Sollte die Regierung das Projekt nicht bis zum 16. April, dem Ende der öffentlichen Anhörung zu den Umweltauswirkungen der Öl- und Gasförderung in der Adria, fallengelassen haben, will Vjeran Pirsic, Vorsitzender von "Eko Kvarner", es mit Hilfe der Bevölkerung stoppen.
Das Referendum wird bislang von der kroatischen Bauernpartei HSS und der OraH, den kroatischen Grünen, unterstützt.
Probebohrungen in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Kornati
Dessen ungeachtet hat die Regierung, also noch vor Abschluss der öffentlichen Anhörung, bereits 10 Probebohrlizenzen an 5 Energiekonzerne, darunter die österreichische OMV, vergeben.
Drei Bohrfelder, die Blöcke 8, 10 und 11, liegen vor der Insel Kornati und dem Mutersko More in unmittelbarer Nähe zum Kornaten-Meeresnationalpark. Die OMV will hier gemeinsam mit Marathon Oil aus den USA erste Probebohrungen durchführen.
Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) befürchtet, dass es bereits während der Probebohrungen zu schwerwiegenden Schädigungen des Meeresökosystems kommt. Bei Probebohrungen gelangen mehr toxische Flüssigkeiten und Bohrschlamm ins Meer als während der Erschließung, da die Löcher meist tiefer sind, langsamer gebohrt werden und größere Durchmesser besitzen.
Kampagne "Rettet die Adria!"
Mit der Kampagne "Rettet die Adria" will die GRD gemeinsam mit kroatischen Initiativen die Förderung von Erdöl und Erdgas in der kroatischen Adria verhindern.
"Unser gemeinsames Ziel ist es, die kroatische Regierung zum Umdenken zu bewegen. Die Adria muss vor der Öl- und Gasförderung und den katastrophalen Folgen einer Ölpest geschützt werden", erklärt der Diplom-Biologe Ulrich Karlowski von der GRD.
Zum Hintergrund:
Bereits in wenigen Jahren könnten Hunderte Öl- und Gasbohrinseln die Küsten der kroatischen Adria verschandeln. Die Territorialgewässer des Landes wurden in 29 unterschiedlich große Blöcke mit einer Gesamtgröße von knapp 37.000 km² aufgeteilt. Fast die gesamte Küste mit ihren mehr als 1.200 Inseln wird betroffen sein. Der Mindestabstand der Bohrinseln zur Küste wurde auf 10 km bzw. auf 6 km von der Außenlinie der Inseln festgelegt.
Experten warnen vor langfristigen Schäden für Tourismus und Fischerei
Die kroatische Adria ist eines der populärsten Urlaubsziele der Welt. Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen und trägt in großem Maße zum Bruttoinlandsprodukt bei. Eine Katastrophe wie 2010 im Golf von Mexiko, der 12 mal größer ist als die relativ kleine, umschlossene Adria, würde Tourismus und Fischerei ruinieren.
Gravierende wirtschaftliche Folgen gäbe es aber nicht nur in Kroatien, sondern auch in angrenzenden Ländern wie Italien, Slowenien, Montenegro und je nach Ausmaß, auch in anderen Mittelmeerstaaten.