Dass die aktuelle Energiekrise auf bereits geschwächte Unternehmen trifft, macht die Lage besonders kritisch. Nach Corona und Störungen in den Lieferketten belastet das Energiethema die Betriebe auch unmittelbar, beispielsweise weil Erdgas oder elektrischer Strom häufig als Prozessenergie eingesetzt werden. Das Fehlen einer Alternative für russisches Gas und Öl sowie eine Inflation, die noch einige Zeit auf einem hohen Niveau bleiben dürfte, schüren die Unsicherheit und schwächen die Konjunktur. Immerhin noch erstaunliche 61 Prozent der befragten Handwerksbetriebe der Region bewerteten laut Konjunkturbericht zum dritten Quartal 2022 ihre Geschäftslage mit der Note „gut“. Damit ist zwar ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr ersichtlich, aber nicht der zu befürchtende Konjunktureinbruch eingetreten. Gleichwohl verdoppelte sich der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage als „schlecht“ bewerteten, auf rund 15 Prozent.
Erste Symptome der Energiepreiskrise zeigten sich im Kammergebiet Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald durch eine rückläufige Betriebsauslastung. So verzeichneten rund 17 Prozent eine niedrige Kapazitätsauslastung von maximal 60 Prozent, was im vergangenen Jahr mit 15 Prozent etwas weniger Betriebe angaben. Gleichzeitig meldeten lediglich noch rund 38 Prozent der Befragten eine hohe Auslastung von 81 bis 100 Prozent, was im Vorjahresquartal noch bei mehr als der Hälfte der Betriebe der Fall war.
Rund 26 Prozent der befragten Betriebe im Kammerbezirk haben ihre Investitionsausgaben in den letzten drei Monaten erhöht. Teilweise waren die Betriebe jedoch auch dazu gezwungen, mehr Geld auszugeben, da die Preise für Investitionsgüter wie Werkzeuge und Fahrzeuge gestiegen sind. Auch die schlechteren konjunkturellen Rahmenbedingungen machen sich anhand derer bemerkbar, die das Investitionsbudget bereits verringert haben: Bei rund 26 Prozent ist dies der Fall.
Während sich die Umsätze der regionalen Handwerksbetriebe im dritten Quartal noch einmal positiv entwickelten und bei rund 36 Prozent zu einem Umsatzplus führten, wird die Umsatzentwicklung in den kommenden Monaten wesentlich zurückhaltender beurteilt als vor Jahresfrist. Nur drei von zehn Befragten rechnen mit steigenden Umsätzen, wobei fast ebenso viele eine rückläufige Entwicklung erwarten. Im Vergleich zum Vorjahresquartal hat sich der Anteil der Pessimisten, die sinkende Umsätze erwarten, fast verdoppelt. Selbst bei einer positiven Entwicklung dürfte der Umsatz häufig nur nominal steigen, weil die Verkaufspreise inflationsbedingt angehoben werden müssen, ohne dass dies zu einer echten Verbesserung der Umsatzentwicklung führt.
Beim Blick auf die einzelnen Branchen zeigt sich, dass die Geschäftslage in der Region Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald im dritten Quartal im Wesentlichen vom Baugewerbe stabilisiert wurde, das seine Performance ähnlich positiv beurteilte wie im Vorjahr. Deutlich zurück fiel die Geschäftslage beim Handwerk für den Gewerblichen Bedarf und noch kritischer wird er im Nahrungsmittelgewerbe beschrieben, wo die Betriebe mehrheitlich eine schlechte Geschäftslage meldeten.
Für die kommenden Monate deutet sich in allen Handwerksbranchen der Region eine Konjunkturabschwächung an. Mehrheitlich sind die Geschäftserwartungen sogar pessimistisch wie zum Beispiel im Dienstleistungsgewerbe, im Bauhauptgewerbe und beim Handwerk für den Gewerblichen Bedarf. Auch im Kfz-Gewerbe, das im dritten Quartal einen kurzen Stimmungsaufschwung verzeichnete, sind die Erwartungen wieder überwiegend pessimistisch.