Im Rahmen ihrer Mitgliedschaft bei Automotive Nordwest möchte die HSB die Bereiche Informationstechnologien (IT), Automatisierung und Fertigungstechnologien künftig stärker in den Mittelpunkt rücken, wie Prof. Dr. Uta Bohnebeck in der Begrüßung erklärte. Dies biete dem Branchennetzwerk die Chance, gemeinsame Forschungsprojekte umzusetzen, die durch öffentliche Gelder gefördert werden. Die Hochschule sei international und lokal gut vernetzt und kooperiere auf verschiedenen Gebieten mit Unternehmen und Organisationen, um Studierenden den direkten Zugang zur Praxis zu ermöglichen. „Unsere Studierenden sind die Fachkräfte von morgen", betonte die Konrektorin für Forschung, Wissens- und Technologietransfer.
Zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten mit der Hochschule Bremen
Beim Clustertreffen stand besonders das Thema IT-Sicherheit im Fokus. Dr. Richard Sethmann, Professor für Elektrotechnik und Informatik an der HSB, erläuterte in seinem Vortrag, warum moderne Autos und Fertigungsmaschinen nicht ohne eine gute Sicherheitsarchitektur ans Internet oder Mobilfunknetz angeschlossen werden sollten. Er zeigte auf, welche Bedrohungen für Unternehmen durch Hackerangriffe entstehen können und welche Risiken die zunehmende Vernetzung der Fabriken und Maschinen für die Produktion birgt. „Die Industrie 4.0 benötigt immer mehr Verbindungen, dadurch können Hacker schneller in die Produktions-IT eindringen“, so Sethmann.
Der IT-Experte stellte zwei Forschungsprojekte aus dem Bereich Smart Grit vor, die in der Hochschule aktuell bearbeitet werden. Sethmann wies auf Kooperationsmöglichkeiten mit Automotive Nordwest hin, die im Rahmen von Vorträgen, Auftragsforschung, Lehraufträgen oder Forschungsprojekten initiiert werden können. „Ziel ist es, unsere Forschung in die Anwendung zu bringen.“
Exemplarisch wurden bei der Veranstaltung auch die Ergebnisse aus zwei Kooperationsprojekten der Produktions- und Fertigungstechnologien präsentiert, die gemeinsam mit dem Institut für Mechatronische Systementwicklung (IMSE) an der Hochschule Bremen umgesetzt und vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurden. Volker Albrecht-Bünstorf von der Springer GmbH Presswerk- und Rohbauautomation stellte ein Projekt aus dem Bereich Automobilfertigung vor. Ziel der Zusammenarbeit war die Entwicklung eines Greifsystems, das in der Lage ist, unterschiedlichste Bleche für den Karosseriebau zu transportieren. In Kooperation mit dem IMSE entwickelte die Springer GmbH einen Prototyp, der seit kurzem auf dem Markt ist und als serienreifes Produkt für den flexiblen Karosseriebau eingesetzt werden soll.
Unternehmen haben bisher noch wenige Berührungspunkte mit Industrie 4.0
Ein weiteres Forschungsprojekt setzte das IMSE mit der Firma HWR Spanntechnik GmbH um. Dabei ging es um innovative Lösungen für die Fräs- und Drehbearbeitung. HWR baute zunächst einen Prototyp, der das zentrierte Spannen von längeren Bauteilen in der Dreh- und Fräsbearbeitung sicherstellen sollte, während die Hochschule den Prototypen auf Herz und Nieren prüfte. „Unser Institut kann verschiedene Kompetenzen bedienen und so auf die Bedürfnisse des Mittelstands reagieren", betonte Prof. Dr. Uwe Reinert vom IMSE.
Bei den anschließenden Thementischen kamen die Besucher ins Gespräch miteinander und diskutierten in Gruppen über Themenkomplexe wie Mobilitätskonzepte, Fachkräftesicherung, Connected Cars, Industrie 4.0 und die Rolle Bremens als Industriestandort. Bei der Fachkräftesicherung sehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer insbesondere in der Nachwuchsförderung sowie im lebenslangen Lernen Chancen für die Industrie. Im Bereich der Mobilitätskonzepte und Industrie 4.0 stellte sich heraus, dass viele Unternehmer noch wenig Bewusstsein zum Veränderungsbedarf haben und sich bisher kaum damit auseinandergesetzt haben. Bei der Frage, ob das Auto der Computer der Zukunft ist, hatten die Teilnehmer hingegen eine klare Vorstellung: Viele wollen sich weniger mit dem Verkehr beschäftigen müssen und wünschen sich mehr Integration der Informationstechnologie. Auch das Thema Entertainment spielt für Fahrer und speziell für Busunternehmen eine immer größere Rolle. Weitere Wünsche der Teilnehmer waren die intensivere Einbindung der Logistik in die Produktion sowie die Stärkung der Zuliefererindustrie in der Region.