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Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.

In Erinnerung an Ousmane Sembène (1. 1. 1923 - 9. 6. 2007)

(lifePR) (Berlin, )
Ousmane Sembène, einer der bedeutendsten Filmemacher Afrikas, starb am 9. Juni 2007 im Alter von 84 Jahren in Dakar. Zum Gedenken an ihn zeigen wir GUELWAAR (1992). Seine Filme sind mit Schärfe, Klarheit und Unerbittlichkeit gemacht, mit Eleganz, Präzision und mit Sinn für Ironie und kinematographische Wirkungen, aber vor allem mit Engagement. Sie beschäftigen sich mit der Kolonialgeschichte Senegals, aber auch mit dessen Gegenwart und sozialen Verhältnissen sowie mit den unheilvollen Kräften der Religion und der aus ihr abgeleiteten Traditionen und Rituale. Einige seiner Filme plädieren insbesondere für die Freiheit und Emanzipation der afrikanischen Frauen. Sie beschreiben Absurditäten des Alltags, demaskieren den Egoismus der Mächtigen und sind flammende Aufrufe zur Befreiung vom kolonialen und religiösen Joch.

Ousmane Sembène (geb. 1923) übte verschiedene Berufe aus, unter anderem war er Dockarbeiter in Marseille, aber auch Schriftsteller, bevor er in Moskau ein Filmstudium absolvierte. Ab 1963 drehte er Filme im Senegal. Bekannt wurde er mit La noire de (1966), der Geschichte eines Dienstmädchens, und Mandabi/Le Mandat (1968), der Groteske um eine Geldanweisung, die nicht abgeholt werden kann, weil der Empfänger keinen Personalausweis besitzt. Es folgten Filme wie Emitai (Gott des Donners, 1972), Xala (1975), Ceddo (1977), Camp de Thiaroye (1987), Faat Kine (2000), Mooladee (2004) und GUELWAAR (1992), der von einem absurden Konflikt zwischen zwei Familien um einen Toten berichtet, der versehentlich auf einem "falschen" Friedhof (dem einer anderen Religion) beerdigt wurde. Wir haben verschiedene Filme von Ousmane Sembène im Internationalen Forum der Berlinale gezeigt und den Regisseur mehrfach bei uns als Gast begrüßt. Auf der Bühne bei Debatten über seine Filme zeigte er Witz, Brillanz, Feuer und Herzlichkeit. Sein letztes Bild: er, pfeiferauchend, majestätisch, im Foyer auf einem Sessel im Hotel Splendid in Cannes. Seine Firma, mit der wir viele Faxe wechselten: "Filmi Domireew" in Yoff/Dakar. Eine seiner Botschaften lautete: "Monsieur, ton fax est illisible." (Ulrich Gregor)

Mi 25.Juli, 20.30h mit einer Einführung von Ulrich Gregor Durch ein Missverständnis wurde die Leiche Guelwaars verwechselt und von einer muslimischen Familie, die ebenfalls einen Toten zu beklagen hatte, beerdigt. Diese will von einer Verwechslung nichts wissen, obwohl die katholische Trauergemeinde den Leichnam unbedingt zurück will. Während sich die Auseinandersetzung bedrohlich zuspitzt, charakterisieren mehrere Rückblenden den toten Guelwaar als einen Kämpfer, der die korrupten Behörden anklagte, die Bevölkerung mit ihrer – vom Westen finanzierten – Nahrungsmittelhilfe im wahrsten Sinne des Wortes abzuspeisen. Allmählich kommen die wahren Umstände seines Todes ans Tageslicht. Doch zugleich erhält das Ansehen des Volkshelden auch deutliche Risse. Schritt für Schritt führt uns Ousmane Sembène die Probleme Senegals vor Augen. Sein ebenso poetischer wie kritischer und nach wie vor hochaktueller Film spricht dabei alle wesentlichen Fragen an: Die Rolle der Geschlechter, das manchmal explosive Nebeneinander der Religionen, Nothilfe und Korruption, Staatsgewalt und Machtmissbrauch, Arbeitslosigkeit und Emigration, Gefälle zwischen Stadt und Land. (Filme für eine Welt)
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