Zu gewinnen sind für die Besitzer und Züchter der Pferde rund 250.000 Euro an Rennpreisen und Zusatzprämien – sowie der Nimbus des Sieges in einem der traditionsreichsten und renommiertesten Rennen. Bereits seit 1899 wird der Preis des Winterfavoriten in Köln alljährlich gelaufen, lediglich fünfmal in all den Jahren mußte man ihn ausfallen lassen. Selbst in den Kriegsjahren hielt man (viermal durch Ausweichen auf andere deutsche Rennbahnen) an diesem im Gesamtsystem besonders wichtigen Rennen fest.
Während die ersten Zweijährigenrennen des Jahres über 1000 oder 1200 Meter führen, ist der Preis des Winterfavoriten mit seiner Distanz von 1600 Metern der Versuch, einen Aufschluß darüber zu gewinnen, welche der höher veranlagten Pferde einer Generation später als Dreijährige für längere Distanzen, wie die Derbystrecke von 2400 Metern, prädestiniert sein könnten. Die Antwort des Kölner Rennens auf diese Frage kann, wie sich im Laufe der Zeit herausstellte, trügerisch sein. Oft genug haben Pferde, denen es später an echtem Stehvermögen fehlen sollte, das Rennen für sich entschieden. Frühreife war es, die vielfach den Ausschlag gab und bei etlichen Austragungen schwerer wog als die wahre spätere Distanzneigung der Pferde.
Nur achtmal gewann der Sieger im Preis des Winterfavoriten später auch das Deutsche Derby, aber eines war den allermeisten Winterfavoriten gemeinsam: Sie waren Klassepferde von hohen Graden. Die Namen ganz großer Champions der Turfgeschichte finden sich in der Siegerliste, ganz besonders und aktuell der von Manduro, dem in diesem Jahr alles überragenden Spitzenpferd der Weltrangliste. Der Superhengst von Georg Baron von Ullmann, teuerstes deutsches Pferd aller Zeiten, gewann die Austragung 2004 des Winterfavoriten. Andere Superstars des Turfs in der Siegerliste waren allein in den letzten Jahrzehnten Lando, Lavirco, Lirung, Widschi, Lombard und Dschingis Khan.
Um die Nachfolge dieser Galoppsportgrößen bewerben sich diesmal 9 Hengste, von denen der in Köln-Weidenpesch trainierte Precious Boy aus der Zucht von Helmut von Finck der bislang profilierteste ist. Er und seine acht Herausforderer werden nachfolgend im einzelnen vorgestellt.
Die Kandidaten im einzelnen:
Nr. 1: ABBASHIVA (Torsten Mundry, 37)
Ein Start - ein Sieg, das ist die Referenz, mit der dieser braune Sohn des Championrennpferdes Tiger Hill antritt. Peter Rau trainiert ihn in der Reitsportmetropole Warendorf für Besitzer aus der Schweiz ("Stall Schuoler-Gonzalez). In den Sattel wird sich der formstarke und besonders erfahrene Spitzenjockey Torsten Mundry schwingen, der Abbashiva auch vor fünf Wochen in Hannover schon bei seinem erfolgreichen Rennbahneinstand steuerte. Mühelos mit fast zwei Längen Vorsprung bekam er seine Gegner dort in den Griff. Auch in der diesmal erheblich stärkeren Gesellschaft kann man sicher einiges von diesem Pferd erwarten, denn, wo immer das Team Rau/Mundry mitmischt, tut es das mit einer weit überdurchschnittlichen Erfolgsquote.
1 Start – 1 Sieg, Gewinnsumme: 3.000 Euro.
Nr. 2: DIACARO (Jean-Pierre Carvalho, 36)
Eine für ihre Frühreife bekannte Familie des Kölner Traditionsgestüts Röttgen vertritt dieser Hengst, der schon dreimal am Start war und dabei stark auf sich aufmerksam machte. Einem vierten Platz beim Debut folgte Mitte August ein beeindruckend überlegener Sieg in Köln und dann der vierte Platz im größten Zweijährigenrennen der Großen Woche von Baden-Baden. Dort war er nicht sehr weit geschlagen und gehört mit dieser Empfehlung hier gewiß zu den Mitfavoriten. Röttgens Trainer Hans-Albert Blume hat für den Ritt den beliebten Franzosen Jean-Pierre Carvalho engagiert, der Diacaro schon bei seinem ersten Start kennengelernt hat. Röttgen gehört zu den bisher erfolgreichsten Besitzern im Preis des Winterfavoriten.
3 Starts – 1 Sieg, 2 Plätze, Gewinnsumme: 8.600 Euro.
Nr. 3: ILLIMANI (Jiri Palik, 34)
Bei seinem ersten Rennbahnauftritt Mitte August war Illimani noch Letzter, doch mit mehr Erfahrung sah drei Wochen später alles schon ganz anders aus. Über 1300 Meter in Krefeld rang er einen vermeintlich sehr starken Gegner nach langem Kampf nieder. Der Sohn des Derbysiegers Next Desert wird in Köln von Andreas Trybuhl für Besitzer Johann Rheinhold Peters vorbereitet. Jiri Palik, ein seit vielen Jahren in Deutschland reitender Tscheche, wird Illimani erstmals steuern. Palik, Musterbeispiel von einem Selfmademan, konzentriert, endkampfstark und taktisch oft sehr gewitzt, ist bekannt für optimale Chancenausnutzung. Den Preis des Winterfavoriten hat er schon 1999 mit Glad Master einmal für sich entschieden. Trybuhl-Stalljockey Adrie de Vries ist deshalb hier nicht als Reiter vorgesehen, weil sein Trainer ihn für den Ritt auf dem hohen Favoriten Precious Boy (Nr. 7) aus dem Stall seines Nachbarn Waldemar Hickst freigegeben hat.
2 Starts – 1 Sieg, Gewinnsumme: 3.000 Euro.
Nr. 4: KÖNIG CONCORDE (Terence Hellier, 41)
Auch König Concorde debutierte im August auf seiner Heimatbahn Hannover als Fünfter eher kläglich, bevor er vier Wochen später in Bremen einen sicheren Sieg folgen ließ. Ob dieser Erfolg als Empfehlung hoch zu berwerten ist, steht aber noch etwas in Frage. Der vielfache frühere Amateurreiterchampion Christian Sprengel trainiert König Concorde für Wolfgang Fröhlich aus Waldfischbach-Rodalben. Züchter des Pferdes ist übrigens der ostwestfälische CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Reinhard Göhner (Gestüt Elsetal). Als Reiter wurde der in Köln-Nippes geborene Big Point-Spezialist Terence Hellier verpflichtet. Er hat den Preis des Winterfavoriten vor drei Jahren mit dem späteren Weltchampion Manduro gewonnen und ist einer der angesehensten deutschen Jockeys.
2 Starts – 1 Sieg, Gewinnsumme: 3.000 Euro.
Nr. 5: LIANG KAY (Andreas Boschert, 37)
Im Rahmenprogramm des Preises von Europa gab es ein Zweijährigenrennen mit einem brandheißen Favoriten, der nach Meinung aller Experten unschlagbar sein sollte: eine Schlenderhaner Stute namens Serenya, die zuvor Zweite hinter Prescious Boy in einem besseren Rennen in Krefeld gewesen war. Dann war aber doch einer noch schneller: Liang Kay. Als Jockey Andreas Boschert auf diesem Sohn des Derbysiegers Dai Jin zum Angriff blies, entwickelte er ähnlich viel unwiderstehliche Beschleunigung wie sein berühmter Vater. Dabei war es der erste (und bis jetzt einzige) Start des Hengstes. Der erfolgsgewohnte Uwe Ostmann, vielfacher Siegtrainer im Preis des Winterfavoriten, betreut ihn in Mülheim a. d. Ruhr. Stalljockey Andreas Boschert wird auch diesmal wieder im Sattel des Braunen sein. Er hat den Preis des Winterfavoriten noch nie gewonnen, erreichte schon viermal Platz zwei. Liang Kay, benannt nach einem chinesischen Maler, stammt aus der kleinen Zucht von Ina E. Zimmermann aus Mönchengladbach und startet für den Stall Emina.
1 Start – 1 Sieg, Gewinnsumme: 3.300 Euro.
Nr. 6: MERCATOR (Andreas Helfenbein, 40)
Als nach zwei Starts noch Siegloser tritt dieser Schützling des früheren Topjockeys Kevin Woodburn an. Der unkonventionelle Brite trainiert den Dunkelbraunen auf der Rennbahn in Neuss für den Stall Tollmannshof, der es nach dem zweiten Platz beim Debut im hochdotierten Kölner Auktionsrennen versuchte, dort aber mit dem fünften Platz vorliebnehmen mußte. Zwei Dinge sprechen aber besonders für Mercator: Zum einen war der einzige Gegner, den er bei seinem Rennbahneinstand (um zwei Längen) vor sich dulden mußte, ein gewisser Prescious Boy, der hier nun der Favorit des Rennens ist. Zum anderen ist er ein Sohn von Dashing Blade, der eine Vielzahl von frühreifen und guten Zweijährigen gezeugt hat.
Andreas Helfenbein, der mit jetzt 40 Jahren die beste Saison seiner schon langen Laufbahn erlebt, soll diesmal reiten. Er hat Mercator im Rennen noch nicht kennengelernt, doch Helfenbein ist einer der größten Routiniers seiner Zunft. Den Preis des Winterfavoriten hat er in den letzten Jahren zweimal gewonnen.
2 Starts – 0 Siege, 1 Platz, Gewinnsumme: 3.100 Euro.
Nr. 7: PRECIOUS BOY (Adrie de Vries, 37)
Nach bisherigen Eindrücken ist dieser am 31. Januar 2005 geborene Dunkelbraune in diesem Rennen das Maß aller Dinge. Er ist hier einer von drei Söhnen von Big Shuffle, dessen Nachkommen seit Jahren die Zweijährigenrennen beherrschen, auch dreimal den Winterfavoriten stellten. Prescious Boy selbst ist bei seinen beiden bisherigen Starts (jeweils in Krefeld) noch nicht in die Gefahr einer Niederlage gekommen. Zwei Längen Vorsprung trennten ihn jeweils von den anderen Teilnehmern, von denen einige unzweifelhaft großes Kaliber darstellten. Der Weißrusse Waldemar Hickst, früher Stalljockey und Protégé des großen Harro Remmert sowie in Köln auch dessen Nachfolger als Trainer, ist für die Betreuung des Hengstes verantwortlich. Züchter und Besitzer ist das idyllische Gestüt Park Wiedingen, das der Münchener Pferdemann Helmut von Finck in der Nähe von Soltau in Norddeutschland betreibt.
Der 13fache holländische Champion Adrie de Vries, seit Jahren auch in Deutschland in der engsten Spitzengruppe der Jockeys etabliert, soll den vierbeinigen Hochkaräter als Ersten über die Ziellinie bringen. Gleiches ist ihm schon vor zwei Jahren mit Aspectus gelungen.
2 Starts – 2 Siege, Gewinnsumme: 30.000 Euro.
Nr. 8: SAHARA BOY (Eduardo Pedroza, 33)
Die Zweijährigen aus dem Stall von Andreas Wöhler in Gütersloh sind in allen Spitzenrennen mit vorne anzutreffen, da macht auch das Jahr 2007 ganz und gar keine Ausnahme. Wenn der Toptrainer einen einzigen seiner vielen Vollblut-Youngsters für die Teilnahme an diesem Königslauf auswählt, ist recht stark damit zu rechnen, daß dieser eine prominente Rolle spielen wird. Sahara Boy, ein weiterer Sohn des schon mehrfach erwähnten Big Shuffle, kann noch die besondere Empfehlung vorweisen, die lange Distanz von 1600 Metern schon zu kennen, denn sein bisher einziger – und siegreicher – Start erfolgte vor vier Wochen in Frankfurt über diese Strecke. Der Hengst läuft unter den bekannten Erfolgsfarben des Stalles Steigenberger, der vor einigen Jahren zeitweise beherrschende Bedeutung im deutschen Galopprennsport hatte, 1991 sogar den Ersten und Zweiten im Preis des Winterfavoriten stellte. Eduardo Pedroza, ein geschmeidig und instinktsicher reitender, gerade in diesem Jahr sehr formstarker Reiter aus Panama, Stalljockey bei Andreas Wöhler, wird Sahara Boy, wie schon bei seinem siegreichen Debut, in Köln steuern.
1 Start – 1 Sieg, Gewinnsumme: 3.000 Euro
Nr. 9: SANTERO (José Silverio, 36)
Rainer Hupe aus Hamburg war früher viele Jahre lang Manager beim Bosch-Konzern und für dessen Sponsoring beim Derby-Meeting verantwortlich. Eines Tages war er auch Mitglied des Hamburger Renn-Clubs und heute ist er Besitzer des aussichtsreichen Zweijährigen Santerno, der nun unter José Luis Silverio den Preis des Winterfavoriten bestreitet. Zuvor lief er – natürlich – erst einmal beim Derby-Meeting, wo er seinem Besitzer auf Anhieb die besondere Freude eines Sieges auf "seiner" Rennbahn machte. Mit sage und schreibe acht Längen lief er auf regenschwerem Geläuf einer kleinen Gegnerschar davon. Wieviel das sportlich wert war, ist noch unbekannt. Immerhin aber würde der erfahrene Pferdemann Nobert Sauer, der den Hengst in Dortmund trainiert, diesen nicht in das schwere Rennen in Köln schicken, wenn er nicht an realistische Chancen glauben würde.
1 Start – 1 Sieg, Gewinnsumme: 5.000 Euro.