- Führende Expertenrunde sieht viel Potenzial
- Bedeutung sollte wachsen
- Neue Herangehensweisen gefragt
Über den vielfältigen Beitrag der Internen Kommunikation zur Wertsteigerung von Unternehmen und Organisationen diskutierte Dienstag Abend eine hochkarätige Runde von Kommunikations- und Personal-Profis beim Medien-Round Table von Trimedia Communications in der Wiener Galerie Franzke. Die Themenpalette reichte von der zunehmend schwierigen Gewinnung und Bindung der besten Mitarbeiter über die Förderung intrinsischer Motivation durch Mitarbeiter-Blogs und offeneres Diskussionsklima bis zu Chancen und Grenzen, die interne Kommunikation zu demokratisieren. Rundum Einigkeit herrschte, dass der Mitarbeiterkommunikation immer noch mehr Bedeutung beigemessen werden müsse.
"International werden 200 Euro pro Kopf und Jahr für Interne Kommunikation ausgegeben, in Österreich liegen wir da noch sehr weit darunter," bezifferte Martin Bredl, Leiter der Unternehmenskommunikation der Telekom Austria und PRVA-Präsident, das Problem. Bestätigt wurde er dabei durch Erste Bank-Pressesprecher Peter N. Thier, demzufolge Unternehmen im Schnitt 80% ihrer Kommunikationsbudgets für externe und nur 20% für interne Zwecke einsetzen würden. Das sei zum Teil mit einer gewissen Eitelkeit und dem Glauben, dass man nach außen besser glänzen könne, zu erklären. "Dabei ist Interne Kommunikation der Kraftraum eines Unternehmens", so Thier, weshalb sich das Verhältnis dringend verschieben müsse. "Auch wird intern immer noch zuviel informiert und nicht kommuniziert". Es müsse mehr Dialog hergestellt werden, von oben nach unten und von der unteren Ebene nach oben.
Trends zeigen deutlich die Herausforderungen
Trimedia Geschäftsführer Bernhard Hudik nannte drei maßgebliche Trends, die sich in der Beratungsarbeit zunehmend bemerkbar machten: Erstens der härter werdende Kampf um Talente. Dieser zeige sich, wie in vielen anderen Bereichen, auch in der Kommunikationsbranche, wo Führungskräfte europaweit die Rekrutierung und Bindung qualifizierter Mitarbeiter an erste Stelle ihrer Sorgenskala setzten. Weiters würden Unternehmen, die bisher nie Wert auf PR gelegt haben, dies zunehmend doch tun, um sich im Arbeitsmarkt besser durchsetzen zu können. Und schließlich zeige sich eine schrittweise Demokratisierung der Internen Kommunikation, weil Unternehmen immer besser erkennen, dass Mitarbeiter mündige Medienkonsumenten sind. Deshalb müsse nach innen ebenso kundenorientiert, transparent und glaubwürdig kommuniziert werden, wie nach außen. "Zu Hause lesen die Mitarbeiter News oder Standard, schauen Seitenblicke oder Zeit im Bild – und im Unternehmen bekommen sie die Prawda. Das kann langfristig nicht funktionieren."
Employer Branding: "Warum soll jemand gerade bei uns arbeiten wollen?"
Der "hybride" Mitarbeiter ist heute zugleich Leistungsträger, Kunde, Stakeholder, Aktionär und Botschafter. Für Firmen, die langfristig denken, sei der Dialog mit den Mitarbeitern erfolgsentscheidend, so Marion Weber von Kienbaum Executive Consultants. Auch gewinne "Employer Branding’ immer mehr an Bedeutung: "Es wird für Unternehmen immer wichtiger, sich ein Gesicht als Arbeitgeber zu geben und zu definieren, was und wer man sein will. Dieses Employer Branding muss sich dann aber auch im Umgang und in der Kommunikation mit den Mitarbeitern widerspiegeln." Bis 2015 sind laut Kienbaum aufgrund des demographischen Wandels immer weniger Arbeitskräfte im Alter von 30 bis 45 Jahren zu finden. Unternehmen wird folglich bewusster, dass es nicht reicht, die besten der besten für seine Firma zu begeistern, sondern auch seine eigenen Mitarbeiter zu halten und nicht an den Mitbewerb zu verlieren. Unternehmen setzen daher vermehrt auf Interne Kommunikation, um sowohl als attraktiver Arbeitgeber aufzutreten als auch den Mitarbeitern Wertschätzung und Vertrauen entgegen zu bringen.
Mit Blogs zu intrinsischer Motivation
Motivation könne nur von innen kommen, so Martin Bredl, deshalb fördere die Telekom Austria die Bildung von Blogs und Mitarbeiter-Wikis im Unternehmen. "Durch das Teilen des Wissens mit KollegInnen bringen wir den Mitarbeitern Vertrauen und Wertschätzung entgegen, was sich in der Motivation niederschlägt. Denn das Schöpfen des Wissens aus den eigenen Reihen, das Miteinander lässt Neues entstehen und kann so wesentlich die Unternehmenskultur beeinflussen, ja sogar eine neue entstehen lassen." Befürchtungen, dass Online-Kommunikation nur von jungen Mitarbeitern angenommen würde oder zu viel Tansparenz gefährlich werden kann erteilte Bredl eine Absage: "Wenn es um den Austausch von Information geht, gibt es kein Alterslimit. Und wie für normale Gespräche gelten auch in Blogs klare Regeln, was man darf und was nicht. Das beinhaltet auch die Vertraulichkeit börserelevanter Informationen oder geheimer Produktentwicklungen."
Bredl prognostizierte allgemein einen Siegeszug von Social Media: "Es wird einfach passieren, die Unternehmen können sich nur mehr entscheiden, ob sie dabei sein wollen oder nicht.
Informell, authentisch und auch von unten nach oben
"Nichts ist so wichtig wie die persönliche und vor allem authentische Kommunikation", so Sigrid Ruppnig, verantwortlich für Human Resources und Interne Kommunikation bei Oracle Austria. Ruppnig plädierte daher für die Beibehaltung wichtiger formeller und die Förderung informeller Elemente: "Das Mitarbeitergespräch soll es unbedingt in jedem Unternehmen geben. Damit können Missverständnisse aufgeklärt und Probleme einfach gelöst werden". Aber auch die zufälligen und informellen Gespräche der und mit den Kollegen in der Kaffee-Ecke des Unternehmens seien ein einzigartiges Mittel der Mitarbeiterkommunikation. Robert Naller, Geschäftsführer von Talking Brands und Experte für die Analyse und Entwicklung von Unternehmenskulturen, plädierte für mehr Mitarbeiterorientierung schon beim Herangehen an die Interne Kommunikation. Mittels wertschätzender Befragung oder ‚Appreciative Inquiry’ könne man qualitativ Motivation und Potenziale der Mitarbeiter wesentlich besser nützen. Naller: "In den meisten Fällen passiert interne Kommunikation nur von Oben nach Unten. Mit dieser Befragungsmethode wird nicht nur die Kommunikation von der Basis nach Oben gefördert, es können auch ungeahnte, verborgene Schätze gehoben werden."