Die Bäckerei beschäftigt 240 Mitarbeiter und betreibt insgesamt 18 Filialen überwiegend im Kreis Tübingen. Gebacken wird am Stammsitz in Mössingen, wo rund 70 Mitarbeiter tätig sind. In der Backstube würden zu 98 Prozent Fachkräfte arbeiten, informiert Geschäftsführer Padeffke und bedauert, "Fachkräfte werden immer weniger". Der Unternehmer verspricht sich von der Bildungspartnerschaft neue Impulse bei der Nachwuchs-Suche. Derzeit sind 13 Auszubildende im Betrieb beschäftigt. Erklärtes Ziel ist eine Ausbildungsquote von zehn Prozent. "Wir sehen unser Engagement auch als soziale Verpflichtung für junge Menschen in der Region", betont Padeffke.
Zu wenige Hauptschüler
Am Projekt beteiligt sind die Filsenbergschule in Öschingen sowie in Mössingen die Gottlieb-Rühle-Schule, die Bästenhardtschule, die Friedrich-List-Realschule und das Quenstedt-Gymnasium. Die Bildungspartnerschaft wurde vermittelt von Michaela Lundt, die bei der Handwerkskammer Reutlingen für die Ausbildungs-Initiative zuständig ist. Mit Bildungspartnerschaften wollen die Handwerkskammern in Baden-Württemberg unter dem Motto "Azubi gewünscht" Betriebe und Schulen zusammenbringen und Jugendliche für Handwerksberufe begeistern. Die Handwerkskammer Reutlingen konnte bislang 90 Partnerschaftsverträge arrangieren.
Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, ist insbesondere den Realschulen und Gymnasien dankbar, dass sie sich an Bildungspartnerschaften beteiligen. "Mit Hauptschul-Absolventen allein können wir unseren Nachwuchs-Bedarf nicht mehr decken", verweist er auf die demografische Entwicklung, wonach die Zahlen der Hauptschul-Abgänger drastisch rückläufig sind. Im Kammergebiet Tübingen gebe es künftig nur noch 300 bis 340 Hauptschulabsolventen, dem gegenüber stünden rund 2 400 Betriebe, machte Eisert deutlich. Der Beitrag der Schulen helfe außerdem, das Image des Handwerks zu verbessern.
"Voller Tatendrang"
"Die Bildungspartnerschaften der Kammern sind für uns sehr wichtig und wir begleiten das, wo wir nur können", versichert Schulrat Hans Joachim Kopf vom staatlichen Schulamt Tübingen. Landesweit laute das Ziel: mindestens eine Bildungspartnerschaft pro Schule, informiert Kopf. Ein fest installierter Kontakt schaffe im Vergleich zu den üblichen Praktika eine neue Dimension der Beziehung zwischen Schule und Betrieb, glaubt Robert Conzelmann. Der Lehrer an der Mössinger Gottlieb-Rühle-Schule berichtet, das Projekt sei an seiner Schule auf offene Türen gestoßen.
Zum Thema Ausbildung haben Michael Padeffke und seine beiden Kinder noch viele Pläne: Mit fetzigen Plakaten und Flyern wollen sie Jugendliche auf ihren aufstrebenden Bäckereibetrieb in Mössingen aufmerksam machen. Das Ausbildungs-Spektrum reicht vom Bäcker und Konditor über Fachverkäufer bis hin zu kaufmännischen Berufen. Speziell für Lehrer und Eltern werden Backstuben-Führungen angeboten. Auch die Begleitung von Schülerfirmen gehört zum Konzept, dabei will insbesondere Dominic Padeffke, Diplom-Kaufmann sowie Bäckerei- und Konditor-Geselle, den Schüler-Unternehmern zur Seite stehen. "Wir sind voller Tatendrang", ist er sich mit seiner Schwester einig. Alissa Padeffke ist als Verkaufsleiterin mit Ausbildungseigner-Prüfung im Betrieb tätig.