Herrmann bezieht sich auf eine Umfrage der Handwerkskammer bei 198 Betrieben, die bei der letzten Lehrstellenumfrage der Kammer Ende Januar 2016 ihre freien Lehrstellen auch für Flüchtlinge und Asylbewerber angeboten hatten. „Natürlich kann das Ergebnis der Umfrage nur eine Zwischenbilanz darstellen. Deutlich ist jedenfalls geworden, dass die Handwerksbetriebe in der Region bereit sind, Verantwortung zu übernehmen“, meint Herrmann. An der Umfrage Ende April/Anfang Mai beteiligten sich 49 Prozent der befragten Betriebe.
Insgesamt sechs Ausbildungsverträge wurden bislang abgeschlossen. „Wichtigste Gründe für ein Nichtzustandekommen sind zu schlechte Deutschkenntnisse des Bewerbers“, so Herrmann. „Das verdeutlicht einmal mehr, dass der Spracherwerb die wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Integration ist.“ Weitere Gründe waren, dass der Flüchtling/Asylbewerber sich selbst anders entschieden hat oder weil der Betrieb einem anderen Bewerber den Zuschlag gegeben hat.
37,1 Prozent der Betriebe (= 36), die sich an der Umfrage beteiligt hatten, haben bereits Erfahrungen mit Flüchtlingen, Asylbewerbern oder Migranten gemacht. Hier überwogen deutlich die guten Erfahrungen (31 Betriebe). 45 Betriebe erwähnten, dass sie bislang noch keine Erfahrungen gemacht haben.
Die Antworten auf die Frage nach den „weniger guten Erfahrungen“ bezogen sich im Wesentlichen auf Sprachprobleme (14 Antworten) sowie Probleme bei der Arbeitsdisziplin (4 Antworten). Kulturelle Unterschiede oder Probleme mit der Bürokratie spielen in dem Umfrageergebnis hingegen nahezu keine Rolle (jeweils eine Antwort).
Bei der Frage nach Erfahrungen mit „Deutschen oder schon länger im Land ansässigen Ausländern“ gaben 26 Betriebe an, dass sie ähnliche Erfahrungen wie mit Flüchtlingen, Asylbewerben oder Migranten gemacht haben. Schlechtere Erfahrungen mit Deutschen oder schon länger im Land ansässigen Ausländern machten drei Betriebe, bessere Erfahrungen hingegen zehn Betriebe.
Die Internet-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Reutlingen
Die Handwerkskammer Reutlingen schreibt seit 2003 drei- bis viermal im Jahr alle ausbildungsberechtigten Betriebe an und bittet darum, freie Lehrstellen zu melden. Die Lehrstellen können im Internet und auf der Smartphone-App „Lehrstellenradar“ drei Monate abgerufen werden; sie werden dann automatisch gelöscht, um die Aktualität des Lehrstellenangebots soweit wie möglich sicherzustellen. Die Betriebe können (und sollten) die Lehrstelle allerdings direkt nach Abschluss eines Lehrvertrages selbst im Internet löschen bzw. löschen lassen. Das kostenlose Angebot kann laufend genutzt werden. Aktuell (Mai 2016) hat eine neue Umfrage unter 7.300 ausbildungsberechtigten Betrieben begonnen.
Die freien Lehrstellen, die im Januar, Februar und März 2016 im Internet veröffentlich wurden, wurden darüber hinaus auch in einer Sonderbeilage am 11. März 2016 bei neun regionalen Tageszeitungen abgedruckt (Auflage rund 150.000) – ebenfalls mit dem Hinweis „gilt auch für Flüchtlinge/Asylbewerber“.