Erhard Laube, Vorsitzender der Vereinigung der Berliner Schulleiter: "Kinder, die den ganzen Tag in der Schule sind, brauchen ein warmes Mittagessen. Sonst kann man nicht richtig lernen. Deshalb sollten Eltern, die ihre Kinder an einer Ganztagsschule anmelden, gesetzlich verpflichtet werden, auch das Mittagessen zu bezahlen."
Einige Zahlen, die die große Bandbreite des Problems widerspiegeln: An der Spreewald-Grundschule (Schöneberg; Schulleiter: Erhard Laube) weigern sich circa 40 Eltern, regelmäßig das Essen für ihre Kinder zu bezahlen, obwohl sie sich dazu bei der Aufnahme in die Schule schriftlich verpflichtet haben. Der Schulleiter fordert sie deshalb auf, entweder das Essen unverzüglich zu bezahlen oder aber sich eine andere Schule zu suchen; schließlich sei der Besuch einer gebundenen Ganztagsgrundschule freiwillig. Zwingen dazu kann er sie aber nicht! An der Neumark Grundschule (Schöneberg; Schulleiter Ulf Schröder) nehmen nur noch 98 von 320 (circa 30 %) der Ganztagskinder am gemeinsamen Mittagessen teil. An der Hunsrück Grundschule (Kreuzberg; Schulleiter Mario Dobe) nehmen 34 von 420 Kindern nicht am Mittagessen teil. An der Hannah Höch Grundschule (Märkisches Viertel in Reinickendorf; Schulleiter: Michael Tlustek) haben ständig 25-35 Kinder Zahlungsrückstände und sind vom Ausschluss vom Essen bedroht; 10 Kinder sind schon jetzt von Essen ausgeschlossen. An der Teltow-Grundschule (Schöneberg; Schulleiterin Mechthild Noblé) nehmen nur 60 von 280 Kindern (21,4%; circa jedes fünfte Kind!) am gemeinsamen Mittagessen teil.
Erhard Laube: "An den Schulen entsteht eine Dreiklassengesellschaft. Wir haben Kinder, die täglich ein warmes Essen bekommen. Dann kommen die Kinder, die zumindest ein Brot von zu Hause mitbringen. Immer mehr Kinder aber bleiben den ganzen Tag ohne Essen. Das ist ein kaum bemerkter gesellschaftlicher Skandal, der aber auch den Ganztagsschulen im sozialen Brennpunkt keine Chance gibt, ihre pädagogischen Zielsetzungen zu erreichen. Das gemeinsame Essen aller Kinder ist nicht nur ge-sundheitlich erforderlich; es ist auch die Voraussetzung für die Vermeidung von Diskriminierung, aber auch zum Erlernen von Tischmanieren."
Die Vereinigung der Berliner Schulleiter hat deshalb Bildungssenator Zöllner und die im Abgeordnetenhaus von Berlin vertretenen Parteien aufgefordert, in das Schulgesetz die Verpflichtung zur Teilnahme am Mittag-essen in gebundenen Ganztagsschulen aufzunehmen. Darüber hinaus fordert Laube, dass zukünftig auch an gebundenen Ganztagsschulen das Mittagessen sozial gerecht subventioniert wird. "Viele Eltern haben nicht genug Geld, vor allem, wenn sie mehrere Kinder auf einer Ganztagsschule haben. Für Eltern, die auch keine Schulbücher kaufen müssen, sollte das Mittagessen bis zu einem Eigenanteil von 23,00 € pro Monat subventioniert werden. Im Härtefall müsste sogar eine Freistellung von der Zahlungspflicht erfolgen. Es ist nicht einzusehen, warum es diese Subventionierung nur an offenen Ganztagsschulen gibt. "