Die Katastrophen in Birma und China nahm Prof. Dr. Dietmar Grünreich zum Anlass, um auf den globalen Wandel hinzuweisen, der durch Klimaveränderungen und in Folge der Landnutzung entstehe. Der Präsident des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie führte aus, dass wir klimatisch mit der Erde zwischen Mars (zu kalt und zu trocken) und Venus (zu heiß und zu trocken) stehen und uns im Moment in Richtung Venus bewegen würden. Daher sei es das Ziel nachhaltiger Klimapolitik, zukünftig einen guten Kurs im Erdsystem zu finden. "Es sind Frühwarnsysteme erforderlich", so Grünreich, "für die wir Geoinformationen benötigen". Für gute Vorhersagen und eine nachhaltige Klimapolitik wiederum brauche es Beobachter. GMES (Global Monitoring for Environment and Security) sei dabei ein von der EU initiiertes Vorhaben mit dem Ziel, Erdbeobachtungen etwa via Satellit dauerhaft bereit zu stellen. Seit 2003 gebe es diese eigenständige Erdbeobachtung in Europa, die aus öffentlichen Mitteln (EU-Kommission, ESA) finanziert wird. Ab Herbst 2008 könne auf so genannte Core Services (CS), Emergency Response CS, Marine CS und Land Monitoring CS, das beispielsweise Erntevorhersagen liefert, zurückgegriffen werden. Entsprechende Dienste in den Bereichen Atmosphäre und Sicherheit seien in Vorbereitung. Das BKG unterstütze die Entwicklung mit dem geodätischen Raumbezugssystem und dem digitalen Höhenmodell von Europa. Der Kriseneinsatz im Erdbebengebiet Chinas habe durch die hochauflösenden Satellitenbilder von TerraSAR-X, einem deutschen GMES-Beitrag, und die schnelle Bereitstellung der Daten, Kartierungen und Schnellauswertungen an chinesische Regierungsstellung und Rettungsorganisationen profitiert, sagte Prof. Dr. Dietmar Grünreich.
Die immense Bedeutung von Geodäten für den Bevölkerungsschutz und die Katastrophenhilfe nahm Bernhard Corr ebenfalls zum Aufhänger seines Referats und kritisierte das häufig noch uneinheitliche Bild schon innerhalb eines Landes: "Es gibt in Deutschland rund 1,8 Millionen freiwillige Helfer. Das Problem ist nur, dass diese von unterschiedlichen Zuständigkeiten gelenkt werden", sagte Bernhard Corr beim dritten INTERGEO-Fokus-Meeting. Als Lösung schlägt er eine stärkere Verzahnung der Hilfeleistungspotenziale der Länder und des Bundes vor. Der Referatsleiter des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe warb für eine weitere Dezentralisierung des deutschen Notfallvorsorge-Informationssystems, von deNIS II plus. Länder und Kommunen sollten auf Basis von deNIS II plus eigene Informationssysteme mit "sauberen Schnittstellen" aufbauen, wie es Hamburg und Sachsen-Anhalt bereits getan hätten.
Bevor Umwelt- und Sicherheitsfragestellungen im Kongressprogramm der INTERGEO vom 30. September bis 2. Oktober 2008 in Bremen eine tragende Rolle spielen, wie Hagen Graeff, Präsident des INTERGEO-Veranstalters DVW e. V. und Moderator des Fokus-Meetings sagte, weil diese nicht zuletzt am Veranstaltungsort im Hinblick auf den Küstenschutz relevant seien, betonte er die Wichtigkeit, Geobasisdaten einfach und systemübergreifend bereitzustellen. Dabei liege die Schwierigkeit beim Rahmen und den Nutzern, wie Corr für die Katastrophenvorsorge ausführte. "Es gibt rund 50 verschiedene IT-Systeme der Länder das ist sehr heterogen." Corr forderte eine Bewusstseinsänderung der Länder, den Katastrophenschutz stärker zu thematisieren und hier zu investieren. Der Bund habe sich mit deNIS II plus bewusst für ein geographisches Informationssystem entschieden, da alle für den Bevölkerungsschutz notwendigen Daten einen Ortsbezug hätten.
Als "Meilenstein Europas in die offene Informationsgesellschaft" pries Dr.-Ing. Martin Lenk, Leiter Geschäfts- und Koordinierungsstelle Geodateninfrastruktur Deutschland (BKG), die INSPIRE-Rahmenrichtlinie der Europäischen Union. INSPIRE (Infrastructure for Spatial Information in Europe) knüpfe an die Entwicklung an, dass der Schlüssel zur automatisierten Nutzung von Daten bei den Webdiensten liege. Die Richtlinie verfolge das Ziel, die grenzübergreifende Nutzung raumbezogener Daten mit Hilfe webbasierter Dienste, etwa zu Adressen, Grundstücken, Verkehrsnetzen oder Schutzgebieten, beginnend ab dem Jahr 2010 zu erleichtern. Dem BKG obliege als Anlaufstelle für die Europäische Kommission dabei unter anderem die Aufgabe, Geobasisdaten bereitzustellen. Neben der Verwaltung könnten Wissenschaft, Wirtschaft und Bürger von den daraus generierten vielfältigen Anwendungen der Raum- und Erdbeobachtung profitieren. Das wirtschaftliche Volumen der Gesamtentwicklung wurde im Rahmen der INTERGEO 2007 diskutiert und von DVW-Präsident Hagen Graeff auf rund 900 Millionen Euro abgeschätzt.
Die INTERGEO 2008 findet vom 30. September bis 2. Oktober 2008 in Bremen statt. Weitere Informationen unter www.intergeo.de.
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