- Laufzeit: 21. Juni bis 03. August 2008
- Pressevorbesichtigung: 20. Juni 2008, 11 Uhr
Die Ausstellung "Hören hören" stellt den österreichischen Komponisten und Klangkünstler Peter Ablinger erstmals im Kunstkontext vor und gibt Einblick in sein Gesamtschaffen zwischen 1992 und 2008. Seine Arbeiten werden in der Ausstellung von einzelnen Gemälden des in Berlin lebenden Leipziger Künstlers Daniel Biesold ergänzt. Das Werk des 1959 geborenen Ablinger thematisiert das Verhältnis von Klangereignis und dessen Abbildung zwischen Mimesis und Rauschen. Raumsituationen verweisen auf das Hören im Sinne von akustischer Fotografie. Die Besucher treffen auf sprechende Klaviere, das Rauschen eines künstlichen Wasserfalls, auf E-Dur gestimmte Schneckenhäuser sowie die (un-)scharfen Unterschiede zwischen Natur- und Zivilisationsgeräuschen.
Im Außenbereich des Hauses werden Hörstücke aus dem Zyklus "WEISS/WEISSLICH" zu erleben sein, die seit Mitte der 90er Jahre entstehen. Über Kopfhörer, die mit aufmontierten Mikrophonen versehen sind, wird der Besucher Geräusche der Umwelt neu wahrnehmen. Er wird an einer Schilfpflanzung den harschen Ton der Pflanze im Gegensatz zum weichen Rauschen der Bäume hören oder auf einer offenen Terrasse wie in einem Konzertsaal Platz nehmen und dem üblicherweise überhörten Alltag lauschen: Straßenverkehr, Vögel, Sprache, Baugeräte. Aneinandergereiht entstehen "Klangphotographien", wobei sehr schnell deutlich wird, dass der Ausschnitt eines Naturklanges schwerer zuzuordnen ist als ein visueller Ausschnitt auf einer Fotografie. Das Hörbewusstsein ist meist nicht ausreichend geschult, um diese Eindrücke erkennend wahrzunehmen.
Im Inneren des Hauses am Waldsee werden die Motive Rauschen, Raumwahrnehmung und Sprache wieder aufgegriffen und weiter verdichtet. So lässt etwa in "A letter from Schoenberg" ein computergesteuertes Klavier auf spektakuläre Weise die Stimme Arnold Schönbergs auferstehen. Auch im Obergeschoss des Hauses wird der Besucher aktiv in die Hörinstallationen einbezogen. Der Rundgang wird zum erkennenden Erlebnis einer Hörwelt, die üblicherweise überhört wird.
Das Werk des Komponisten trifft in der Ausstellung auf die weißen Bilder von Daniel Biesold. 1964 in Leipzig geboren, hat Biesold an den Akademien in Hamburg und Frankfurt/Main studiert. Wie Ablinger ist Biesold ein glühender Verehrer der minimalistischen Malerin Agnes Martin (1912 - 2004). Beide nennen die große Amerikanerin als entscheidende Referenz für ihr Werk. Die Begegnung des visuellen Komponisten und des akustischen Malers wird in der Ausstellung zum Experiment.
Öffnungszeiten täglich, 11 bis 18 Uhr
Eintritt 5 Euro, erm. 3 Euro
Kurzbiografien
Peter Ablinger
Peter Ablinger, geboren 1959 in Schwanenstadt in Oberösterreich, studierte - nach einem Grafikstudium - Komposition bei Gösta Neuwirth in Graz und Roman Haubenstock-Ramati in Wien. Ablinger ist durch zahlreiche Auftragswerke bekannt geworden, darunter für den steirischen herbst, Graz, die Carnegie Hall, New York, sowie Auftritte im ZKM in Karlsruhe, bei der Biennale in Venedig oder dem Konzerthaus Wien.
Ablinger lebt seit 1982 in Berlin und ist Gründer des Berliner Ensemble Zwischentöne. Seine Kompositionen werden regelmäßig auf internationalen Festivals und im Rundfunk wiedergegeben. 2009 werden seine Arbeiten in einer ihm gewidmeten Konzertreihe in New York erklingen. Darüber hinaus präsentiert er gleich zwei seiner groß dimensionierten "Operas", die City Opera Buenos Aires in Argentinien und die Landschaftoper Ulrichsberg in Österreich.
Weitere Informationen zum Künstler unter http://ablinger.mur.at
Daniel Biesold
Daniel Biesold wurde 1964 in Leipzig geboren. Er studierte bei Bernd Koberling und Franz- Erhard Walter an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und an der Städel-Schule in Frankfurt am Main bei Thomas Bayerle. Seine Arbeiten waren in den letzten Jahren in internationalen Gruppen- und Einzelpräsentationen u.a. in Frankreich, Israel und in der Schweiz zu sehen. Biesold lebt und arbeitet in Berlin.