Das Projekt findet im Rahmen des Forschungsprogramms "Europa im Nahen Osten - Der Nahe Osten in Europa" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Fritz Thyssen Stiftung und des Wissenschaftskollegs zu Berlin statt.
Im Nahen Osten ist das lange 20. Jahrhundert gezeichnet durch Gewalt, Teilung, Vertreibung und Verlust: von der Teilung Palästinas über die Unabhängigkeitskriege bis hin zum Ersten Golfkrieg von 1990. Seit dem 11. September 2001 ist jedoch diese Geschichte der Gewalt, die auch die islamistische umfasst, zur alles beherrschenden Wahrnehmungsfolie geworden sowohl für die "Wirklichkeit" im Nahen Osten als auch für die kulturellen und sozialen Produktionen der Region. Zur orientalistischen Gegenüberstellung von Ost und West gesellt sich heute eine Reihe weiterer vereinfachender Gegensatzpaare wie "säkular" und "religiös", "moderat" und "extremistisch", "Demokratie" und "Tyrannei". DI/VISIONS möchte diesen kulturellen und politischen Binarismus, der die Vorstellungen über die Region prägt, hinterfragen.
Spätestens seit 1916, als Frankreich und Großbritannien die Region unter sich aufteilten, haben koloniale Grenzziehungen die Geografie, die Institutionen und die gesellschaftlichen Strukturen des Nahen Ostens geprägt. Das Auseinanderdividieren ist bis zum heutigen Tage die vorherrschende Strategie. Die gegenwärtigen Prozesse der Globalisierung und des wirtschaftlichen Neoliberalismus haben der Region neue Landschaften der Teilungen, der Ausgrenzungen und des Exils aufgeprägt. Sie werden wiederum in den gesellschaftlichen Sprachen und Praktiken von Kunst, Stadtplanung, Bildung und Medien immer wieder reproduziert. Ausgangspunkt von DI/VISIONS ist deshalb die Überzeugung, dass eine konkrete Vision nur dann entwickelt werden kann, wenn die durch die Division konstruierten Grenzen neu reflektiert werden.
Programm:
DI/VISIONS. Kultur und Politik im Nahen Osten Stimmen, Gespräche, Projektionen Ein Programm von Catherine David
- 7. Dezember bis 13. Januar
- Täglich (außer montags, 24.12. und 31.12.) Erster Weihnachtsfeiertag
- und Neujahr geöffnet
Projektionen:
Künstler und Intellektuelle aus Nahost befassen sich mit der gegenwärtigen Lage im Nahost. Gesprächspartner von Catherine David sind die Soziologin Mona Abaza (Ägypten), die Schriftstellerin Etel Adnan (Libanon/Frankreich), die Filmemacherin Hala Abdallah (Syrien/Frankreich), der Filmemacher Omar Amiralay (Syrien), der Schriftsteller und Filmemacher Sinan Antoon (Irak/USA), die Filmemacherin Safaa Fathy (Agypten/Frankreich), der Dichter Khadim Jihad (Irak/Frankreich), der Geschichtswissenschaftler Amnon Raz-Krakotzkin (Israel), die Kulturhistorikerin Samia Mehrez (Ägypten), der Theaterregisseur Rabih Mroué (Libanon), der Schriftsteller und Dissident Yassin Haj Saleh (Syrien), der Politikwissenschaftler Nabil Abdel Fattah, der Dichter Saadi Youssef (Irak/UK). Die gefilmten Gespräche sind auf allen Ebenen des Hauses zu sehen.
Filmprogramm:
Neue Dokumentationen und Kunstfilme von Regisseuren aus dem Nahen Osten, u. a. Waël Noureddine, Namir Abdel Meesseh, Rabih Mroué, Sinan Antoon usw.
- 7. - 9. Dezember
- 11. - 13. Januar
Gespräche und Diskussionen
Geschichts-, Politik- und Literaturwissenschaftler, Soziologen, Publizisten und Theatermacher untersuchen in Vorträgen und Diskussionen Schlüsselfragen zu Kultur und Politik im Nahen Osten
Mit:
- Tamim Barghuti, Dichter und Soziologe, Ägypten
- Usama Makdisi, Kulturhistoriker, Libanon/USA
- Sinan Antoon, Romanautor und Essayist, Irak/USA
- Amnon Raz-Krakotzkin, Kulturhistoriker, Israel
- Fawwaz Trabulsi, Essayist und Politikwissenschaftler, Libanon
- Sherif Younis, Historiker mit Schwerpunkt Ideengeschichte des Islams, Ägypten
- Wael Sawah, Politikwissenschaftler, Syrien
- Radwa Ashour, Historikerin, Ägypten
- Mona Anis, Kulturwissenschaftlerin, Libanon
- Pierre Abi Saab, Journalist und Verleger, Libanon
- Youssuf Rakha, Journalist und Essayist, Ägypten/Frankreich,
- Nadje al Ali, Sozialantropologe, Großbritannien
- Mona Abaza, Soziologin, American University, Kairo, u.a.