Reinhold Bocklet verwies auf die Ergebnisse gesundheitswissenschaftlicher Studien, wonach 25 bis 30 Prozent der Bürger in der Bundesrepublik einmal in ihrem Leben psychisch erkranken. Im mittleren Lebensalter seien Depressionen am häufigsten, gefolgt von Angststörungen und den Folgen missbräuchlichen Alkoholkonsums. Auch als Grund für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Arbeitsleben spielten psychische Störungen eine immer größere Rolle, erklärte der Landtagsvizepräsident. "41 Prozent der Arbeitnehmer, die 2011 eine Erwerbsminderungsrente beantragten, machten Burnout, Depressionen oder Angstzustände als Grund geltend." Damit, so Bocklet, stünden diese Krankheiten mittlerweile an erster Stelle der Ursachen für eine vorzeitige Inanspruchnahme der Rente. "Psychiatrische Krankheiten sind eine Volkskrankheit. Der richtige Umgang mit ihnen ist deshalb ein Thema, das seinen Ort hier in der Volksvertretung haben muss", betonte Reinhold Bocklet.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation psychisch kranker Menschen nutzte das Interesse seitens der Politik und informierte umfassend über ihre Leistungen und Angebote. Danach gibt es im Freistaat Bayern derzeit an sieben Standorten - in Neustadt am Main, Hof, Nürnberg, Bad Tölz, Kempten, Herzogsägmühle/Peiting und Landsberg am Lech - psychiatrische Rehabilitationseinrichtungen mit je 20 bis maximal 60 Plätze. Stationär, teilstationär oder ambulant entwickeln psychisch Erkrankte dort unter professioneller Anleitung Perspektiven für ihr Leben und ihren Beruf. "Wenn es uns gelingt ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass eine psychische Erkrankung 'normal' ist, dann würden sich erkrankte Menschen früher für eine psychiatrische Rehabilitation entschließen. Dadurch würden sich Leidenswege verkürzen und Heilungschancen verbessern", erklärte BAG-Vorsitzender Michael Bräuning-Edelmann, der auch das Rehabilitationszentrum Herzogsägmühle in Peiting (Landkreis Weilheim-Schongau) leitet.
Noch immer dauert es etwa drei Monate, bis ein Patient nach Antragstellung in einer Einrichtung aufgenommen werden kann - in schwerer psychischer Not eine lange Zeitspanne. "Die relativ langen Wartezeiten haben auch mit unserer versäulten Leistungsträgerlandschaft zu tun, in der Kostenklärungen oft schwierig sind", berichtete Michael Bräuning-Edelmann. Hier wünscht sich die Bundesarbeitsgemeinschaft eine engere Verzahnung von Krankenkassen, Rentenversicherung und Arbeitsverwaltung. Auch dies war ein Thema, zu dem der Meinungs- und Gedankenaustausch mit den Politikern gesucht wurde.