In HÖLLE HAMBURG geht es um ein Schiff, das im Hamburger Hafen von seinen Eignern im Stich gelassen wird, um die Mannschaft, die sich mit dem ihr zugewiesenen Status nicht zufrieden geben will und um eine Dokumentarfilmerin, deren Talent vom Fernsehen wenig, von einem Geheimdienstmitarbeiter dafür aber um so mehr geschätzt wird.
In der Mannschaft des Schiffes befindet sich die Zelle eines mysteriösen Matrosengeheimkultes, der ein Residuum des Marineapparats der Komintern darstellt. Einige Zellen dieses Apparats haben die Auflösung der Komintern (1942) überlebt und mit der Zeit die Körperbilder der Agitproptruppen mit den Codierungstechniken der Nachrichtenapparate vermischt und damit in obsessive Trancetechniken übertragen. Mittels eines Mediums kommunizieren sie mit den Geister-Kadern der Komintern und übernehmen, von diesen geleitet, die Kontrolle über das Schiff.
Die Dokumentarfilmerin ist eigentlich damit beschäftigt, für einen Themenabend einen Dokumentarfilm über moderne Regel- und Steuerungstechniken in der Hafenlogistik herzustellen. Als sie im Zuge ihrer Arbeit mit dem "abandoned ship" in Kontakt gerät, wird sie von den Geistern der Matrosen infiziert und nimmt in deren Besessenheitskult eine Funktion ein. So oszilliert sie zwischen ihrer Alltagswelt, in der sie u.a. Interviews im Hamburger Hafen macht und sich wegen ihres Filmes mit ihrem Produzenten herumschlagen muss, und einer fremden, traumhaft-wilden Welt, in der alles, was normal zu sein scheint, von einer anderen Seite dargestellt wird. Das Agitprop ist zurückgekehrt, und in den Jahren seiner Abwesenheit ist es wild geworden.
Der Geheimdienstmitarbeiter schließlich kriegt ziemlich schnell heraus, dass er nur über die Dokumentarfilmerin an das mysteriöse Matrosennetzwerk herankommt, dessen Existenz eine potenzielle Sicherheitslücke in der internationalen Seefahrt darstellt. Zunächst operiert er geschickt mit seinen Kontakten in der Branche, die der Dokumentarfilmerin in ihrer Karriere weiterhelfen könnten. Als er damit bei ihr an eine Grenze stößt, greift er zur Gewalt.
HÖLLE HAMBURG hat eine musikalisch durchkonstruierte Tonspur und beruft sich auf das Lehrstück "Die Maßnahme" von Brecht/Eisler/Dudek und auf den ethnologischen Film "Les Mâitres Fous" von Jean Rouch.
Wiederholung 25.3., 19h