Die Unternehmen der Baubranche stehen, wie viele andere Firmen, vor einer großen Herausforderung. Der Fachkräftemangel ist ein limitierender Faktor auch auf den Baustellen. „Mit unserer Neuentwicklung der Betonabschaler und dem 3D-Druckverfahren reduzieren wir entscheidend den manuellen Aufwand zur Errichtung von Bodenplatten für Einfamilienhäuser. Unsere Mitarbeiter können dadurch mehr Kundenaufträge erfüllen als bisher“, sagt Michael Gruben, Geschäftsführer Vertrieb von Glatthaar Keller. Weil jeder Neubau – ob mit oder ohne Keller – eine Bodenplatte benötigt, steigert das Unternehmen aus Baden-Württemberg durch die Betonabschaler cemboard® seine Kapazität erheblich. Erklärtes Ziel ist jedoch nicht, Personal einzusparen, sondern das Potenzial der Automatisierung zu nutzten, um dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen.
Höhere Effizienz auf der Baustelle
Michael Gruben erklärt den Unterschied auf der Baustelle: Bislang wurde für jede Bodenplatte von Hand eine Holzverschalung erstellt und der Beton eingegossen. Dann musste die Kolonne noch einmal auf die Baustelle fahren und die gesamte Verschalung wieder entfernen. Mit dem neuen Verfahren entfällt die zweite Anfahrt: Die im 3D-Druck aus Spritzbeton gefertigten Betonteile verbinden sich mit der Bodenplatte zu einer Einheit. Sie bleiben also vor Ort als Teil der Bodenplatte – und die Glatthaar Mitarbeiter können am Folgetag bereits den nächsten Kundenauftrag erfüllen.
Basis für diese zeitsparende Methode sind die Betonabschaler cemboard®. Diese werden von Glatthaar Starwalls, einem Unternehmen der Glatthaar Firmengruppe, im 3D-Druckverfahren hergestellt. Das Hamburger Start-up Aeditive GmbH hat die Anlage entwickelt und am baden-württembergischen Stammsitz von Glatthaar Keller errichtet. Sie besteht aus einem 35 Tonnen fassenden Silo für die normgerechte Betonmischung, die mit Hilfe einer speziellen Software exakt für den jeweiligen Bedarf aus unterschiedlichen Komponenten zusammengestellt wird. Ein Roboter in der Anlage positioniert die erforderlichen Halbschalungselemente, ein zweiter trägt dann den Beton im sogenannten RSP-Verfahren (Robotic Shotcrete Printing) in der festgelegten Stärke auf. So fertigt das System vollautomatisch bis zu 72 Betonabschaler cemboard® in einem Arbeitsgang. Diese sind unterschiedlich dick und haben eine raue Innenseite, die auf der Baustelle dann mit dem Beton der Bodenplatte einen optimalen Haftverbund eingeht. „Ein Betonabschaler cemboard® wiegt maximal 25 Kilogramm und kann gut von einem Mitarbeiter getragen werden“, erklärt Michael Gruben.
Nachhaltigkeit im Blick
Dieses neue Verfahren ist nicht nur ausgesprochen effizient, sondern darüber hinaus auch besonders nachhaltig. Glatthaar Keller hat die Betonabschaler cemboard® soweit optimiert, dass möglichst wenig Material benötigt wird. „Mehr Beton setzen wir nur an Stellen ein, an denen es für die strukturelle Stärke des Bauteils erforderlich ist“, betont der Geschäftsführer. Außerdem werden die Rohstoffe für die Betonmischung regional beschafft, das bedeutet kurze Transportwege. „Mit diesem vollautomatischen 3D-Druckverfahren sind wir für die Zukunft hervorragend aufgestellt“, sagt Michael Gruben.