Rund 100.000 Fachkräfte werden in den nächsten Jahren in der Europäischen Metropolregion Nürnberg fehlen. Die Zahlen sind alarmierend. Erste Initiativen versuchen dem zu begegnen. Die Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handwerkskammern und staatliche Stellen haben sich zu einer "Allianz pro Fachkräfte" zusammengeschlossen (www.allianz-pro-fachkraefte.de). Die Initiative "Heimat für Kreative" des Marketingvereins Nürnberg bewirbt den Standort.
Vier von zehn Unternehmen haben es schwer
"Erste gute Ansätze sind da, aber es muss noch weiter gehen", beschreibt Edgar Jehnes, Vorsitzender des BVMW Nürnberg, die Situation. "Nicht nur von unseren Mitgliedern weiß ich: Vier von zehn Unternehmen fällt es schwer, geeignete Fachkräfte zu finden." Mittlerweile, so weiß Jehnes, sind nicht mehr nur die klassischen Bereiche betroffen wie das Ingenieurwesen oder das produzierende Gewerbe. Auch Dienstleistungsunternehmen haben Probleme mit dem Nachwuchs.
Hans-Jürgen Krieg bestätigt diese Aussage. Er ist Unternehmenssprecher der hl-studios, einer Agentur für Industriekommunikation. Mit seiner Spezialisierung für Industriethemen sitzt das Dienstleistungsunternehmen genau am richtigen Standort. Nirgendwo sonst ist die Dichte an so genannten Hidden Champions so groß wie in der Metropolregion Nürnberg - jener Unternehmen also, die wenig bekannt, aber Marktführer in ihrem Segment sind. Sie gehören, neben regionstypischen Großkonzernen wie Siemens, zum Hauptkundenkreis der Agentur.
Vorteile werden noch zu wenig beworben
"Auch als Dienstleister stehen wir vor der Herausforderung, qualifiziertes Fachpersonal zu finden", beschreibt Hans-Jürgen Krieg das Dilemma. "Dabei bieten wir für Nachwuchskräfte ein perfektes Umfeld. Wir arbeiten in anspruchsvollen, kreativen Projekten, sind ein offenes Team mit vielfältigen Kompetenzen: Grafik, Interactive, Fotografie, 3D, Film, Events. Dennoch fällt es uns schwer, unsere aktuellen Vakanzen zu besetzten - ob Filmredakteur oder Senior Web Developer. Dabei setzen wir genau dort an, wie die richtigen Fachleute zu finden sind. Wir halten intensiven Kontakt zu den Hochschulen und Akademien. Wir wollen die Studierenden begeistern. Sie sind die High Potentials von Morgen."
Als Hautursache dieses Dilemmas sieht Krieg das Auftreten der Metropolregion, die seiner Meinung nach aus dem Schatten der Bescheidenheit heraustreten sollte. "Ein stiller Star zu sein, ist schön", sagt er. "Viele unserer Kunden gehören zu diesen fleißigen Stars, die exzellente Arbeit machen, ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen. Aber genauso wie es unsere Aufgabe als Industriekommunikator ist, die Qualitäten dieser Hidden Champions sichtbar zu machen - so muss der Standort seine Vorzüge klar betonen."
Gemeinsam stark machen für die Region
Zu bieten hat diese Metropolregion, die zu den stärksten Deutschlands zählt, viel: Rund 3,5 Millionen Einwohner, 106 Milliarden Euro Bruttoinlandsprodukt, im Herzen Europas liegend Brückenfunktion für die EU-Staaten im Osten. Neben der wirtschaftlichen Attraktivität zeichnet sie sich außerdem durch eine große kulturelle Vielfallt aus, die Nürnberger Kaiserburg, die Weltkulturerbe-Stadt Bamberg zum Beispiel, oder die Richard-Wagner-Festspiele, um nur einige Attraktionen zu nennen. Für Familien sind besonders die Natur- und Naherholungsgebiete attraktiv. Die Hälfte der Region besteht aus Naturparks. Die Lebensqualität ist hoch, die Lebenshaltungskosten sind verhältnismäßig niedrig.
Damit eine Dienstleistungsagentur wie die hl-studios hier weiter wachsen kann, braucht es zusätzliche Initiativen. "Wir müssen alle ins Boot holen", schlägt BVMW-Sprecher Edgar Jehnes vor. "Denn wir sind alle, direkt oder indirekt, davon betroffen. Ein runder Tisch wäre ideal. Hier könnten sich alle Beteiligten austauschen, gegenseitig unterstützen und für die Metropolregion stark machen - schließlich haben wir sehr viel zu bieten."
Infos zum BVMW: http://www.bvmw.de/