Als Vertreter der polnischen Ratspräsidentschaft der EU beschrieb Bartłomiej Banaszak seine Projektbeteiligung. Vor ungefähr vier Jahren war er noch Vertreter der polnischen Studierenden und arbeitete mit der Regierung zusammen, um Polens Teilnahme an dem europaweiten Projekt sicherzustellen. Nun, als Mitglied des polnischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, erkennt er die Bedeutung des umfangreichen Datensatzes und der Ergebnisse der Analysen für die Entwicklung der Hochschulbildung in Polen. Im Namen der polnischen Ratspräsidentschaft sprach er seine Anerkennung für die erhobenen Daten und die vergleichenden Analysen der Studienbedingungen aus, die für die weitere Entwicklung der EU-Strategie zur Modernisierung der Hochschulbildung von Bedeutung sind. "Dies ist die beste Quelle für international vergleichende Daten über die europäischen Studierenden von heute", stimmte Marlies Leegwater vom niederländischen Ministerium für Bildung und Kultur zu.
Mitglieder des EUROSTUDENT Koordinationsteams, Dominic Orr, Christoph Gwosć (beide HIS-HF, Deutschland), Brenda Little (Open University, Vereinigtes Königreich) und Hanna-Stelle Haaristo (EÜL, Estland) nutzten die Veranstaltung, um mit den internationalen Bildungsexpert(inn)en einige Schlüsselergebnisse der Studie zu diskutieren. Zu den folgenden drei Themen wurden Präsentationen gehalten: Zugang zur Hochschulbildung, Einnahmen und Ausgaben der Studierenden und kurzfristige Auslandsmobilität. In diesem Zusammenhang wurden vier spezifische Fragen diskutiert:
- Ist Hochschulbildung in Europa sozial ausgleichend?
- Welche Bedeutung haben Hochschulgebühren für das Budget der Studierenden?
- Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen den Ländern hinsichtlich der Einnahmen der Studierenden?
- Wie verbreitet ist kurzfristige Auslandsmobilität unter den Studierenden und welche Mobilitätshindernisse bestehen?
Im Rahmen ihrer Präsentation stellte Hanna-Stella Haaristo zunächst die Frage, wie viele der Veranstaltungsteilnehmer(innen) Studierende der ersten Generation seien, deren Eltern keine Hochschulbildung genossen haben. Dies traf nur auf eine Minderheit zu. Sie erläuterte, welche Länder besonders erfolgreich darin sind, nicht-traditionelle Studierende zu rekrutieren und wies auf die Herausforderungen hin, mit denen sich diese Länder konfrontiert sehen - u. a. benötigen sie häufig flexible Studienstrukturen, die es den Studierenden während der Woche erlauben, Studium und studienbegleitende Erwerbstätigkeit miteinander zu vereinbaren. Die Anwesenden stimmten darin überein, dass - insbesondere vor dem Hintergrund fehlender eigener Erfahrungen mit solchen Herausforderungen - Daten zu diesem Thema wichtige Einblicke hinsichtlich der Chancen des Hochschulzugangs in Europa liefern.
Christoph Gwosć präsentierte neue EUROSTUDENT-Daten zum Thema Hochschulgebühren. Er zeigte im internationalen Vergleich sowohl die Bedeutung von Hochschulgebühren für die monatlichen Ausgaben von Studierenden als auch die Anteile von Studierenden, die überhaupt einer Gebührenpflicht unterliegen. Sowohl die Vertreterin der European Students' Union (ESU), Karina Ufert, als auch der Repräsentant der European University Association (EUA), Thomas Estermann, stimmten darin überein, dass die neuen Daten zu fachlichen Debatten dieses oft emotional beladenen Themas beitragen werden.
Eine Erhöhung des Anteils der Studierenden, die einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt absolvieren (z. B. mit Erasmus), steht im Fokus politischer Debatten in Europa. Brenda Little stellte fest, dass eine große Mehrheit der Besucher(innen) ihrer Präsentation selbst Auslandserfahrung während des Studiums gesammelt hat und diese Erfahrung als sehr wichtig für die persönliche und berufliche Entwicklung empfand. Sie präsentierte Daten, die zeigen, dass die Mehrheit der europäischen Studierenden - mehr als zwei Drittel von ihnen - noch keine Auslandserfahrung gesammelt hat und dies auch nicht plant, und dass insbesondere Studierende mit niedrigem Bildungshintergrund während des Studiums nicht ins Ausland gehen. Diese Erkenntnis war für die meisten Veranstaltungsteilnehmer(innen) neu und regte zum Nachdenken über den Abbau von Mobilitätshindernissen an.
Die Präsentationen und Diskussionen in Brüssel unterstreichen die Bedeutung von Treffen zwischen Politiker(inne)n und Wissenschaftler(inne)n für die Richtung und den Umfang von Reformen im Bereich der Hochschulbildung innerhalb der EU und des Bologna-Prozesses. Um solche Diskussionen zu fördern, veröffentlicht EUROSTUDENT heute vier Intelligence Briefs zu den Themen, die auf der Veranstaltung diskutiert wurden. Diese kurzen Abhandlungen sollen als Einführung in die Nutzung der Daten und Analysen von EUROSTUDENT dienen und politik-orientierte Debatten anregen. Der umfassende EUROSTUDENT-Abschlussbericht, der viele weitere Themen und Analysen beinhaltet, ist sowohl in gedruckter als auch in elektronischer Form als Download erhältlich.
Downloadlinks
- Projektbroschüre(http://www.his.de/...)
- Vergleichender Abschlussbericht "Social and Economic Conditions of Student Life in Europe 2008-2011. Synopsis of Indicators"(http://www.eurostudent.eu/...)
Intelligence Briefs
- Is higher education in Europe socially inclusive?(http://www.eurostudent.eu/...)
- What is the impact of fees on students' budgets? (http://www.eurostudent.eu/...)
- What are the similarities and differences between students' incomes?(http://www.eurostudent.eu/...)
- How extensive is short-term learning mobility and what are the obstacles to mobility?(http://www.eurostudent.eu/...)
Hintergrundinformationen zum Projekt EUROSTUDENT
EUROSTUDENT hat das Ziel, Daten zu den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Studierenden in Europa zu liefern. Des Weiteren werden Aspekte der internationalen Mobilität während des Studiums analysiert. Das Projekt begann in den späten 1990er Jahren. Die vierte Runde des Projekts begann im November 2008 und endet im Oktober 2011. 25 europäische Länder haben sich aktiv an der vierten Projektrunde beteiligt. Das HIS-Institut für Hochschulforschung in Hannover, Deutschland, ist für das Management des Projektkonsortiums verantwortlich. Weitere Konsortialmitglieder sind: die Vereinigung Estnischer Studierendenorganisationen (EÜL) in Estland, das Zentrum für Qualitätskontrolle der Bildung (ŲKOKO) in Bulgarien, das Institut für Höhere Studien (IHS) in Österreich, das Zentrum für Hochschulforschung und Information der Open University (CHERI) im Vereinigten Königreich, das Niederländische Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (MinOCW) und das Nordische Institut für Studien über Innovationen, Forschung und Bildung (NIFU) in Norwegen. Das Projekt wird finanziert mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Deutschland und der Europäischen Kommission (Lifelong Learning Programme).