Der Firmengründer Michael Thonet (1796 - 1871) erhielt im Jahr 1856 das Patent für das Biegen von vollständig massivem Holz mit Hilfe von Wasserdampf, Metallformen und großem Druck. Thonet hatte nach Techniken gesucht, schöne, haltbare und bezahlbare Möbel in großer Serie herstellen zu können. Mit dem berühmten Kaffeehausstuhl "Nr.14" aus dem Jahr 1859 gelang ihm dies in herausragender Weise. Zahlreiche Nachfolger des Modells messen sich bis heute an der gelungenen Einheit von gutem Design und wirtschaftlicher Produktion. In den 1930er Jahren erkannte man bei Thonet das Potenzial des neuen Materials Stahlrohr. Schon bald darauf war Thonet weltweit größter Produzent von Stahlrohrmöbeln und erlangte Weltruhm.
Auch nach 1945 sind das charakteristische Bugholz sowie das Stahlrohr die Erkennungszeichen vieler Thonet-Modelle, wenngleich die Technologie heutigen Anforderungen angepasst oder mit alternativen Herstellungstechniken kombiniert wurden. Mit der Renaissance der Bugholzmöbel in den 1960er Jahren erlangte der Kaffeehausstuhl Nr.14 nahezu Kultcharakter. Seit 1960 wird er wieder produziert und dient bis heute als Inspirationsquelle. Selbst die jüngste Designer-Generation verweist mit modernen Interpretationen auf die unveränderte Aktualität dieses Klassikers. Stefan Diez, Designer für Thonet, begeistert "diese verrückte Idee Holz so zu biegen, also ob es ein zweites Mal wächst" nach wie vor.
Die Stuhlentwürfe seit 1945 bis heute sind immer auch vor dem Hintergrund der langen Firmentradition zu sehen. Charakteristische Bauweisen und Technologien sowie ästhetische Prinzipien sind generationsübergreifend als roter Faden erkennbar. Die firmeneigene Designabteilung, aber auch renommierte Designer wie beispielweise Verner Panton, Gerd Lange, Robert Stadler, Stefan Diez, Norman Foster, Peter Maly und Konstantin Grcic lieferten Entwürfe für Thonet, die vom respektvollen Umgang mit den Klassikern zeugen und gleichzeitig eine strikte Eigenständigkeit aufweisen.
Gestern wie heute stehen Thonet-Möbel für geradliniges und durchdachtes Design sowie gute Qualität der Materialien und Ausführung.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Kerber-Verlag, ca. 220 Seiten, etwa 40 €).
„SITZEN - LIEGEN – SCHAUKELN. Möbel von Thonet“
Laufzeit: 17.4. – 14.9.2014
Pressekonferenz: Di, 15.4. um 11 Uhr
Eröffnung: Mi, 16.4. um 19 Uhr
Kuratorin: Sabine Epple/Kuratorin für Moderne im GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Ort: GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig, Tel.: +49 (0)341/ 22 29 100, www.grassimuseum.de
Öffnungszeiten: Di - So, Feiertage 10 - 18 Uhr, Mo geschlossen
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 6 bzw. 4 Euro, bis 18 Jahre frei
(Ticket berechtigt auch zum Eintritt in die Dauerausstellung)
Gruppenführungen:
Auf deutsch, englisch, französisch und russisch nach Voranmeldung unter
Tel.: 0341/ 22 29 101 oder grassimuseum@leipzig.de möglich