Der Hauptpreis für das Jahr 2007 in Höhe von 20.000 Euro geht an den Deutschen Kinderschutzbund, Bezirksverband Halle/Saale e.V., der im März 2006 das Projekt "V.I.T.A.L. = Vielfalt, Impulse, Teamgeist = Aktiv Leben" ins Leben rief. In der ehemaligen Trabantenstadt "Silberhöhe", in der rund 5.000 der insgesamt 8.600 Haushalte von Hartz IV leben und die Arbeitslosenquote bei 31 Prozent liegt, macht das Kinderhaus "Blauer Elefant" Angebote gegen körperliche, seelische und geistige Vernachlässigung der Kinder, die zu 62 Prozent von nur einem Elternteil aufgezogen werden. 60 Prozent der hier lebenden Kinder sind verhaltensauffällig, und 44 Prozent der Jugendlichen konsumieren regelmäßig Alkohol. Eltern und Kinder erfahren in Kursprogrammen alles rund um die Themen Ernährung, Entspannung und Bewegung. Bei Sport-, Motorik- und Konzentrationsübungen lernen sie, ein anderes Körpergefühl zu entwickeln und aus der Lethargie herauszukommen. In Kochkursen und interaktiven Schulungen wird Kindern alles Wissenswerte zum Thema gesundes Essen vermittelt. Mit diesem ernährungspädagogischen und drogenpräventiven Angebot werden auch umliegende Schulen erreicht.
Die mit jeweils 10.000 Euro dotierten vier Anerkennungspreise gehen an folgende Projekte:
Seit 1997 macht das Jesus Center e.V., Hamburg, mit dem BollerwagenSpielmobil an vier Tagen in der Woche sinnvolle Beschäftigungsangebote auf tristen Spielplätzen und Hinterhöfen im Schanzenviertel der Hansestadt, einem Sanierungs- und Armutsbekämpfungsgebiet: Für wöchentlich 70 bis 80 Kinder, die ihre Freizeit auf der Straße verbringen und von denen viele motorische Probleme haben, die unkonzentriert sind und an Übergewicht leiden. Als "Sozialstation auf offener Straße" helfen die Sozialarbeiter auch den Eltern, von denen knapp 39 Prozent alleinerziehende Mütter sind, bei der Suche nach einer passenden Sozialwohnung, zeigen Wege durch den Behördendschungel auf, beraten bei Erziehungsproblemen oder vermitteln Drogen- und Suchttherapieplätze.
Die Gesellschaft für Neurologie geht davon aus, dass es mehr als 1,2 Millionen Menschen in Deutschland gibt, die am Tourette Syndrom leiden, obwohl die neuropsychiatrische Erkrankung erst bei 40.000 Betroffenen ärztlich festgestellt wurde. Durchschnittlich vergehen acht Jahre, bis die Diagnose Tourette für die Betroffenen gestellt ist. Der IVTS – InteressenVerband Tic & Tourette Syndrom in Endingen engagiert sich seit Juni 2006 für Kinder und Jugendliche, welche die weitgehend unerforschte Erkrankung mit ihren plötzlich einschießenden und heftigen Bewegungen sowie verbalen Tics (ungewolltes Ausrufen und Geräusche bis hin zur Fäkalsprache) zum Außenseiter macht. Der IVTS unterstützt betroffene Familien u.a. durch Erfahrungsaustausch, Informationen zum Stand internationaler Tourette-Forschung, Beratung, Vermittlung kompetenter Fachärzte, Unterstützung bei Schulproblemen und Schulungen.
Seit August 2004 macht der Deutsche Kinderschutzbund, Kreisverband Schwerin e.V. mit seinem "Zeugenbegleitprogramm" ein kostenloses Angebot für sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche bis zu 21 Jahren. Junge Menschen, die den Mut aufbringen, ihre Peini-ger anzuzeigen. Bislang konnten 35 Mädchen und 10 Jungen auf ihrem schwierigen Weg von der Aussage bei der Polizei über das psychologische Gutachten und die Gerichtsverhandlung bis zum Revisionsverfahren unterstützt werden. Auf einer juristischen Odyssee zwischen Scham und einem enormen psychologischen Druck, zumal sexuelle Übergriffe zu 70 bis 90 Prozent im häuslichen Umfeld stattfinden. Durch das Angebot, das die Vermittlung kompetenter Psychologen und die Aufklärung über Opferrechte einschließt, soll den Betroffenen Mut gemacht werden, über ihre schrecklichen Erfahrungen zu sprechen, sie zu stärken und zu selbstbewussten Persönlichkeiten zu formen.
In fünf Einrichtungen in Problemgebieten der Hansestadt bietet die Stif-tung Mittagskinder, Hamburg, bis zu 300 Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren – vielen davon aus Migrantenfamilien – werktäglich kostenlos ein warmes Mittagessen, einen Nachmittagssnack sowie eine Betreuung durch fachkompetente Mitarbeiter an. Das ganzheitliche Konzept schließt eine Hausaufgabenbetreuung und umfangreiche Bildungsan-gebote ein. So gehören das wöchentliche Vorlesen, Theater-, Konzert- und Museumsbesuche ebenso zum Programm wie Sportprojekte. Als Beitrag zur gesellschaftlichen Integration ist es das Ziel der 2004 gegründeten Stiftung, soziale Benachteiligung nicht zur Ausgrenzung von Bildung werden zu lassen, die Sprachkompetenz zu erhöhen und das Konfliktpotential zu senken.
Mit dem Zeitpunkt der Preisverleihung läuft bereits die Ausschreibung für den HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2008. Die Auszeichnung unter dem Motto "Sorge für Kinder ist Vorsorge für die Zukunft" richtet sich an private Initiativen, die sich höchst engagiert und beispielhaft für die Belange von Kindern einsetzen. Bewerben können sich Projekte, die sich für erkrankte, sozial- bzw. psychosozial belastete Kinder und Jugendliche engagieren oder die helfen, sozialen Gefährdungen vorzubeugen.
Eine kompetente Jury, der u.a. Persönlichkeiten aus dem Deutschen Kinderschutzbund, der Deutschen Liga für das Kind und UNICEF angehören, tritt im Sommer 2008 zur Sichtung der Einsendungen und zur Entscheidung über die Preisträger zusammen. Bewerbungen können bis zum 31. März 2008 an folgende Adresse gerichtet werden: Gabriela Ulmen, Stichwort "Preis für Kinderschutz 2008", HanseMerkur Versiche-rungsgruppe, Siegfried-Wedells-Platz 1, 20354 Hamburg. Ebenfalls kann eine Broschüre zum sozialen Engagement der HanseMerkur mit Fallbeispielen angefordert werden. Sie enthält auch eine Checkliste für Bewerber.