„Es waren schon einige Wendungen dabei“, sagt Dominik Knebel über seinen bisherigen beruflichen Weg. Nach der Fachhochschulreife begann er zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann mit der Zusatzqualifikation Finanzassistent und absolvierte anschließend berufsbegleitend die Weiterbildung zum Bankfachwirt. Warum er sich, mittlerweile zum Filialleiter aufgestiegen, trotzdem gegen eine Laufbahn im Bankwesen entschied und einen Kurswechsel vornahm, hat einen einfachen Grund: „Mit der Zeit wurde mir klar, das ist nicht so sehr mein Ding.“
Knebel nahm sich eine längere Auszeit, die ihn unter anderem nach Australien und Indonesien führte. Nach seiner Rückkehr schrieb er sich für den Studiengang Werbung und Markkommunikation ein, den er letztlich nicht abgeschlossen hat. Es sei die falsche Abzweigung gewesen, sagt Knebel zu diesem Kapitel seiner Neuorientierung. Es folgten Jobs als Bademeister und anschließend als Hilfsarbeiter in verschiedenen Handwerksbetrieben, zuletzt als Montagehelfer in seinem heutigen Ausbildungsbetrieb.
Nun also Produktionshalle statt Schreibtisch, Glas, Aluminium, Holz und Kunststoff statt Zahlen, robuste Arbeitskleidung statt Anzug und Schlips - Knebel hat im Handwerk gefunden, was er lange vermisst hat: „Mir gefällt besonders, dass es eine ehrliche Arbeit ist, bei der man ein Ergebnis sieht. Ich leiste etwas Sinnvolles. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“ Für interessante Aufgaben und Projekte im Ausbildungsalltag sei ohnehin gesorgt. Es sei einfach spannend zu erleben, wie Theorie und Praxis zueinander finden. Aktuell ist der Auszubildende häufig in der Endmontage im Einsatz, ein Bereich, in dem er wegen der Vielzahl der Tätigkeiten, die auszuführen sind, besonders gerne arbeitet. „Ich fühle mich aber genauso in der Produktion oder im Kundendienst wohl“, betont Knebel. Eine Arbeit, um die er einen Bogen machen wollte, gebe es nicht.
„Dominik ist schon aufgrund seines Werdegangs und Alters kein normaler Auszubildender. Sein Engagement und seine Leidenschaft für den Beruf machen ihn zu einem Glücksgriff für uns“, sagt Yasin Kücük, einer der drei Geschäftsführer des Fensterbaubetriebs. „Er ist wissbegierig, zuverlässig, leistungsorientiert, bringt eigene Vorschläge ein und ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Er lebt das Handwerk.“ Deshalb unterstütze das Unternehmen auch gerne Knebels ehrenamtliche Einsätze als Ausbildungsbotschafter an Schulen, bei denen er Jugendliche über das Handwerk und seinen Beruf informiert. Es passe einfach, sowohl menschlich, als auch in Bezug auf die Leistungen im Betrieb und in der Berufsschule.
Die Lehrzeitverkürzung um ein halbes Jahr ist daher fast schon selbstverständlich. Wenn alles glatt geht, wird Knebel, der in seiner Freizeit beim SV Schopfloch kickt, gerne in der Natur unterwegs ist oder ein Buch zur Hand nimmt, Ende Februar abschließen. Seine Zukunft sieht er im Unternehmen. Er schätzt die kurzen Wege zwischen Abteilungen und Hierarchieebenen und die familiäre Atmosphäre. „Ich möchte gerne bleiben und weiterhin zum gemeinsamen Erfolg beitragen.“
Mit einer 400-jährigen Firmengeschichte gehört die Nestle Fenster GmbH zu den ältesten Fensterbaubetrieben in Deutschland. Am 2018 erweiterten Produktionsstandort Hörschweiler werden Holz-, Holz-Alu- und Kunststofffenster sowie Hebeschiebetüren und Haustüren gefertigt. In Tumlingen sind Verwaltung und Vertrieb sowie die Ideenwelt für Fenster und Türen, eine der größten Ausstellungen ihrer Art in der Region, angesiedelt. Das in der zwölften Generation inhabergeführte Unternehmen bietet modern ausgestattete Arbeitsplätze in Produktion und Verwaltung. Für Monteure ist das Tablet, das jederzeit den Zugriff auf digitalisierte Pläne ermöglicht, längst ein alltägliches Werkzeug. Hinzu kommen flexible Arbeitszeiten und weitere Benefits, wie beispielsweise das Bike-Leasing. Aktuell sind 70 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen will junge Menschen für das Handwerk begeistern und investiert in Nachwuchswerbung und Ausbildung. Zurzeit werden vier Lehrlinge in gewerblichen und kaufmännischen Berufen ausgebildet.
Zur Auszeichnung „Lehrling des Monats“
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berfsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen. Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“ soll der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. Sie dient als Ansporn für andere, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und „Werbeträger“ für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den 13.700 Handwerksbetrieben zurzeit über 4.300 Lehrlinge ausgebildet.