Auf die Veränderungen der Produktionsbedingungen ging Egon Mayer, Vorsitzender des Haus des Dokumentarfilms und stellvertretender Fernsehdirektor des SWR, in seiner Begrüßung ein. Vor allem Jugendliche erreiche man über klassisches Fernsehen nicht mehr, da sie eine zeitunabhängige Information wünschten. In einem ironisch-provokativen Eröffnungsvortrag stellte der Dokumentarfilmer Peter Krieg die Produktionsbedingungen in einem öffentlich geschützten Bereich in Frage. Die neuen Techniken ermöglichten eine unabhängige Filmproduktion und dadurch eine Befreiung der Filmemacher von den Zwängen der Sender und der Filmförderung. Wie dies aussehen kann, demonstrierte der Berliner Kulturwissenschaftler Dr. Matthias Christen am Beispiel der weltbekannten Fotoagentur Magnum. Wie wichtig das Internet für den Aufbau einer Fangemeinde sein kann, zeigte der Produzent Thomas Grube ("Rhythm is it!", "Trip to Asia") auf. Die Bedeutung des Internets werde wachsen und als Produzent müsse man sich heute damit intensiv beschäftigen. Welche Möglichkeiten es schon heute gibt, Filmezu produzieren und über das Internet zu vertreiben, belegten Inga von Staden, Ulrike Reinhard und Lutz Berger mit internationalen Beispielen.
Filmemacher wie Lutz Dammbeck, Marcus Vetter und Reinhard Beetz präsentierten ihre Filme zu verschiedenen Aspekten des Internets. Die Medienwissenschaftlerin Dr. Karin Wehn zeigte neue Formen der Recherche auf, während Prof. Beate Ehrmann und der Medienkünstler Florian Thalhofer Grundlagen interaktiver Erzählweisen und Dramaturgien erläuterten. Die Aktualität des diesjährigen DOKVILLE-Themas (www.dokville.de) unterstreicht die dynamische Entwicklung neuer Plattformen und Portale. Fernsehen und Filme über Internet sind schon heute eine realistische Alternative zu bisherigen Vertriebswegen. Damit können spezielle Zielgruppen erreicht werden und dies macht sie für kommerzielle Unternehmen attraktiv. Dies war auch das Ergebnis der Schlussdiskussion, die von Sirkka Möller moderiert wurde. Markus Härtenstein zeigte auf, dass auf dem Video-on-demand- Portal Maxdome das Interesse an dokumentarischen Programmen wächst. Cay Wesnigk hat mit der OnlineFilm AG ein Portal gegründet, auf dem sich Dokumentarfilmer selber vermarkten. Dailymotion ist ein erfolgreiches Internetportal, das seine Aktivitäten in Deutschland ausbauen will, wie Vicky Hummitzsch aus Paris deutlich machte. Ingo Wolf von GRID TV hat eine Plattform mit 260 Internetfernsehkanälen aufgebaut, die rentabel arbeitet. Ein beachtenswertes Beispiel ist auch 4seasons.tv, das von Joachim Hellinger vorgestellt wurde und auf Outdoor, Extremsport und Expeditionen spezialisiert ist.
DOKVILLE 2009 wird im Juni in Ludwigsburg stattfinden. Dann wird auch wieder der Baden-Württembergische Dokumentarfilmpreis vergeben, mit 20.000 Euro einer der höchst dotierten Dokumentarfilmpreise im deutschsprachigen Raum, der von der MFG Filmförderung und dem SWR vergeben wird. Das HAUS DES DOKUMENTARFILMS stiftet einen Förderpreis.
DOKVILLE ist eine Veranstaltung des HAUS DES DOKUMENTARFILMS. Wichtige Partner sind die MFG Filmförderung, die Film- und Medienfestival GmbH, die Stadt Ludwigsburg sowie die Filmakademie Baden-Württemberg. Kooperationspartner sind die AG DOK und die CP Medien AG aus Ludwigsburg.