Nach einer repräsentativen Umfrage in den Stadtkreisen Mannheim und Heidelberg sowie den Landkreisen Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald blicken lediglich 22 Prozent der Betriebe auf eine ordentliche Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal zurück, 36 Prozent waren mit den Zahlen gar nicht zufrieden. Drei von zehn Betrieben konnten mehr Aufträge (33,4 Prozent) verbuchen. Dagegen musste jedes vierte Handwerksunternehmen einen Auftragsrückgang hinnehmen (25,5 Prozent).
Die Umsatzlage der Handwerksunternehmen hat sich in den zurückliegenden drei Monaten ein wenig stabilisiert. Vier von zehn Handwerksunternehmern erzielten höhere Umsätze (39,4 Prozent) und liegen damit auf Vorjahresniveau (40,3 Prozent).
Die Erwartungen für die kommenden Monate sind trotzdem verhalten positiv. Nur knapp jeder 5. Betrieb rechnet mit einem Umsatzanstieg - und damit 7,4 Prozentpunkten weniger als noch im zweiten Quartal 2008. Gleichzeitig hat das Gewicht der Pessimisten von 15 auf nunmehr ein knappes Viertel (23,9 Prozent) zugenommen. Drei von fünf Betrieben erwarten allerdings stabile Umsätze.
Die Beschäftigtensituation erweist sich als erfreulich stabil. Im zweiten Quartal 2009 mussten sich 13 Prozent der Betriebe von Mitarbeitern trennen. Gleichzeitig beschäftigte jeder neunte Handwerksbetrieb mehr Arbeitskräfte als im Quartal zuvor. Für das kommende Quartal wollen lediglich 2 Prozent der Betriebe neue Mitarbeiter einstellen, aber 17 Prozent gehen davon aus, dass Stellen gestrichen werden müssen, doppelt so viele wie noch im Vorjahr.
Auch die Investitionsbereitschaft der Handwerker im Kammerbezirk fiel im zweiten Quartal sehr zurückhaltend aus. Die hohe Unsicherheit über die weitere Geschäftsentwicklung ließ nur bei der Hälfte der Betriebe ein Investitionsvorhaben zu.
Nach Einschätzung von Kammerpräsident Walter Tschischka sind dies erste Anzeichen für eine Konjunkturerholung. "Wir profitieren in dieser schwierigen Wirtschaftslage von unserer Binnenmarktorientierung und von den Privatkunden", stellte Tschischka vor der 102. Vollversammlung der Kammer, dem "Parlament des Handwerks", fest. Die jüngsten politischen Beschlüsse haben seine Zuversicht gestärkt: "Die Konjunkturprogramme von Bund und Land werden in den nächsten Wochen ihre Wirkung zeigen. Das Bürgerentlastungsgesetz mit der besseren steuerlichen Absetzbarkeit von Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung führt ab 2010 zu höheren Nettoeinkommen. Dies wird zu mehr privaten Aufträgen führen", ist Tschischka sich sicher.
Die Erwartungen der Baubranche jedenfalls sind hoch. Das Bauhauptgewerbe rechnet dank Konjunkturpaketen und ausgebauten Förderprogrammen im Bereich der energetischen Modernisierung mit deutlich besseren Geschäften. So steigt das Konjunkturbarometer dieser Handwerksgruppe auf +14,3 Punkte und damit auf den Spitzenwert im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen, dicht gefolgt vom Bereich "Gewerblicher Bedarf", das mit +13,3 Punkten notiert und dem Bereich "Gesundheit", der mit 12,5 Punkten folgt.
Methodische Erläuterungen
Grundlage für die Berechnung des Konjunkturindikators des Baden-Württembergischen Handwerkstags ist eine repräsentative telefonische Konjukturumfrage von rund 1.000 Handwerksbetrieben aus Baden-Württemberg (aus dem Kammerbezirk Mannheim sind es ca. 150 Betriebe), die während der letzten zwei Wochen des zweiten Quartals erfolgte.
Die Berechnung des Konjunkturindikators erfolgt nach der ifo-Methode: Hier eine Beispielberechnung: Im 4. Quartal 2006 beurteilten 49,2 Prozent der befragten Handwerksbetriebe aus Baden-Württemberg ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut, 14,6 Prozent bezeichneten ihre Lage als schlecht. Damit lag der Saldo der Geschäftslage (GLS) - gute abzüglich schlechte Bewertungen - bei +34,6 Punkten.
Bei den Geschäftserwartungen sprachen 47,1 Prozent der Betriebe von guten Aussichten und 12,3 Prozent von schlechten. Der Saldo hier: + 34,8 Punkte. Die grafische Darstellung des Indikators als gleitender Durchschnitt über vier Quartale entschärft saisonale Einflüsse.
Einteilung der Handwerksgruppen
Bauhauptgewerbe
Maurer und Betonbauer (A), Zimmerer (A), Dachdecker (A), Straßenbauer (A), Gerüstbauer (A)
Ausbaugewerbe
Maler und Lackierer (A), Klempner (A), Installateur und Heizungsbauer (A), Elektrotechniker (A), Tischler (A), Raumausstatter (B1), Glaser (A),Fliesen-, Platten- und Mosaikleger (B1), Stuckateure (A)
Handwerke für den gewerblichen Bedarf
Feinwerkmechaniker (A), Elektromaschinenbauer (A), Landmaschinenmechaniker (A), Kälteanlagenbauer (A), Metallbauer (A), Gebäudereiniger (B1), Informationstechniker (A), Schilder- und Lichtreklamehersteller (B1)
Kraftfahrzeuggewerbe
Karosserie- und Fahrzeugbauer (A), Kraftfahrzeugtechniker (A)
Nahrungsmittelgewerbe
Bäcker (A), Konditoren (A), Fleischer (A)
Gesundheitsgewerbe
Augenoptiker (A), Zahntechniker (A), Hörgeräteakustiker (A),
Orthopädieschuhmacher (A), Orthopädietechniker (A)
Personenbezogene Dienstleistungen
Friseure (A), Schuhmacher (B1), Uhrmacher (B1), Damen- und Herrenschneider (B1), Fotografen (B1), Textilreiniger (B1), Kosmetiker (B2)
(A): zulassungspflichtige Handwerke
(B1): zulassungsfreie Handwerke
(B2): handwerksähnliche Gewerke