Zeitwertkonten eröffnen den Unternehmen neue Möglichkeiten, ihr Personal effizient und flexibel einzusetzen. Mitarbeitern hilft dieses Instrument bei der individuellen Lebensplanung - im Erwerbsleben ebenso wie für die Gestaltung des persönlichen Ruhestandsbeginns. Während Zeitwertkonten in Großunternehmen schon stark verbreitet sind, verhält sich der Mittelstand bisher zurückhaltend mit deren Implementierung.
DURCHDRINGUNG ABHÄNGIG VON GESETZESNOVELLE
Um Zeitwertkonten für mittelständische Betriebe attraktiver zu gestalten, wünschen sich die Personalentscheider eine leichtere Portabilität der Wertguthaben, einen geringen bürokratischen Aufwand sowie verbesserte Regelungen zum Insolvenzschutz (Grafik 1). An zwei dieser Kriterien, der Portabilität und dem Insolvenzschutz, setzt auch der Gesetzgeber mit seinem aktuellen Referentenentwurf zum "Flexi-Gesetz" an, das die sozialversicherungsrechtlichen Rahmenbedingungen von Zeitwertkonten regelt. "Die grundsätzliche Zielsetzung dieser Gesetzesnovelle ist zu begrüßen, weil damit die Akzeptanz für dieses wichtige personalpolitische Instrument gestärkt wird", betont Björn Schütt-Alpen, Vorstand der HDI-Gerling Pensionsmanagement AG. "Allerdings muss der Gesetzgeber darauf achten, dass er nicht über das Ziel hinausschießt und Zeitwertkonten unnötig reglementiert."
WERTGUTHABEN IN ZEIT BEVORZUGT
So ist das Gros der Personalentscheider dagegen, dass der Gesetzgeber die Kontoführung von Wertguthaben in Geld obligatorisch vorschreiben will. Drei Viertel der befragten Nutzer von Zeitwertkonten führen sie derzeit nicht in Geld sondern Zeit. Auch die Mittelständler, die in den nächsten drei Jahren dieses Personalinstrument bei sich implementieren möchten, bevorzugen mehrheitlich die Kontoführung in Zeit statt Geld.
KNACKPUNKT INSOLVENZSCHUTZ
Dass starker Aufholbedarf bei der Insolvenzsicherung besteht, zeigt ein weiteres Studienergebnis: Nur gut 40 Prozent der Unternehmen bestätigen in der Befragung ausdrücklich, ihrer Pflicht zur Insolvenzsicherung für Zeitwertkonten nachzukommen. "Viele Mittelständler ignorieren bisher offensichtlich den Insolvenzschutz ihrer Zeitwertkonten", stellt der Vorstand Schütt-Alpen fest. "Zwar gibt es eine Pflicht zur Insolvenzsicherung, aber das Gesetz sieht bislang keine direkten Sanktionen bei Verstößen vor. Deshalb ist der Gesetzgeber gefordert, eindeutige und verbindliche Regelungen zum Schutz der Wertguthaben im Insolvenzfall zu treffen."
ZUFRIEDENHEIT ÜBERWIEGT
Insgesamt sind die Unternehmen, die Zeitwertkonten führen, mit ihren Modellen sehr zufrieden. Ebenfalls positiv äußern sie sich über die Nachfrage auf Mitarbeiterseite: Vier von zehn Mittelständlern geben an, ihre Erwartungen seien hierbei übertroffen worden. Immerhin mehr als 50 Prozent der Beschäftigten beteiligen sich an den angebotenen Zeitwertkontenmodellen. Bei kleineren Unternehmen mit 50 bis 499 Mitarbeitern ist die Nachfrage sogar größer als bei Betrieben mit 500 bis 1.000 Beschäftigten.
MITARBEITERBINDUNG WIRD WICHTIGER
Neben den Vorteilen zur Gleitzeit- und Kapazitätenregulierung sehen die Unternehmen, die die Einführung von Zeitwertkonten planen, ihre wichtige Funktion als Rekrutierungsinstrument. Siegfried Hischke, Leiter des Produktmanagements Firmen bei HDI-Gerling Leben, zieht daraus folgende Rückschlüsse: "Es ist davon auszugehen, dass in Zeiten, in denen hochqualifizierte Mitarbeiter gefragter denn je sind, Unternehmen neue Wege gehen und verstärkt Anreize über ein gutes Grundgehalt hinaus bieten." Zudem würden die Planer die Bedeutung von Zeitwertkonten als Ersatz für die auslaufende Regelung zur Altersteilzeit sehen. (Grafik 2)
EXTERNE BERATER KÜNFTIG GEFRAGTER
Bislang hat die interne Unterstützung bei der Einrichtung von Zeitwertkonten überwogen. Hingegen wollen sich Betriebe mit dem Vorhaben, Zeitwertkonten demnächst umzusetzen, vermehrt externe Spezialisten ins Boot holen, die eine professionelle Beratung zu den rechtlichen Erfordernissen bieten können. Zudem achten sie besonders darauf, dass die Einführungs- und Verwaltungskosten niedrig bleiben und dass sich die Modelle für Zeitwertkonten individuell gestalten lassen.
An vierter Stelle steht bei Betrieben mit Erfahrungswerten zu Zeitwertkonten die Bedeutung von EDV-Schnittstellen zwischen der Personalabteilung und dem externen Dienstleister (Grafik 3). Schütt-Alpen von HDI-Gerling Pensionsmanagement hierzu: "Das Ergebnis deckt sich mit unseren Beratungserfahrungen. Aus diesem Grunde bieten wir unseren Kunden ein neues Zeitwertkonten-System, das eine webbasierte Verwaltung und Informationsvermittlung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ermöglicht. Hinzu kommt eine variable Kontoführung in Zeit oder Geld, die Abbildung sämtlicher Insolvenzsicherungsformen sowie die Anlagemöglichkeit in Fonds oder Versicherungen als Kapitalisierungsprodukt."
ZEITWERTKONTEN ERGÄNZEN DIE BAV
Dass Zeitwertkonten an Zuwachs gewinnen werden, darauf setzt auch HDI-Gerling Produktexperte Hischke. "Zeitwertkonten und betriebliche Altersversorgung bilden zwei Disziplinen in der Personalpolitik mit Zukunftscharakter - die erste Disziplin ist auf den Vorruhestand fokussiert, die zweite auf die Vorsorge", resümiert Hischke. "Die bAV ist das Pflichtprogramm und bildet die Basis. Zeitwertkonten sind hingegen als Kür zu sehen. Denn wer über Zeitwertkonten nachdenkt, der sollte die bAV schon geregelt haben."
Die Grafiken zur Pressemitteilung erhalten Sie unter: www.hdi-gerling.de/...