Während sich die meisten Abiturienten ausschließlich über Studiengänge informieren, wählte Melanie einen anderen Weg. Sie vereinbarte eine Beratung im Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur und studierte eingehend verschiedene Berufsbilder, darunter auch den Raumausstatter. Nach zwei Tagen Probearbeit war die Entscheidung gefallen.
Mit Begeisterung spricht Weimar von ihrem Ausbildungsalltag im Reutlinger Familienunternehmen Nedele: „Es ist ein kreativer Handwerksberuf. Wir gestalten Räume, arbeiten mit verschiedenen Materialien und setzen verschiedene Techniken ein.“ Für Abwechslung sei gesorgt, denn die Wünsche der Kunden und die Anforderungen der Räume seien bei jedem Auftrag anders. Und die junge Frau schätzt, dass sie zum Feierabend ein Ergebnis sieht: „Man sieht, was man gearbeitet hat.“
„Melanie ist eine herausragende Auszubildende“, sagt Steffen Nedele, Inhaber und Ausbilder. Sie sei ehrgeizig und stelle einen hohen Anspruch an sich und ihre Arbeit. „Eine Perfektionistin und zugleich ein geschätzter Teamplayer“, lobt der Raumausstatter-Meister. Auch außerhalb des Betriebs weiß Weimar zu überzeugen. Die Berufsschule hat sie bislang mit der Traumnote 1,0 gemeistert. Den ersten Teil der Gesellenprüfung schloss sie mit der Note 1,5 ab.
In ihrer Freizeit ist Weimar gleich in zwei Reutlinger Feuerwehren aktiv. In Unterhausen wacht sie über die Kasse und arbeitet im Festausschuss am Veranstaltungsprogramm mit. Im Stadtteil Rommelsbach kümmert sie sich als stellvertretende Jugendleiterin um die Nachwuchsarbeit. Dort engagiert sie sich ebenfalls im evangelischen Jugendwerk.
Das 1956 von Kurt Nedele gegründete Unternehmen bietet privaten und gewerblichen Kunden vom Bodenbelag über Gardinen, Sicht-, Sonnen- und Insektenschutz bis hin zur hochwertigen Polsterarbeiten sämtliche Raumausstatterleistungen an. Maßarbeit nach individuellen Wünschen und Qualität stehen im Familienbetrieb, der von Steffen Nedele gemeinsam mit Ehefrau Martina Nedele in zweiter Generation geführt wird, an oberster Stelle. Mit Tochter Madeleine Nedele-Gmehling steht bereits die dritte Generation in den Startlöchern.
„Um unser Qualitätsniveau zu sichern, brauchen wir gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte“, betont der Chef von elf Mitarbeitern. Insgesamt 15 junge Menschen hat Nedele bislang ausgebildet, der sich ein Umdenken bei Gymnasiasten, Eltern und Lehrern und mehr Offenheit für die duale Ausbildung wünscht. „Melanie ist ein Beispiel dafür, dass man als Abiturientin auch ohne Studium erfolgreich in einem Beruf sein kann.“
Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, und Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert wiesen bei der Übergabe der Ehrenurkunde und einem Geldpräsent an Melanie Weimar darauf hin, dass der Betrieb immer ein gehöriges Stück zu guten Ausbildungsleistungen mit beitrage.
Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“, so Herrmann weiter, solle aber auch der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. „Schön wäre es, wenn auf diesem Weg ein Ansporn für andere geschaffen werden könnte, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen.“