„Die zuversichtlichen Erwartungen des Frühjahrs haben sich weitgehend erfüllt, und zwar quer durch alle Gewerke. Auch die Betriebe, die besonders stark von den Corona-Maßnahmen betroffen waren, konnten zuletzt wieder Tritt fassen“, kommentiert Präsident Harald Herrmann die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen.
Rund 67 Prozent der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb bewerteten die Geschäftslage mit der Note gut. Gleichzeitig halbierte sich im Vergleich zum Vorjahr die Zahl derer, die sich unzufrieden äußerten, von 14 Prozent auf aktuell 7,5 Prozent. Die Friseur- und Kosmetiker-Betriebe, die im Lockdown mehrmals schließen mussten, bleiben momentan hinter diesen Werten zurück. Knapp die Hälfte der Dienstleistungsbetriebe war mit dem abgelaufenen Quartal zufrieden, rund 20 Prozentpunkte mehr als vor zwölf Monaten. Jeder sechste Betrieb bewertete die wirtschaftliche Situation hingegen als schlecht.
Die Auftragslage im regionalen Handwerk hat sich verbessert. Rund 30 Prozent der Betriebe verzeichneten mehr Bestellungen, jeder fünfte Befragte meldete einen Rückgang. Der durchschnittliche Auftragsbestand beträgt quer durch alle Branchen 11,2 Wochen, zweieinhalb Wochen mehr als vor einem Jahr. Noch höher fällt das Auftragspolster im Bauhauptgewerbe (18,5 Wochen) und in der Ausbaubranche (14,8 Wochen) aus.
Mit der größeren Nachfrage stieg die Auslastung, vor allem in den zuvor schlecht ausgelasteten Betrieben. Über größere Freiräume verfügten zuletzt 15 Prozent der Befragten. Vor zwölf Monaten lag dieser Anteil noch bei 25 Prozent. Knapp die Hälfte der Befragten konnte Maschinen und Personal nahezu vollständig nutzen. In jedem sechsten Betrieb waren Überstunden erforderlich.
Dass die Corona-Krise noch nicht überwunden ist, zeigt die Entwicklung der Einkaufspreise für Material und Vorprodukte, die in manchen Branchen seit Jahresbeginn stark gestiegen sind. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lagen die Preise für Nadelschnittholz im August 2021 um 124 Prozent über denen des Vorjahres. Für Betonstahl beträgt die Steigerung 87 Prozent, für Bitumen aus Erdöl 38 Prozent. Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen ist um 37 Prozent teurer. Hinzu kommen höhere Preise für Erdöl und Gas.
75 Prozent aller Betriebe gaben an, dass ihre Kosten gestiegen sind. Besonders betroffen sind die Bauhandwerker (80 Prozent), die Zulieferer aus dem Metall- und Elektrobereich (87 Prozent) und die Ausbaubetriebe (89 Prozent). Letztere gehen mehrheitlich davon aus, dass sich der Preisauftrieb vorerst fortsetzen wird. Hingegen scheint sich die Lage für die Maurer, Stahlbetonbauer und Zimmerer ein wenig zu entspannen. 62 Prozent rechnen mit stabilen Einkaufspreisen in den nächsten Wochen.
„Die Preisentwicklung dämpft den Aufschwung merklich ab und belastet die Ertragssituation auch von an sich gut ausgelasteten Betrieben“, stellt Herrmann fest. „Derartige Preissprünge können bei Bauvorhaben, bei denen zwischen Vertragsschluss und Ausführung einige Monate liegen, nicht oder nur teilweise weitergegeben werden.“
Dennoch gehen die Handwerker in der Region optimistisch ins Schlussquartal. 63 Prozent erwarten eine stabile Entwicklung. Jeder vierte Betrieb sieht noch Luft nach oben. Deutlich zuversichtlicher als im Vorjahresquartal fällt der Ausblick bei den gewerblichen Zulieferern aus. Der Erwartungsindex für diese Gruppe stieg von 1,9 Punkten auf nunmehr 28,9 Punkte.
Die 13.500 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von 10,3 Milliarden Euro, beschäftigen über 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.500 junge Menschen aus.
Den detaillierten Konjunkturbericht 3/2021 finden Sie unter www.hwk-reutlingen.de/konjunktur.