Fotografieren, das gehört zu einem Familienausflug einfach dazu, vor allem wenn es in die Luft geht. Bei einem Rundflug über die Insel Mainau übernahm Alexandra Eberle, damals elf Jahre alt, diese Aufgabe, drückte fleißig auf den Auslöser und stellte sich dabei überaus geschickt an, wie ihr Verwandte und Bekannte bestätigten.
Seitdem beschäftigt sich Eberle mit Fotografie und allem, was dazu gehört. "Der Gedanke, das Hobby zum Beruf zu machen, ist schon früh da gewesen", sagt Eberle, die eigentlich nach dem Realschulabschluss mit der Lehre beginnen wollte. Daraus wurde nichts, da sie keinen Ausbildungsbetrieb gefunden hatte. Eberle ging weiter zur Schule, erwarb die Fachhochschulreife und absolvierte nebenbei Praktika in ihrem heutigen Ausbildungsbetrieb.
Gudrun de Maddalena ist voll des Lobes für ihre Auszubildende: "Alexandra arbeitet eigenverantwortlich, strukturiert und erledigt alle Aufgaben zuverlässig." Talent und Leidenschaft für die Fotografie bringe sie ohnehin mit. Auch die Leistungen an der Berufsschule seien tadellos. Im zweiten Ausbildungsjahr erreichte Eberle die Traumnote 1,0 und erhielt einen Preis. Auch im Umgang mit Kunden und Kollegen überzeuge die angehende Fotografin.
Was ihr an ihrem Beruf gefällt? Alexandra Eberle muss nicht lange überlegen: "Abwechslung und Kreativität. Das ist es." Sie fühlt sich in allen Genres wohl, ob Portrait oder Gruppenfoto, Werbung, Architektur und Objekte, Studiofotografie und Außenaufnahmen. "Um zu einem hochwertigen Ergebnis zu kommen, muss jede Aufnahme perfekt vorbereitet werden. Den letzten Schliff bekommt das Bild dann am Rechner. Ohne Knowhow, ein geschultes Auge und Zeit funktioniert es nicht", erklärt Eberle.
Dieser Qualitätsanspruch hat für de Maddalena oberste Priorität. Sie selbst hat zwei Meisterprüfungen abgelegt, eine als Fotografin, einen Industriemeisterdruck als Positivretuscheurin. Mit dem Wegfall der Meisterpflicht in ihrem Beruf habe sich einiges verändert, allerdings nicht zum Guten. "Immer mehr schlecht oder gar nicht ausgebildete Anbieter drängen auf den Markt", beschreibt sie die Situation. Die Folgen seien weniger Professionalität, mehr Druck auf Preise und Kosten sowie der schleichende Verlust an Ausbildungsplätzen. Für de Maddalena ein Grund, sich im Gesellenprüfungsausschuss der Innung zu engagieren.
Gudrun de Maddalena hat sich 1993 selbständig gemacht. Das Atelier in der Tübinger Südstadt deckt vom Foto für die Bewerbungsmappe bis zur Hochzeitsfotografie inklusive Bildband, von Werbeaufnahmen bis hin zu Architekturfotografie die gesamte Palette an Fotoarbeiten ab. Das vierköpfige Frauen-Team arbeitet für Privatkunden wie auch für Institutionen und Unternehmen, darunter zahlreiche Zeitschriften- und Buchverlage.
Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, und Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert wiesen bei der Übergabe der Ehrenurkunde und eines Geldpräsentes an Alexandra Eberle darauf hin, dass der Betrieb immer ein gehöriges Stück zur guten Ausbildungsleistung mit beitrage. Inhaberin Gudrun de Maddalena erhielt gleich zwei Urkunden, eine für den Erfolg als Ausbilderin, eine zum 25-jährigen Bestehen des Betriebes.
Mit der Auszeichnung zum "Lehrling des Monats", so Herrmann weiter, solle aber auch der Vorbildcharakter einiger Jugendlicher hervorgehoben werden. "Schön wäre es, wenn auf diesem Weg ein Ansporn für andere geschaffen werden könnte, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen."
Zur Auszeichnung "Lehrling des Monats"
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen.
Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und "Werbeträger" für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den über 13.600 Handwerksbetrieben zurzeit rund 5.000 Lehrlinge ausgebildet.