Während die bisherige Dauerausstellung Residenzgeschichte eher aus der landesherrlichen Perspektive betrachtet, steht in der neuen Präsentation im vollständig sanierten Dachgeschoss des Ostflügels das Verhältnis von Macht und Teilhabe im Vordergrund. Auf welche Weise Menschen an politischer und gesellschaftlicher Gestaltung teilhatten, wird an sechs chronologischen Stationen vom Mittelalter bis in die Gegenwart exemplarisch beleuchtet.
Einen roten Faden bilden darin die „historischen Landschaften,“ die es europaweit nur noch in Niedersachsen gibt. Sie entstanden im Mittelalter als Zusammenschluss der politisch führenden Schichten – Klerus, ritterschaftlicher Adel und Städte – und vertraten deren Interessen eigenständig gegenüber dem Landesherrn. Von ihren ersten „Landtagen“ im Mittelalter bis zu den demokratisch legitimierten Parlamenten heutiger Zeit war es ein langer und keineswegs kontinuierlicher Weg. Und doch bildet die Geschichte der Landschaften eine der Wurzeln unseres heutigen Parlamentarismus.
Die historische Perspektive auf die Entwicklung von Macht und Teilhabe verdeutlicht, über welch langen Zeitraum die uns heute so selbstverständlichen Werte der Demokratie erkämpft worden sind. Ein wertschätzender, doch keineswegs verherrlichender Blick auf diese demokratischen Errungenschaften bildet den Ausgangspunkt der neuen Präsentation. Damit entsteht an einem herausragenden Ort niedersächsischer Landesgeschichte künftig ein Forum für parlamentarisch-demokratische Diskussion.
Sechs thematisch geschlossene Themeninseln stellen jeweils ein zentrales Herrschaftselement in den Mittelpunkt. Dies sind zum einen die drei strukturellen „Basiselemente“ von Herrschaft, die grundsätzlich in verschiedenen Herrschaftsformen zu finden sind: Recht, Finanzen und Wissen. In den weiteren drei Themeninseln geht es um Instrumente, die Herrschaft beeinflussen und aktiv verändern können: Medien, Kritik und Identität. Jedes dieser Herrschaftselemente wird mit einem konkreten historischen Ereignis aus der Geschichte der Landschaften illustriert. Anhand dieser Kategorien werden den historischen Ereignissen Beispiele aus der heutigen Lebenswelt der Besucher gegenübergestellt und mit aktuellen Entwicklungen in der gegenwärtigen Demokratie verbunden.
Die Ausstellung will zum Nachdenken anregen über Teilhabe und eigene Möglichkeiten der gesellschaftlichen und politischen Mitgestaltung. Wichtiger Bestandteil ist deshalb das multifunktionelle Forum. Es soll eine dynamische Schnittstelle bilden zu Schulen, diversen Bildungseinrichtungen und Gruppen der Stadtgesellschaft, die sich hier selbst einbringen und die Themen der Ausstellung weiter entwickeln können. Insbesondere Schülern und Schülerinnen soll ermöglicht werden, die in der Ausstellung angesprochenen Themen unter selbstbestimmter Einbindung von didaktisch aufbereiteten Informationen lebendig und aktiv zu diskutieren sowie eigene Themen und Inhalte zu präsentieren.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, und wird gefördert von:
VGH Versicherungen
VGH-Stiftung
Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Stiftung Niedersachsen
Klosterkammer Hannover
Niedersächsische Sparkassenstiftung
Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg
Lüneburgischer Landschaftsverband e.V.
Stadt Celle
Museumsverein Celle e.V.