor zurückkamen hatten sie die Räume bereits verlassen.“
Bei den Entführten handele es sich um zwei Techniker sowie den Pastor Audalus Estimé und den Musiker Welmyr Jean-Pierre. Jean-Pierre sei ein bekannter Pianist und sei oft mit dem in Europa lebenden Beethova Obas, einem berühmten haitianischen Musiker und Komponisten, aufgetreten. Zwei Frauen, die sich ebenfalls im Studio befanden, konnten entkommen, so Figaro. Obas meldete sich sofort auf Twitter, nachdem er die Nachricht gehört hatte und bat auf Kreolisch und Englisch um die Freiheit von Jean-Pierre.
Die Entführung ereignete sich ca. zweieinhalb Stunden nach Beginn eines längeren Gottesdienstes. Minuten zuvor hatte Pastor Estimé über die Macht Gottes gepredigt. Während eines anschließenden Liedes erschien ein unmaskierter, schwer bewaffneter Mann in einem dunklen Hemd auf dem Bildschirm und forderte die Sänger auf, mit ihm mitzukommen.
Die Entführung ereignete sich am Gründonnerstag der Karwoche, die in Haiti traditionell eine tiefreligiöse Woche ist. Die Entführung habe nicht nur die adventistische Kirchengemeinde erschüttert, sondern auch Haitianer innerhalb und außerhalb des Landes. Sie befürchten, dass die sich ausbreitenden bewaffneten Banden im Land mit der zunehmenden Unsicherheit immer mehr an Einfluss gewinnen.
Haiti erlebt einen alarmierenden Anstieg von Entführungen, die im letzten Jahr um 200% zugenommen haben. Während niemand vor diesem Phänomen gefeit ist, ist diese jüngste Entführung die zweite, die die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Haiti trifft. Im Dezember wurde Pastor Elie Henry, der Leiter der Siebenten-Tags-Adventisten in der Region Mittelamerika zusammen mit seiner Tochter, einer Physiotherapeutin, entführt, Sie wurden an Heiligabend entführt und später unversehrt wieder freigelassen.
Auch Henry habe eine Videokopie von dem Vorfall in Diquini erhalten und konnte zunächst nicht glauben, was er da sah. „Uns fehlen die Worte. Wir sind emotional hin- und hergerissen über das, was hier passiert“, sagte Henry. „Wir müssen am Glauben festhalten und unser Vertrauen auf Gott setzen.“
Diese Meldung erschien ursprünglich im Miami Herald.