Aus Deutschland nahm Harald Rückert, Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), als Vertreter des internationalen Bischofsrats der United Methodist Church, an der Konferenz teil. Rückerts Amtsvorgängerin Rosemarie Wenner war als „Genfer Sekretärin“ ebenfalls Teilnehmerin dieser Reise. Mit diesem Amt hält sie in ihrem Ruhestand den Kontakt zwischen dem Weltrat Methodistischer Kirchen und dem in Genf ansässigen Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) sowie anderen kirchlichen Weltbünden.
Während der Konferenz reiste die Delegation des Weltrats Methodistischer Kirchen ins Jordantal, zur Westbank und nach Jerusalem, um sich vor Ort zu informieren. Begleitet wurde sie dabei von den Mitarbeitenden des Methodistischen Verbindungsbüros in Jerusalem und von Personen, die zur Organisation „Eco Peace“ gehören, teilte Rosemarie Wenner mit. Diese Organisation unterhält Büros in der jordanischen Hauptstadt Amman sowie in Ramallah, dem Sitz der Palästinensischen Autonomiebehörde, und im israelischen Tel Aviv. Eco Peace sei die einzige Organisation, die mit den drei Regierungen in dieser konfliktträchtigen Region zusammenarbeite. Sie bringe Menschen dieser Regionen zusammen und fördere ein Bewusstsein für die Bedeutung des Naturschutzes, wirke auf eine faire Verteilung der Ressource Wasser hin und setze sich dafür ein, politische Gräben zu überwinden.
Massive Eingriffe in die Wasserversorgung
„Im Westjordanland hörten wir von massiven Eingriffen in die Wasserversorgung durch den Ausbau der jüdischen Siedlungen und vom Überlebenskampf der Bauern und Beduinen, die von Umsiedlungen bedroht sind“, berichtete Bischöfin i.R. Rosemarie Wenner. Aber auch von internationaler Solidarität und vom Durchhaltevermögen vieler Menschen, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzten, sei die Rede gewesen. Dies hätte die Delegation insbesondere in den Begegnungen mit der Familie Nassar auf ihrer Farm in der Nähe von Bethlehem spüren können.
Menschen bauen Brücken
Obwohl es Dokumente gebe, die beweisen würden, dass das Land seit 1916 dieser christlichen palästinensischen Familie gehöre, wolle Israel das Land übernehmen. Seit neunzehn Jahren dauere der Rechtsstreit an. Da keine Brunnen gebohrt werden dürften, sammele die Familie das Regenwasser in Zisternen, sodass die Arbeit weitergehen könne. Die Mitarbeitenden des Methodistischen Verbindungsbüros in Jerusalem kämen regelmäßig zu Abendmahlsfeiern auf die Farm. Freiwillige aus aller Welt würden bei der Bewirtschaftung der Farm helfen. Es entstand die „Zelt der Nationen“ genannte Begegnungsstätte, in der beispielsweise Sommerlager für traumatisierte Kinder abgehalten würden. „Wir weigern uns, Feinde zu sein“ stehe auf einem Stein am Eingang der inzwischen von jüdischen Siedlungen umgebenen Farm. „Hier werden innere Grenzen überwunden, obwohl die äußeren Barrieren immer höher werden“, so Rosemarie Wenner. „Menschen bauen Brücken“ laute das Motto der Nassar-Familie, die viele Kontakte nach Deutschland habe.
Der Generalsekretär des Weltrats Methodistischer Kirchen, Bischof Ivan Abrahams, und die stellvertretende Ratsvorsitzende, Gillian Kingston, überreichten in einer Feierstunde unter freiem Himmel den Friedenspreis des Methodistischen Weltrats an die Familie Nassar.
Weltrat Methodistischer Kirchen
Der Weltrat Methodistischer Kirchen (World Methodist Council, WMC) ist ein Dachverband von über 70 Kirchen methodistischer und wesleyanischer Tradition sowie mit ihnen verbundener unierter und vereinigter Kirchen, in denen über 51 Millionen Menschen ihre geistliche Heimat hätten. Die United Methodist Church (in Deutschland Evangelisch-methodistische Kirche, EmK) sei mit über 12,5 Millionen Kirchengliedern die größte Mitgliedskirche des WMC. Im Rat arbeiteten rund 400 Kirchenvertreter mit. Die Kirchen finanzierten den Weltrat gemeinsam. Ziel des Zusammenschlusses sei die Förderung der Einheit unter den beteiligten Kirchen und das gemeinsame Zeugnis für den christlichen Glauben in der Welt. Zudem fördere der WMC ökumenische und interreligiöse Aktivitäten. Seit 1956 hat der WMC seinen ständigen Sitz in Lake Junaluska, im US-Bundesstaat North Carolina.
Der Friedenspreis
Der Friedenspreis des Weltrats Methodistischer Kirchen wurde 1977 erstmals verliehen. Er wird jährlich einer oder mehreren Personen oder Organisationen zugesprochen, die in ihrem Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung in der ganzen Welt Mut, Kreativität und Standhaftigkeit bewiesen haben. Der Preis besteht aus einer vergoldeten Silbermedaille und ist mit einem symbolischen Betrag von 1.000 US-Dollar dotiert. Zu den früheren Preisträgern gehören unter anderen der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela, der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu, der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, der ehemalige Präsident von Mazedonien, Boris Trajkovski, die Mütter des Platzes der Mairevolution in Argentinien und der ehemalige Generalsekretär der KPdSU und Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow.
Weitere Informationen: www.worldmethodistcouncil.org/whatwedo/world-methodist-peace-award