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„Niemals aufgeben - einfach machen“

Patientin und Reisebloggerin Simone Lai entdeckt im Rollstuhl sitzend die Welt

(lifePR) (Gailingen, )
Geht nicht, gibt es bei ihr nicht. Wer Simone Lai (30) gegenüber sitzt, ist von der Lebendigkeit, den strahlenden Augen und der Präsenz der hübschen jungen Frau beeindruckt. Simone ist unternehmungslustig und entdeckt gerne die Welt.

Normal für eine junge Frau? Nicht, wenn man wie Simone Lai im Rollstuhl sitzt und gehandicapt ist. Die Stuttgarterin erlitt kurz vor ihrem 18. Geburtstag während eines Familienurlaubs in Übersee eine Hirnblutung. Ein Aneurysma war geplatzt. Glück im Unglück, sagt die heute 30-jährige, dass es in Australien, in Sydney, und kurz vor ihrer geplanten Kletteraktion auf der berühmten Harvard Bridge passiert ist. Simone bekam so starke Kopfschmerzen, dass sie letztlich das Bewusstsein verlor.

Was danach geschah, daran kann sie sich kaum erinnern. Es sind Erinnerungsfetzen wie aus einem Actionfilm entsprungen. Im Klinikum in Sydney wurde ihr die Schädeldecke abgenommen, während sie im Koma lag. Sie wurde vier Monate lang auf der Intensivstation am Leben gehalten und wieder aufgepeppelt. Als die Schädeldecke wieder aufgesetzt und Simone bei Bewusstsein war, wurde sie nach Deutschland geflogen und kam in Stuttgart ins Bürgerspital. Danach begann Simones langer Weg zurück ins Leben.

Auf diesem Weg spielte das Hegau-Jugendwerk (HJW) in Gailingen eine große Rolle. „Simone ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, was eine Reha in unserer Einrichtung zu leisten vermag“, freut sich Barbara Martetschläger, Kaufmännische Direktorin des HJW über Simone Lais Genesungserfolge. Die junge Patientin kam 2011 das erste Mail in das HJW und blieb 15 Monate. Sie bekam intensive, auf sie zugeschnittene Therapien und musste quasi wieder alles erlernen.

Nach einem Monat zu Hause kam die junge Stuttgarterin nochmals für rund ein Jahr zurück ins HJW nach Gailingen, um eine BvB-Maßnahme (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme) zu absolvieren. Danach machte Simone die 3,5-jährige Ausbildung Fachpraktiker Technisches Produktdesign im Berufsbildungswerk in Neckar-Gmünd. Das ging ganz gut, denn ihre Einschränkungen wie schlechte Merkfähigkeit oder das Verstehen von Zusammenhängen und die längere Verarbeitungszeit des Gehirns sowie eine leichte Aphasie hatten sich im Hegau-Jugendwerk mit Hilfe geeigneter Therapien deutlich gebessert, berichtet die junge Dame.
Dieses Jahr weilte sie bereits zum sechsten Mal im HJW. Sie war in den vergangenen Jahren jeweils einen Monat in den Sommerferien nach Gailingen gekommen, um weiterhin zu trainieren und von der Therapievielfalt und -dichte zu profitieren. „Die Therapien sind so gut, deshalb bin ich gerne immer wieder gekommen“, fasst Simone Lai zusammen. Sie war beispielsweise die erste Patientin bei der die repetitive neuromuskuläre Magnetstimulation eingesetzt wurde. Mit großem Erfolg - sie konnte dadurch Medikamente absetzen. Ohne die Nebenwirkungen der Medikamente sei sie fitter geworden und die Lebensfreude sei gestiegen. Sie war auch eine der ersten Patientinnen die mit dem Lyra-Gangtrainer trainieren konnte.

„Ich habe im Hegau-Jugendwerk vieles ausprobieren können“, lobt Simone die Ausstattung mit den unterschiedlichsten Geräten. Durch die sehr individuelle Förderung gebe das HJW einem die Möglichkeit, sich deutlich zu verbessern und den eigenen Lebenslauf positiv zu beeinflussen.
Von März bis Ende August 2023 war Simone Lai wieder hier. Sie war nach einer Arm-OP in der BG Klinik Ludwigshafen zur Anschlussheilbehandlung gekommen. Ihre Spastik sei seitdem weniger geworden, freut sich die Stuttgarterin. Damit auch die Spastik in den Beinen weniger werde, wurde sie vom Hegau-Jugendwerk aus in die Schön-Klinik München Harlaching vermittelt, um dort eine perkutane Myofasziotomie durchführen zu lassen. Zurück in Gailingen machte sie viele Therapien - „Ich kann schon wieder voll belasten“ freut sich Simone.

Sie ist eine Kämpfernatur - eine, die niemals aufgibt. Dass sie auch im Rollstuhl die Welt bereisen könne, daran hatte die unternehmungslustige Stuttgarterin zunächst selber nicht geglaubt, denn eigentliche Selbstverständlichkeiten wie alleine ins Bett oder auf die Toilette gehen funktionieren bei ihr nur mit Hilfe. Beim Berufsbildungswerk hatte sie die Gelegenheit, bei einem China-Austausch dabei zu sein. Sie wagte es mitzureisen und hatte eine „tolle Zeit“. Das Selbstbewusstsein kehrte allmählich zurück und sie lernte immer mehr mit ihrer Situation umzugehen. Fliegen ist eigentlich kein Problem stellt Simone fest und auch der Aufenthalt im Hotel ging erstaunlich gut.

Diese positive Erfahrung war die Initialzündung für Simone Lai für ihren Reise-Blog. Denn: Die China-Fernreise habe ihr die Augen geöffnet, was noch alles möglich ist - trotz Rollstuhl. An ihren Erfahrungen und ihrem Wissen will sie andere teilhaben lassen und Menschen mit Behinderungen ermutigen, sich etwas zuzutrauen und sich aufzumachen, die Welt zu entdecken. „Probiere es einfach, schieb nichts auf und packe jede Gelegenheit beim Schopf“ ist ihr Rat an alle.

Diesem Credo folgt sie selbst: Simones Entdeckungsreisen führten sie beispielsweise mit einem Spezialreiseanbieter nach Teneriffa, wo sie sich im Paragliding ausprobierte. Auch Wellenreiten ist für Menschen im Rollstuhl mit der richtigen Unterstützung möglich, beweist sie anhand von traumhaften Handybildern.

Mittlerweile hat die aufgeweckte junge Frau die Fachhochschulreife gemacht und studiert von zu Hause aus im Fernstudium „Angewandte Psychologie“. Das Studium absolviert sie in ihrem eignen Tempo, denn es geht eben alles ein bisschen langsamer. Sie strebt einen Bachelor-Abschluss an, danach will sie als Coach arbeiten und andere an ihren Lebenserfahrungen teilhaben lassen. Noch besser wäre eine berufliche Karriere als Rollstuhl-Reisereporterin, träumt die 30-jährige. „Du kannst Dich von unten nach oben arbeiten“ ist sich Simone sicher. Sie ist dafür der beste Beweis. Und sie ist überzeugt: Es gibt viele Möglichkeiten, um ans Ziel zu kommen.

„Niemals aufgeben, einfach machen“ lautet die Empfehlung von Simone Lai - allen Behinderungen zum Trotz.

Hegau-Jugendwerk GmbH

Im Hegau-Jugendwerk bieten wir Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach einer neurologischen Erkrankung, einem Unfall oder einer frühkindlichen Hirnschädigung eine umfassende Rehabilitation an. Das diagnostische und therapeutische Angebot ermöglicht die nahtlose, kontinuierliche neurologische Rehabilitationsbehandlung von der Frührehabilitation bis zur schulischen und beruflichen Wiedereingliederung. Durch das Leistungsspektrum werden die Phasen A, B, C, D und E komplett abgedeckt.

Die Behandlung ist an den individuellen Erfordernissen jedes einzelnen Patienten ausgerichtet. Es werden intensive Einzel- und Gruppentherapien unter aktuellen rehabilitationswissenschaftlichen Erkenntnissen angeboten und durch weitere spezielle Angebote wie Unterstützte Kommunikation, Intensivtraining für Aphasiker:Innen, Magnetstimulation, Schluckdiagnostik, Tiergestützte Therapie, Musiktherapie etc. ergänzt.

Die Einrichtung liegt in einzigartiger landschaftlicher Lage oberhalb des Rheins, 20 km vom Bodensee entfernt und wurde als bundesweite Modelleinrichtung speziell für Kinder und Jugendliche konzipiert.

Das Hegau-Jugendwerk ist ein Unternehmen im Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz und verfügt gesamt über 203 Betten.

Wesentliche Bestandteile des Rehabilitationszentrums sind eine staatlich anerkannte Krankenhausschule (SBBZ) und eine berufstherapeutische Abteilung. Rooming-in-Zimmer und Angehörigenzimmer ermöglichen es Eltern bzw. Angehörigen sowie Geschwisterkindern auch während der Rehabilitation nah bei ihrem betroffenen Kind zu sein. Zudem erfahren auch die Eltern bzw. Angehörigen durch eine Angehörigenbetreuung vor Ort kompetente Unterstützung und Hilfestellungen.

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