Joachim Gauck legte den Meisterinnen und Meistern "lebenslanges Lernen" ans Herz, denn "Erfolg begegnet Menschen, die nicht stehenbleiben". Gleichzeitig appellierte er an die Verantwortung der neuen Meisterinnen und Meister - und das "über das Erreichen schwarzer Zahlen" hinaus - sich für die Gesellschaft und für das Gemeinwesen einzusetzen.
Dazu gehört für den Bundespräsidenten auch die Ausbildung junger Leute: "In Deutschland haben wir mit dem Dualen Ausbildungssystem ein bewährtes Modell. Wenn wir unsere Spitzenposition bei der Ausbildung erhalten wollen, brauchen wir eine nachrückende Generation, die Bewährtes fortführt, aber zugleich die Lehrmethoden und Inhalte auf den Prüfstand stellt." Dabei sprach sich das Staatsoberhaupt auch für eine konsequente Durchlässigkeit aus - "für unsere Bildungslandschaft und für unsere Gesellschaft. Nur wenn Menschen durch eigene Leistung, Ehrgeiz und Fleiß aufsteigen können, wenn nicht die Herkunft für den beruflichen Erfolg den Ausschlag gibt, nur dann werden wir in Deutschland die Potenziale entfalten können, die bislang noch verborgen sind", so Gauck.
Er ermutigte zudem die jungen Meister, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Denn allein in den kommenden zehn Jahren stünden bundesweit 200.000 Handwerksbetriebe vor der altersbedingten Übergabe, davon rund 3.000 im Kammerbezirk Dresden. Zum Abschluss seiner Festrede nannte der Bundespräsident den Meisterbrief ein "Versprechen für die Zukunft". Wer ihn habe, könne vieles meistern.
Ein Grußwort überbrachte auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Er ging auf die Bedeutung des Handwerks für Sachsens Wirtschaft und auf die Verbindung von Handwerk mit Forschung und Entwicklung ein. So seien es die Handwerksbetriebe, die neu entwickelte Werkstoffe, Bearbeitungsverfahren und Werkzeuge an die Kunden bringen.
Eine gute Ausbildung von Handwerkern sei dabei der Schlüssel für ein innovatives Handwerk, so Tillich. "Deshalb setzt sich die neue sächsische Staatsregierung dafür ein, dass der Meisterbrief als Qualifikationsnachweis im Handwerk erhalten bleibt."
Handwerkskammerpräsident Dr. Jörg Dittrich wertete die Anwesenheit solch hochrangiger Politiker als besondere Wertschätzung für die neuen Meister, für die Meisterqualifikation und für das gesamte Handwerk. Dies sei mit Blick auf die von der EU angeschobene Evaluierung der geregelten Berufe (wozu auch die meisterpflichtigen Berufe im Handwerk gehören) und auf eine derzeit angestrebte Akademisierung der Gesellschaft - bei der das Abitur und ein nachfolgender Hochschulabschluss vom gesellschaftlichen Status her höher bewertet werden als eine duale Berufsausbildung mit anschließendem Meister - ein wichtiges Zeichen. "Die Konsequenz lautet nicht weniger Abitur, sondern Abitur und trotzdem berufliche Bildung. Die Berufe des Handwerks verändern sich genauso schnell und gravierend durch die Digitalisierung der Gesellschaft wie alle anderen Bereiche", so Präsident Dittrich.
Unter den diesjährigen 407 Meisterabsolventen waren 26 Handwerksberufe. Ganz vorn in der Hitliste stehen nach wie vor die Kraftfahrzeugtechniker mit 59 frisch gebackenen Meistern, gefolgt von Bäckern (38), Elektrotechnikern (37), Malern/Lackierer (35), Landmaschinenmechanikern (30) sowie den Friseuren, Orthopädieschuhmacher und Installateur und Heizungsbauern mit jeweils 20 Absolventen. Die neuen Meister stammen überwiegend aus Sachsen, aber auch aus anderen Bundesländern, z. B. Brandenburg, Bayern und Berlin. Der älteste Absolvent war ein 55-jähriger Maler- und Lackierermeister aus Lawalde-Lauba, jüngster war ein 20-jähriger Bäckermeister aus Alfhausen.
Seit 1990 haben damit im Kammerbezirk Dresden rund 15.200 Handwerker ihre Meisterausbildung absolviert.
Zimmerermeister Steffen Seifert aus Nossen, der als einer der besten Absolventen des Jahrgangs ausgezeichnet wurde, bedankte sich im Namen aller Meisterkurs-Teilnehmer bei den Dozenten, aber auch bei Eltern, Freunden und Chefs. "Nur mit Disziplin und starkem Willen haben wir es geschafft, die zum Teil über mehrere Jahre dauernde Meisterschule zu absolvieren und den langersehnten Meisterbrief in den Händen zu halten." Doch die Mühen seien es wert gewesen und vor allem das, was jetzt hinter dem Meisterbrief steht und welche Wege er ebnet.
Die Meisterfeier ist der alljährliche Höhepunkt im Handwerk des Kammerbezirks Dresden. Das MDR-Fernsehen hat in diesem Jahr die Veranstaltung live im Internet übertragen. Für die nächsten sechs Monate ist die Meisterfeier abrufbar in der Online-Mediathek des MDR unter www.mdr.de/mediathek.