Der Gründung der ostfriesischen Institution waren erhebliche Querelen in der gemeinsamen Handwerkskammer für die Regierungsbezirke Osnabrück und Aurich vorausgegangen. 1897 hatte der Minister für Handel und Gewerbe in Berlin ein Gesetz über die Bildung von Handwerkskammern erlassen. In der Osnabrücker Kammer hatten die Ostfriesen die Mehrheit und stellten mit dem Leeraner Bauunternehmer Gottlieb Bamme auch den ersten Vorsitzenden. Wegen der großen Entfernung zum Kammersitz und der unterschiedlichen Mentalität gelang keine erfolgreiche Vertretung der Gesamtinteressen des Handwerks.
"Los von Osnabrück" lautete daher schon 1902 die Parole des Auricher Buchdruckers Alexander Schnepel und auch Malermeister L. H. Dykmann aus Leer schlug in dieselbe Kerbe. Als sich auch der Auricher Regierungspräsident Prinz von Ratibor für die Eigenständigkeit Ostfrieslands aussprach, machte ein Erlass des Ministeriums vom 9. Oktober 1907 den Weg frei für die "Handwerkskammer zu Aurich". Die Kammer hat seither fünf weitere Präsidenten an ihrer Spitze gehabt. Der sechste Amtsinhaber, Konditormeister Nikolaus Hippen, steht seit 18 Jahren an der Spizte der Selbstverwaltung. Auch in der Geschäftsführung zeigten die Ostfriesen über ein Jahrhundert beachtliche Kontinuität: Dem erster "Syndikus" (heute Hauptgeschäftsführer) Dr. rer. pol. Heinrich Reiners aus Hooksiel folgten vier weitere Hauptgeschäftsführer; seit 2005 ist Peter-Ulrich Kromminga Chef der Verwaltung.
Das Kammerjubiläum beginnt mit einem Festakt am 15. Mai in der Johannes a Lasco-Bibliothek in Emden. Als Festredner wird Ministerpräsident Christian Wulff die Bedeutung des ostfriesischen Handwerks würdigen. Eine Reihe weiterer Veranstaltungen beginnt am 23. Mai. Mit dem "Tag der offenen Tür" am 31. Mai findet das Kammerjubiläum seinen krönenden Abschluss.
"100 Jahre Handwerkskammer stehen für ein Jahrhundert gelebter Subsidiarität im Dienste des Handwerks und zur Entlastung des Staates. Die kongeniale Verbindung aus Haupt- und Ehrenamt ist das Erfolgsrezept der Handwerksorganisation", betont Präsident Klaus Hippen. Die Handwerkskammern für Ostfriesland - so lautet der Name seit 1960 - ist Kompetenz- und Dienstleistungszentren für rund 4.900 Handwerksbetriebe mit rund 28.000 Beschäftigten, darunter 3.000 Lehrlinge.