Starke Preissprünge bei Energie und Rohstoffen sorgten in den vergangenen Monaten für verschlechterte Rahmenbedingungen für das regionale Handwerk. Dennoch schätzten die befragten Betriebe aus dem Kammerbezirk Mannheim ihre aktuelle Geschäftslage noch einmal positiv ein. Mit 57 Prozent bewertete etwas mehr als die Hälfte der Befragten die Geschäftslage mit der Note „gut“ – ein ähnlich hoher Wert wie vor einem Jahr. Jeder neunte Betrieb bezeichnete seine Geschäftslage als „schlecht“.
Dabei zeigt sich, dass die Betriebe die Situation sehr differenziert bewerten. Während das Ausbauhandwerk und das Bauhauptgewerbe erneut eine sehr gute Geschäftslage verzeichneten, fielen die Einschätzungen im Nahrungsmittelgewerbe und im Dienstleistungsgewerbe deutlich ab. Allerdings beurteilte das Dienstleistungshandwerk die Lage nicht mehr so schlecht wie noch im Vorjahresquartal. Hier hat sich die Wirtschaftslage nach dem Wegfall von Corona-Beschränkungen erholt. Besser schätzten auch das Handwerk für den Gewerblichen Bedarf, das Kfz-Gewerbe und das Gesundheitsgewerbe ihre aktuelle Geschäftslage ein.
Insgesamt konnte die Auftragsentwicklung im zweiten Quartal nicht ganz die Erwartungen der Betriebe erfüllen, was angesichts der verschlechterten Bedingungen durch steigende Preise und Verunsicherungen im Bereich Energie nicht überraschend ist. Obwohl 37 Prozent der Befragten im Kammergebiet Mannheim ihre Auftragseingänge in den zurückliegenden drei Monaten steigern konnten, blieb die Auftragslage im Handwerk im zweiten Quartal hinter dem Vorjahresstand zurück. Im gleichen Zeitraum 2021 hatte mehr als jeder zweite Betrieb von einem Auftragsplus berichtet. Aktuell sprachen 13 Prozent sogar von einem Rückgang der Auftragslage.
Dem zum Trotz lag die Betriebsauslastung der regionalen Handwerksfirmen im zweiten Quartal 2022 über dem Vorjahreswert. Gerade einmal 17 Prozent weisen eine Kapazitätsauslastung von maximal 60 Prozent auf. Über die Kapazitätsgrenzen hinaus arbeitete jeder Vierte, was ein deutlich höherer Anteil als noch im Vorjahresquartal ist. Das schlägt sich bei knapp 38 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk in einem Umsatzplus nieder, wenngleich der hohe Wert von 47 Prozent aus dem Vorjahresquartal nicht annähernd erreicht wird. Über gesunkene Umsätze klagt aktuell jeder achte Betrieb.
Die Erwartungen für den Herbst
Spürbar abgeschwächt haben sich die Geschäftserwartungen des Handwerks in der Region Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Nur noch zwölf Prozent der Befragten – gegenüber fast 33 Prozent im Vorjahr – gehen von einer Verbesserung der Geschäftslage aus. Dahingegen erwarten rund 19 Prozent eine Verschlechterung – der Vorjahreswert lag hier bei gerade einmal drei Prozent.
Verschlechtert haben sich die Geschäftserwartungen durch die Bank weg in allen Handwerksbereichen. Am pessimistischsten betrachten die Betriebe aus dem Nahrungsmittelgewerbe im Rhein-Neckar-Odenwald-Gebiet die Entwicklung. Aber auch Kfz-Gewerbe, Dienstleistungsgewerbe und Betriebe aus dem gewerblichen Bedarf blicken mit sorgenvoller Miene in die Zukunft. Selbst im Bauhauptgewerbe ist die Erwartungshaltung deutlich eingetrübt. Dies erklärt sich in der aufgrund stark gestiegener Baupreise merklich zurückgegangenen Anzahl an Bauanträgen. Damit droht dem Herzstück der stabilen Handwerkskonjunktur der vergangenen Jahre, dem Bausektor, ein Einbruch.
Die Auftragslage der regionalen Handwerksbetriebe dürfte sich in den kommenden Monaten also weiter abschwächen. Mit rund 20 Prozent rechnet nur noch knapp ein Fünftel der Befragten im Gebiet der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald mit einem Auftragsplus. Im Vorjahresquartal lag dieser Anteil noch bei starken 39 Prozent. Deutlich erhöht hat sich der Anteil der Betriebe, die Auftragseinbußen erwarten: nämlich von acht Prozent im Vorjahr auf aktuell 29 Prozent. Die Erwartungshaltung im Kammerbezirk ist damit pessimistischer als im Landesdurchschnitt, wo nur 23 Prozent von einer schlechteren Auftragslage im kommenden Quartal ausgehen. Landesweit einig sind sich die Betriebe indes in der Wahrnehmung eines weiter zunehmenden Preisdrucks: 91 Prozent beklagten gestiegene Einkaufspreise. Interessant ist, dass demgegenüber nur 61 Prozent der Betriebe im Land ihre Verkaufspreise erhöhten, was zeigt, dass nicht jeder Betrieb die gestiegenen Kosten auch weitergibt.