So hat Shell, nach dem Rückzug aus der Arktis vor wenigen Tagen, jetzt bekannt gegeben, geplante Offshorebohrungen vor der Küste von Bosnien-Herzegowina nicht durchzuführen. Und vor einer Woche musste die kroatische Regierung die Vergabe von Lizenzen für den Bau von Ölplattformen in der Adria auf Eis legen.
"Dies ist ein Sieg für die letzten Adria-Delfine und den Erhalt der Artenvielfalt in der Adria", sagt der GRD-Biologe Ulrich Karlowski. Bereits im Juli hatten die österreichische OMV und die US-Firma Marathon Oil ihren Rückzug aus der Ölförderung in der Adria bekanntgegeben, im August folgte der ungarische Mineralölkonzern MOL, Anteilseigner am kroatischen Mineralökonzern INA.
Bürgerproteste und niedriger Ölpreis zeigen Wirkung
Ausschlaggebend für den Erfolg waren die anhaltenden Proteste im In- und Ausland sowie der auf absehbare Zeit niedrige Ölpreis, der eine Ausbeutung der Adria unrentabel macht.
Atempause für die Adria-Delfine und andere bedrohte Meerestiere
Die Umsetzung der Pläne der kroatischen Regierung hätte nach Ansicht der GRD unweigerlich die Zerstörung des fragilen Ökosystems der Adria und das Aussterben bedrohter Arten wie der letzten etwa 220 Adria-Delfine oder der noch selteneren Mittelmeermönchsrobbe in der Adria zur Folge gehabt.
Die Pläne, Öl in der Adria zu fördern sind zwar nicht ganz vom Tisch, aber auch durch die anstehenden Nationalratswahlen in Kroatien in sehr weite Ferne gerückt.
Zum Hintergrund:
Mit der Kampagne „Rettet die Adria! Keine Ölplattformen in der Adria“ setzt sich die GRD seit Ende 2014 gemeinsam mit kroatischen Initiativen dafür ein, dass die Adria von der Öl- und Gasförderung ausgenommen und vor den katastrophalen Folgen einer Ölpest geschützt wird. Hierzu wurde unter anderem auf change.org die Petition „Hands off“! Die Adria darf nicht sterben!“ gestartet.
Zudem warnte die Münchner Delfin- und Meeresschutzorganisation mit Stellungnahmen im Rahmen der kürzlich zu Ende gegangenen öffentlichen Anhörungen der kroatischen, slowenischen und italienischen Behörden vor den katastrophalen Folgen der geplanten Öl- und Gasförderung.
Noch vor Abschluss der öffentlichen Anhörung im Februar 2015 wurden im Januar 10 Probebohrlizenzen an 5 Energiekonzerne, darunter die österreichische OMV, vergeben. Knapp 37.000 km², also ca. 90 % der kroatischen Adria, stellte man als Fläche für die Offshore-Bohrungen bereit. Der Mindestabstand der Bohrinseln zur Küste wurde auf 10 km bzw. auf 6 km von der Außenlinie der Inseln festgelegt.
Öl- und Gasförderung im Meer ist hoch riskant und stellt tagtäglich eine große Gefahr dar, zumal in einem relativ geschlossenen System wie dem der Adria. Bei der täglichen Routine gelangen Öl und giftige Chemikalien ins Wasser, jedes Jahr kommt es zu Hunderten von "kleineren" Störfällen. Weltweit wurden in den letzten 25 Jahren 6.800 Ölunfälle auf See registriert.