Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) umfasst alle Eingriffe, bei denen die weiblichen Genitalien aus nicht-medizinischen Gründen verändert oder verletzt werden, und ist international als Verletzung der Menschenrechte von Mädchen und Frauen anerkannt. Sie spiegelt die tief verwurzelte Ungleichheit zwischen den Geschlechtern wider und stellt eine extreme Form der Diskriminierung von Frauen und Mädchen dar. Die Praxis verletzt auch ihre Rechte auf Gesundheit, Sicherheit und körperliche Unversehrtheit, ihr Recht, frei von Folter und grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung zu sein, und ihr Recht auf Leben, wenn der Eingriff zum Tod führt.
Ein globales & traumatisierendes Phänomen
Alle 11 Sekunden wird ein Mädchen durch das sogenannte Ritual der weiblichen Genitalbeschneidung verstümmelt. 8.000 kleine Mädchen teilen dieses Schicksal jeden Tag. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit rund 150 Millionen verstümmelte Frauen und Mädchen. FGM kommt nicht nur in den Ländern Afrikas vor, sondern auch dort, wo sie eigentlich verboten ist.
Obwohl hauptsächlich in 30 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens verbreitet, ist FGM ein universelles Problem und wird auch in einigen Ländern Asiens und Lateinamerikas praktiziert. FGM wird weiterhin unter Einwanderern in Westeuropa, Nordamerika, Australien und Neuseeland praktiziert.
Das UNHCR (Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen) schätzt, dass über 600.000 Frauen in Europa mit den Folgen von FGM leben und weitere 180.000 Mädchen und Frauen in 13 europäischen Ländern von der schädlichen Praxis bedroht sind. Allein in Deutschland leben etwa 50.000 Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung! Darüber hinaus schätzt das UNHCR, dass seit fünf Jahren jedes Jahr mindestens 20.000 Frauen und Mädchen, die als Asylsuchende nach Europa kommen, von FGM betroffen sein könnten.
Die Frauen sind tief traumatisiert. Die Schrecken, die sie erlebt haben, wirken sich nachhaltig auf ihr weiteres Leben aus. Entzündungen im Genitalbereich, Inkontinenz, Fistelprobleme, die daraus resultierende gesellschaftliche Isolation, ein unerträgliches Schamgefühl und sogar der Tod sind meist die Folgen.
Desert Flower Center - Krankenhaus Waldfriede
Weltweit gibt es zahlreiche Organisationen und Vereine, die gegen dieses Phänomen kämpfen. In Europa gibt es insbesondere das „End FGM European Network“ - ein europäisches Dachnetzwerk von 30 Organisationen, die sich nachhaltig für die Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung einsetzen.
End FGM EU ist in 14 europäischen Ländern angesiedelt und arbeitet daran, nachhaltige europäische Aktionen zur Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung zu gewährleisten, indem es Basisgemeinschaften mit Nichtregierungsorganisationen (NGO’s) verbindet. Das Netzwerk ist bestrebt, Brücken und Kooperationen mit allen relevanten Akteuren im Bereich FGM sowohl in Europa als auch weltweit zu bauen. All dies, indem es die Stimmen der Gemeinschaften als Plattform nutzt, um europäische Regierungen und politische Entscheidungsträger zu beeinflussen, damit sie sich für die Abschaffung von FGM einsetzen.
In Zusammenarbeit mit der Stiftung "Desert Flower Foundation", die von dem ehemaligen Supermodel Waris Dirie gegründet wurde, hat das Krankenhaus Waldfriede in Berlin, eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Maßnahmen ergriffen und ein neues Zentrum eröffnet, das Opfern von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) helfen soll. Am 11. September wurde das „Desert Flower Center“ in Anwesenheit von Waris Dirie eröffnet. Es bietet medizinische Hilfe und psychosoziale Betreuung für mehr Lebensqualität nach Genitalverstümmelung. Weiter ein ganzheitliches Angebot und Selbsthilfegruppe für Frauen mit FGM. Sowohl die medizinische als auch die psychosoziale Behandlung sind für die betroffenen Frauen kostenfrei.
Zum Desert Flower Center: www.dfc-waldfriede.de