Rund 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr betreffen die Hauptschlagader (Aorta), die als größte Arterie des Körpers das Blut vom Herzen zum Gehirn und den einzelnen Körperorganen weiterleitet. Viele Menschen merken zunächst nichts von ihrer Erkrankung. Denn durch Bluthochdruck und Veränderungen der Gefäßwand kann die Aorta in Teilbereichen zunächst aussacken (Aneurysma). Erst wenn die Ader einreißt (Dissektion), verspürt der Patient einen starken stechenden Schmerz. Dann muss alles ganz schnell gehen, damit der Betroffene nicht innerlich verblutet. Die herkömmlichen Notfalloperationen bargen dabei immer ein hohes Risiko. Wenn der Einriss am absteigenden Schenkel der Hauptschlagader erfolgte, überlebte jeder dritte Patient den Eingriff nicht.
Mit der erst seit einigen Jahren etablierten Methode können die Ärzte Verletzungen oder Ausweitungen an der Aorta nun wirksamer begegnen. Eine spezielle Gefäßstütze – der so genannte Stentgraft – wird dabei mit einem Katheter über eine freigelegte Ader an der Leiste bis zur defekten Stelle in der Aorta geschoben. Der Arzt entfaltet den selbstexpandierenden Stent über einen Zugmechanismus oder durch Zurückziehen einer Schutzhülle, der sich dann durch die Eigenspannung an den Aderwänden fixiert. Die Metallröhrchen sind mit Kunststoffgewebe ausgekleidet oder umhüllt und kanalisieren den ausgeuferten Blutfluss an der Ausweitung. Sie nehmen den Druck von der Wand der Hauptschlagader und verhindern, dass diese kleine Risse bekommt, durch die Blut austreten könnte – was lebensbedrohlich sein könnte.
„Die endovaskuläre Implantation eines Aortenstents hat sich innerhalb kurzer Zeit durchgesetzt. Sicherheit und Wirksamkeit des Verfahrens konnten wir deutlich verbessern,“ sind sich Prof. Horstkotte und Prof. Körfer einig. „Der Eingriff ist dabei weniger belastend für den Patienten und vielversprechender als eine große Operation mit Öffnung des Brustraums.“ Die (Bad Oeynhausener) Spezialisten setzen die überlebensnotwendige Gefäßstütze inzwischen sogar dort ein, wo es bisher noch niemand wagte – mitten in den Aortenbogen. Das ist jene Gegend der Hauptschlagader, wo sich das Gefäß aufsteigend vom Herzen kommend in einem Bogen krückstockartig nach unten wendet, um den Körper vom Hals abwärts mit Blut zu versorgen. Von diesem Aortenbogen zweigen zwei wichtige Arterien ab: die eine versorgt den linken Arm, die andere die linke Hirnhälfte.
Ziel der Mediziner ist es, mit Hilfe von neuen Stentgrafts auch eine Versorgung der so genannten Kopfgefäße zu erreichen. So entwickeln die Firmen Medtronic und der deutsche Hersteller Jotec spezielle Aortenstents mit Seitenästen, die dann bis zu den Abzweigungen vorgeschoben und an die abgehenden Adern zum Kopf und den Armen angenäht werden können. Die Organisatoren des Symposiums mit Referenten aus Österreich und Deutschland, die Oberärzte Werner Scholtz (Kardiologie), Ulrich Schütt und Nils Reiss (Herzchirurgie) setzen auf den gezielten Erfahrungsaustausch zwischen Kardiologen, Radiologen und Herzchirurgen, um „die für den Patienten langfristig am besten geeignete Methode der Stentimplantation zu finden.“