In Deutschland wurde das Unesco-Programm im „Jahr der Geowissenschaften“ 2002 aufgegrif-fen. 2003 bzw. 2005 wurden von der GeoUnion im Auftrag des Bund/Länder-Ausschusses Bodenforschung fünf Nationale Geoparks in Deutschland zertifiziert: „Bergstraße-Odenwald“, „Harz-Braunschweiger Land-Ostfalen“, „Mecklenburgische Eiszeitlandschaft“, „Schwäbische Alb“, „Vulkanland Eifel“, dazu vor kurzem auch das Ruhrgebiet. Jetzt, 2007, werden drei neue Nationale GeoParks gekürt: das süddeutsche Ries und die beiden genannten Geoparks im östlichen Brandenburg (bzw. Nordsachsen), im Grenzbereich zu Polen (mit dessen geologischen und touristischen Einrichtungen die beiden Geoparks auch in verschiedener Weise kooperieren).
Die beiden neuen Nationalen GeoParks zeigen die von den Eiszeiten geschaffene Landschaft Norddeutschlands in besonderer Weise: Der Nationale Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ erstreckt sich nördlich von Bernau und umfasst den gesamten Nordosten Brandenburgs. Dieses Gebiet erhielt in der letzten Eiszeit, genauer vor 15 000 bis 16 000 Jahren seine entscheidende Prägung und ist damit eine junge eiszeitliche Landschaft. Neben zahlreichen eiszeitlichen Einzelformen, auch mächtigen Findlingen, finden sich hier vor allem alle Elemente der „Glazialen Serie“, der typischen Hinterlassenschaft der Eiszeiten: Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtal – komplett und wie in keiner anderen Region modellhaft ausgeprägt. Daher ist es kein Wunder, dass Berliner Geographen hier im 19. Jahrhundert die Forschungen durchführten, die der Inlandeistheorie zum Durchbruch verhalfen. Seit dieser Zeit wissen wir, wie Gletschereis, Schmelzwasserströme und Wind während der Eiszeiten unsere Landschaft formten. Das Gebiet zeichnet sich besonders durch seinen Reichtum an natürlichen, in der Eiszeit entstandenen Seen und seine bewegten, kleinteiligen Oberflächenformen aus, die der Landschaft einen großen Reiz verleihen. Der Geopark bietet Eis-zeitgeologie, Landschaft und Kultur zum hautnahen Entdecken, Erleben und Mitmachen.
Der Nationale Geopark „Muskauer Faltenbogen“ liegt im südlichen Brandenburg und im nördlichen Sachsen; er setzt sich auf der polnischen Seite fort. Der Muskauer Faltenbogen ist eine der am schönsten ausgebildeten und am besten untersuchten Stauch-Endmoränen in Nord-Mitteleuropa. Dieser „kleine“ Gletscher war immerhin noch 20 km lang, 20 km breit und bis etwa 500 Meter hoch. Allein durch sein gewaltiges Gewicht quetschte das Eis die darunterliegenden Gesteinsschichten heraus – etwa so, wie am Strand der nasse Sand unter unseren Schuhen hervorquillt. Dabei geriet auch Braunkohle an die Oberfläche, so dass im Muskauer Faltenbogen von 1843 bis 1973 Braunkohlebergbau betrieben wurde. Heute sorgen die vielen Seen der Tagebaurestlöcher und Absenktrichter der Bergwerke dafür, dass sich im Muskauer Faltenbogen Seen, Moore und Wälder auf engen Raum reizvoll abwechseln. Der Geopark bietet thematische Rad- und Wanderwege zur Geologie, zum Bergbau, zur Glasindustrie und zur Landschaft des Neißetals (Informationszentrum in Jerischke, Weltkulturerbe Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau, www.muskauer-faltenbogen.de).
Mit der Verleihung des Prädikats „Nationaler GeoPark“ werden auch die besonderen Bemühungen der verantwortlichen kommunalen Stellen in den beiden Räumen um Einrichtungen zur Umweltbildung und um die geotouristische Erschließung gewürdigt. Geoparks verfolgen einen umfassenden Ansatz: Sie sollen nicht nur dem Schutz des geologischen Erbes dienen und eine intakte Umwelt bewahren helfen, sondern auch geowissenschaftliches Wissen und Umweltwissen vermitteln und nicht zuletzt der nachhaltigen Entwicklung der Region dienen. Zentral ist dabei die Förderung und Vernetzung des Tourismus im Gebiet des Geoparks. Dazu verbinden die Geoparke ihre erdgeschichtlichen Inhalte auch mit den archäologischen, (kunst-)historischen, sonstigen kulturellen und ökologischen Sehenswürdigkeiten . Sie ähneln vom Ansatz her den Naturparken im Bereich des Naturschutzes.