Wer sich früh im Jahr um einen Ausbildungsplatz bewirbt, verschafft sich einen Vorteil. So steht es in jedem Ratgeber für Schulabgänger. Lars Radtke hat es anders gemacht. Er bewarb sich erst kurz vor dem Start des Ausbildungsjahres bei seinem heutigen Ausbildungsbetrieb. Den Tipp hatte er von einem Bekannten erhalten. „Dass es letztlich so reibungslos geklappt hat, war ein glücklicher Zufall“, sagt Radtke im Rückblick.
Nach dem Abschluss der Mittleren Reife hatte Radtke sich zunächst verschiedene Berufe und Branchen angeschaut, machte Praktika im Kindergarten, in einem Lebensmittelmarkt und in einem Zimmererbetrieb. Auf die Frage, was den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben hat, nennt er mehrere Gründe: „Mir gefällt die Vielfalt der Tätigkeiten, die Arbeit mit Holz, und man ist viel an der frischen Luft.“ Und noch etwas spricht den jungen Mann am Zimmererberuf an: „Die Aufgaben sind komplex und anspruchsvoll. Man kann über seine Grenzen hinausgehen.“
Diese Lernbereitschaft und den Einsatzwillen hebt auch Sina-Sophie Pfau, seit rund einem Jahr Chefin des Holzbaubetriebs, hervor. „Lars hat in den vergangenen Monaten eine tolle Entwicklung gemacht. Mit seiner Motivation steckt er das gesamte Team an. Er ist mit Herz und Kopf bei der Arbeit und anderen häufig einen Schritt voraus.“ So habe der Auszubildende auch schon häufiger selbständig Ideen und Vorschläge eingebracht, wie Arbeitsabläufe optimiert werden können, berichtet die Zimmermeisterin und Ingenieurin mit Bachelor-Abschluss. Hinzu komme die Fähigkeit, das erworbene Fachwissen mit anderen zu teilen. „Es fällt ihm leicht, Arbeitsschritte anschaulich erklären. Das ist für einen Auszubildenden ungewöhnlich.“ Mit seiner offenen und kommunikativen Art, lobt Pfau, sei er eine Bereicherung für das Unternehmen und ein Vorbild für andere Auszubildende.
Grundsätzlich schätze er alle Tätigkeiten seines Berufs, gibt Radtke zu Protokoll. Gefragt nach seinem Lieblingsgeschäft, gibt es dann doch etwas, was ihm besonders gut gefällt, und zwar das Vorfertigen von Außenwänden für den Holzrahmenbau, das so genannte Elementieren. Auf der anderen Seite der Bewertungsskala liegen für ihn Freihandschnitte. „Darum mache ich gerne einen Bogen“, gibt Radtke zu.
Radtke, der sich in seiner Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr in Busenweiler und in der fünften Jahreszeit bei den Ricke Hexa in Betzweiler-Wälde engagiert, hat offenbar gefunden, wonach er gesucht hat. Seine beruflichen Zukunftspläne beschreibt er so: „Ich möchte im Betrieb bleiben und erst einmal Berufspraxis sammeln. Dann könnte ich mir vorstellen, eventuell noch den Meister anzugehen.“
Der Holzbaubetrieb Pfau hat sich auf Holzrahmenbau spezialisiert. Realisiert werden Ein- und Mehrfamilienhäuser, öffentliche und gewerblich genutzte Gebäude in ganz Baden-Württemberg. Der 1987 von Eberhard Pfau in Alpirsbach gegründete und mittlerweile in zweiter Generation geführte Familienbetrieb setzt auf umfassende Beratung und individuelle Planung sowie eine qualitativ hochwertige Umsetzung der Projekte zum Festpreis. Die Fertigung der Bauteile erfolgt in einer modern ausgestatten Produktionshalle am heutigen Sitz in Loßburg. Dabei spielt die Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. So verwendet das Unternehmen überwiegend ökologische Baustoffe, die Langlebigkeit und ein gesundes Wohnklima gewährleisten. Ebenso zeitgemäß sind die Arbeitsbedingungen. Auf Wunsch ist für Fachkräfte, aktuell werden sechs Mitarbeiter beschäftigt, die Vier-Tage-Woche möglich.
Zur Auszeichnung „Lehrling des Monats“
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen. Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“ soll der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. Sie dient als Ansporn für andere, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und „Werbeträger“ für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den 13.800 Handwerksbetrieben zurzeit über 4.200 Lehrlinge ausgebildet.