Demnach amtiert der Theologe Feditschkin, langjähriger Baptistenpastor in Moskau, seit 2013 als REA-Präsident. Generalsekretär Sergei Wdowin, Pastor der «Vereinigung von Kirchen evangelischer Christen» in Moskau, hat seit 2011 diese Funktion inne.
Wichtig bei der diesjährigen Konferenz mit 30 Teilnehmenden sei die Bestimmung gewesen, dass nur die offiziellen Delegierten von Kirchen und kirchlichen Organisationen über ein Stimmrecht verfügt hätten, schreibt William Yoder, REA-Mediensprecher. So habe es sich verhindern lassen, dass Mitglieder einer einzigen Ortsgemeinde den Ausgang der Wahlen hätten mitbestimmen können. Nahezu alle führenden protestantischen Denominationen des Landes waren bei der Konferenz vertreten. Laut Yoder sei es der REA-Leitung bisher relativ gut gelungen, ihrer Basisfunktion als Dachorganisation nachzukommen, also ohne von Kirchen oder Organisationen abhängig zu sein.
Die Wiederwahl Alexander Feditschkins weise auf Kontinuität hin und mit größeren Überraschungen sei nicht zu rechnen, so William Yoder. Immerhin habe Witali Wlasenkos Ernennung zum «Globalen Botschafter» im April 2017 zu einem bedeutenden Auftakt an ausländischen Aktivitäten geführt. Wlasenko, bis März 2017 Abteilungsleiter für Außenbeziehungen beim Russischen Baptistenbund, spielte bereits eine leitende Rolle in der osteuropäischen Arbeit der in der Schweiz beheimateten Europäischen Evangelischen Allianz (EEA). Die EEA wird vom 8. bis 13. Oktober im estnischen Tallinn eine Konferenz für Jugendleiter durchführen.
Wlasenko bemühe sich laut REA ferner um die Vernetzung der protestantischen Geschäftsleute und Landwirte Russlands. «Es reicht nicht aus, dass sich Bauern mit dem Ernähren der eigenen Familie begnügen – unsere Ziele müssen weiter reichen. Unsere Gemeinden werden finanziell erst selbständig, wenn wir sehr viel mehr Firmen haben, welche die Arbeit der Kirchen unterstützen», so Wlasenko. Gutbezahlte Arbeitsstellen seien das beste Mittel gegen eine anhaltende Abwanderung in den Westen. Man sei auch deshalb auf der Suche nach ausländischen Krediten und Investoren sowohl im Westen wie in China.
Gleichzeitig wolle die Russische Allianz eine zutiefst russische Einrichtung bleiben, schreibt Yoder. Die 70 Mitglieder in der «Balsam»-Gemeinde des Sergei Wdowin erzielten bemerkenswerte Fortschritte beim Versuch, eine Selbstbestimmung und Selbstfinanzierung zu erzielen. Wdowin weist häufig darauf hin, die russische Kirche müsse sich nun auf die eigenen Kräfte verlassen.
Der Russische Protestantismus bleibe weiterhin gespalten, so Yoder. Seit 2015 arbeiteten nicht mehr alle größeren Denominationen im «Konsultativrat der Leiter der protestantischen Kirchen Russlands» mit. Die REA werde aber in Zukunft an den Sitzungen des Konsultativrats teilnehmen. Die Russische Evangelische Allianz sehe im Konsultativrat keinen Konkurrenten: Der Konsultativrat ist bemüht, von oben nach unten zu arbeiten, bei der Allianz ist dies umgekehrt der Fall. Die REA ist bestrebt, eine Laienbewegung von Christusgläubigen zu sein, die sich um die zwischenkirchliche Kooperation bemüht. Sie versteht sich als eine Bewegung, in der alle Protestanten mitmachen können.
Bei der 15. Jahreskonferenz habe Präsident Feditschkin auf die Angst der Gläubigen vor den Folgen der restriktiven Jarowaja-Gesetze von 2016 hingewiesen. Diese Gesetze enthielten u.a. ein Verbot evangelistischer Aktionen auf öffentlichen Plätzen sowie das Beschränken religiöser Handlungen auf offiziell dafür vorgesehene Räumlichkeiten. Zahlreiche Kirchengebäude und Bildungsprogramme würden gegenwärtig vom Staat unter die Lupe genommen, so Yoder. Die Leitung der Allianz bleibe sich jedoch einig in der Überzeugung, dass man sich ruhig verhalte und weiterhin den Auftrag der Kirche in vollem Umfange wahrnehme. Beim Kirchentreffen beschrieb Iwan Boritschewski vom Moskauer Büro der von Eduard Grabowenko angeführten, pfingstlerischen «Russischen Kirche der Christen evangelischen Glaubens» die Gegenwart sogar als eine «großartige und gesegnete Zeit, um der Arbeit der Kirche nachzukommen». Da sich die Kirchen um die Einhaltung aller russischen Gesetze bemühten, gebe es keinen Grund für Angst.