Die moderne Raumfahrttechnik ist ohne handwerkliche Dienstleistungen nicht denkbar. Was in der Forschung theoretisch entsteht, wird von spezialisierten Handwerkern praktisch umgesetzt. Bei den Fertigungsprozessen, die auf den Hundertstel Millimeter genau ausgeführt werden müssen, ist Qualitätsarbeit gefragt. Dafür sind fachgerecht ausgebildete Handwerker entscheidend.
Das weiß man auch an der Universität Bremen, wo derzeit in Zusammenarbeit mit dem Remagener Handwerksbetrieb R&W Maschinenbau ein Mobilroboter für Marsmissionen entwickelt wird. Metallbauer und Feinwerkmechaniker sowie viele weitere Handwerker fertigen dort die Raumfahrtprodukte an, die in den Köpfen der Wissenschaftler entstanden sind. Sie stellen entscheidende Präzisionsteile her, die auch nach über 46 Millionen Kilometern Reise noch einsatzfähig sind und bei minus 150 sowie plus 100 Grad funktionieren müssen.
Bis ein Produkt in der Raumfahrt zum Einsatz kommt, erstellen Handwerker zunächst unzählige Modelle. Diese so genannten
"MockUps" werden von ausgebildeten Modellbauern nach den Vorgaben der technischen Zeichner erstellt. Eine Arbeit, die zum Spezialgebiet der Hofmann Innovation Group in Franken zählt. Die Facharbeiter des Betriebes müssen dafür nicht nur ihr handwerkliches Geschick einsetzen. "Als Modellbauer benötigt man vor allem Grips und auch ein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen kann nicht schaden", erklärt Stefan Zipfel, Betriebsleiter bei der Hofmann Innovation Group. Sobald die Modelle erfolgreich getestet wurden, starten die Handwerker mit dem Nachbau im Maßstab 1:1.
Das Gefühl, seine eigenen handwerklichen Erzeugnisse in den Weltraum zu verabschieden, ist den Mitarbeitern der Berliner Astro- und Feinwerktechnik Adlershof bestens vertraut. Mit dem Single Picosatellite Launcher (SPL) hat die Firma am Berliner Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt eine zukunftsweisende Transportmöglichkeit entwickelt, um Satelliten in die Erdumlaufbahn zu katapultieren. Die Materialauswahl und Verarbeitung des "Satelliten Containers" stellt hohe Anforderungen an die Handwerker, da dieser beim Startvorgang einem extremen Druck- und Hitzezustand ausgeliefert ist. Nur wenn er diesen übersteht, kann er seine wertvolle Fracht in über 500 Kilometern Höhe behutsam in den Orbit entlassen.
Die vorgestellten Beispiele zeigen stellvertretend für eine Vielzahl von Gewerken auf, welche wichtige Rolle das Handwerk in der Luft- und Raumfahrttechnik spielt und untermauern den Slogan auf den Plakaten der Imagekampagne des deutschen Handwerks: "Sie finden uns in der Seitenstraße, in der Hauptstraße und sogar in der Milchstraße".