Es gab auch Termine vor Ort. In Gummistiefeln und wetterfester Kleidung bei Regen und Wind in unwegsamem Gelände, wo sonst eigentlich niemand hinkommt. Dort, wo die Abwässer der Straßen sich sammeln und danach sauber wieder in die Natur entlassen werden sollen. Bodenfilter sollen dafür sorgen, dass dies naturnah und nach den vorgeschriebenen Standards geschieht. Genau darum hat Melanie Herbst sich gekümmert - und daher während ihres Praktikums auch die meiste Zeit an ihrem Schreitisch bei der BSU mit Gesetzestexten, Berichten und Untersuchungen verbracht. Ihr Thema: Regenabwasserbehandlungsanlagen. Rund 3.100 davon gibt es im Land Hamburg. In ihnen fließt das schadstoffbelastete Wasser von den Straßen zusammen.
Gemeinsam mit Behörden und Ingenieurbüros hat Melanie Herbst gegrübelt, Bestände systematisch katalogisiert und ist darüber schon als Studentin zu einer Bodenfilterexpertin geworden. Ziel ihres Projektes bei der BSU: Ein Beitrag zur Etablierung eines Systems zu Qualitätssicherung und -management im Bodenfilterbereich. Dabei konnte sie auf Vorstudien bauen. Ihre Aufgabe war es, Grundlagen zur Entwicklung eines Pflegekonzepts von Straßenabwasserbehandlungsanlagen zu ermitteln. Auch mit der Kostenrechnung hat sie sich dafür befasst. Viel problematisches, schwer belastetes Nass und noch mehr trockener Stoff. Eine anspruchsvolle Aufgabe. "Und ziemlich spannend", resümiert sie. Ihre beiden Betreuer sehen hier künftig ein vielfältiges und wachsendes Arbeitsgebiet für angehende Ingenieure.
Als konkrete Anwendungsbeispiele hat Melanie Herbst sich vornehmlich mit dem bepflanzten Bodenfilter "Halenreie" in Wandsbek und dem Rückhaltebecken "Bornmühlenbach" in Bergedorf beschäftigt. Seit Jahren forschen die BSU und die Hochschule Bremen in Kooperation mit der Universität Bremen hier gemeinsam. Verantwortlicher Wissenschaftler an der Bremer Hochschule ist Prof. Dr.-Ing. Volker C. Hass, der sich in seiner Funktion als "ISU in practice"-Betreuer auch um die Arbeit der Nachwuchsingenieurin kümmert. Die hat während des Praktikums unter anderem die beiden Gewässer einer systematischen Bewertung unterzogen und einen Handlungsvorschlag für die Gewässerpflege und eine Kostenschätzung erarbeitet. Verbunden war dies für sie mit mannigfaltigen Erfahrungen, denn "hier ging es ja nicht nur um Natur und Umwelt, sondern auch um den Umgang mit Behörden, Gesetzen und Menschen ... das war nicht immer leicht, aber sehr aufschlussreich."
Nach zwei Auslandsemestern und Praktikum fit für den internationalen Arbeitsmarkt
Rund 20 bis 30 junge Menschen beginnen jährlich ihr ISU-Studium an der Bremer Hochschule. 2006 war auch Melanie Herbst dabei. Als "freundlich und persönlich" beschreibt sie ihren Studienstart. "Im ersten Jahr waren wir in der 'Professoren-Etage' untergebracht." Dort sind die Labore, Veranstaltungsräume und eben viele Wissenschaftler-Büros, und deren Türen stehen meistens offen. Besonders geholfen habe ihr die Kontakte zu den ISU-Studierenden der älteren Jahrgänge: "Die kamen sehr schnell zustande. Der Austausch mit den Kommilitonen hat mir viele Impulse gegeben. Das alles hat den Einstieg leicht gemacht", erinnert sich die Studentin.
Planmäßig nach zwei Jahren Studium an der Bremer Hochschule ging Melanie Herbst dann im 5.und 6. Semester ins Ausland. Für Dänemark hatte sie sich entschieden. "Im Jahr davor habe ich Dänisch gelernt, um die dänischen Vorlesungen an der DTU Danmarks Tekniske Universitet verfolgen zu können. Dafür reichte es dann aber doch nicht so ganz. Das Schöne ist jedoch, dass in der EU die meisten Master-Studiengänge in Englisch angeboten werden - wie auch an der University of Copenhagen. Dann habe ich einfach die englischen Veranstaltungen an beiden Hochschulen besucht. Das war zwar eine anstrengende, aber auch eine schöne Zeit. Das Grundwissen, das ich von der Hochschule Bremen mitbekommen hatte, reichte vollkommen. Bei den meisten Kommilitonen von anderen Hochschulen sah das ganz anders aus. Ich war prima gerüstet."
Kaum zurück in Bremen und nun schon im 7. Semester, ging es gleich weiter ins Praktikum. Es mussten laut Studienordnung eigentlich nur 12 Wochen sein. Aber Melanie Herbst blieb gleich ein halbes Jahr bei der BSU in Hamburg. "Als ich aus Dänemark kam, hatte ich noch Zeit bis die Veranstaltungen in Bremen wieder begannen, und die wollte ich nutzen", erzählt sie. "Klar, ich hätte auch Ferien machen können, aber es war ein guter Entschluss", meint sie. So habe sie tiefer in die Praxis einsteigen und noch mehr erfahren können. "Das hat mir viel gebracht. Ich hatte das Gefühl, mitten im Berufsleben zu stehen."
Nicht über Beziehungen hat sie das Praktikum bekommen, sondern sich selbst gekümmert. "Ein ordentliches Bewerbungsverfahren mit Bewerbungsgespräch und so - wie für einen normalen Job", berichtet sie, und dass das eine prima Übung gewesen sei. Mit Herzklopfen habe sie die Stelle angetreten, habe sich aber hervorragend vorbereitet gefühlt. "Die hohen Ansprüche der Hochschule Bremen in der Ausbildung haben mir auch hier sehr geholfen." Von Anfang an habe sie ein eigenes Projekt bearbeiten können.
Zurück in Bremen, musste sie vor Publikum über Ihre Studien und Erfahrungen im Praktikum berichten. "Wir legen großen Wert auf eine Praxisphase außerhalb der Hochschule und auch auf eine adäquate Präsentation", sagt Professor Dr.-Ing. Volker C. Hass, Prodekan der Fakultät Bau, Architektur und Umwelt der Hochschule Bremen. "Dafür gibt es hier eine eigene Lehrveranstaltung. Unsere Studierenden sollen schon im Studium lernen, wie Ingenieure zu arbeiten, und wie sie ihre Arbeit auch professionell darstellen können."
Inzwischen schreibt Melanie Herbst ihre Bachelor-Thesis. Zum Thema Bodenfilter. Daneben hat sie sich auch noch weiterqualifiziert: an der Hochschule Bremen zur zertifizierten Gewässerschutzbeauftragten. Mit ein wenig Berufserfahrung wird sie Betriebe und Kommunen bei der Umsetzung gesetzlicher Vorschriften unterstützen und deren Einhaltung überwachen können. Auf die Frage, wie sie das alles geschafft habe, meint sie lachend, es sei alles nur eine Sache des Zeitmanagements. Auch das habe sie im Studium gelernt.
Insgesamt sei sie mit der Ausbildung an der Hochschule sehr zufrieden und geht nun, entgegen ursprünglicher Pläne, auch das Master-Studium an. "Ausschlaggebend für diese Entscheidung war am Ende die Praxis-Erfahrung. Da habe ich festgestellt, wie viel Wert gerade auch angesichts der aktuellen Wirtschaftslage bei Einstellungen doch auf Berufspraxis und Erfahrung gelegt wird. Ich möchte noch möglichst viele Projekte bearbeiten, und das Master-Studium hier bietet mir die Möglichkeit dazu. Da kann ich meine Kompetenzen ausbauen und habe so noch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt."
Der Internationale Studiengang Umwelttechnik (ISU) bietet gute Aussichten auf beruflichen Erfolg
Sich selbstständig mit komplexen Fragestellungen auf dem weiten Feld der Umwelttechnik auseinandersetzen und Lösungen entwickeln - in Unternehmen und Institutionen aller Strukturen, Größen und Nationalitäten: Absolventen des Internationalen Studiengangs Umwelttechnik an der Hochschule Bremen eröffnen sich eine große Bandbreite für ihr künftiges, berufliches Schaffen. Denn die Hochschule setzt auf eine internationale und anwendungsorientierte Ingenieur-Ausbildung sowie auf eine ausgewogene Verknüpfung von Theorie und Praxis bei der Vermittlung der Inhalte und Methoden. Neben Kenntnissen in den ingenieurwissenschaftlichen Grunddisziplinen erhalten die Studierenden Grundkenntnisse und -fertigkeiten in den umweltrelevanten Naturwissenschaften, besonders in der Biologie und der Chemie.
Schon mit dem Abschluss Bachelor of Science (B.Sc.) erschließen sich vielfältige Tätigkeitsfelder im In- und Ausland. Von der Beratung, Planung, Verwaltung, Durchführung oder Überwachung umweltrelevanter Maßnahmen, ob in Ingenieurbüros, Kommunal- und Bundesbehörden wie Tiefbau-, Wasserwirtschafts- und Umweltämtern in Fach- und Berufsverbänden, ob in der Umweltindustrie, in produzierenden Betrieben der Umwelttechnologie oder zum Beispiel als Immissionsschutz-Beauftragte in Umweltabteilungen großer Konzerne: Das Spektrum ist groß und wächst beständig.
"Zu schaffen", sagt Melanie Herbst: In 7 Semestern zum Bachelor, in 3 weiteren zum Master
Im ersten Jahr erwerben die Studierenden vorrangig die Grundlagenkenntnisse der Umwelttechnik aus den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften. Dabei erfahren sie schon viel über spätere, praktische Anwendungsmöglichkeiten. Themen in der Zeit sind die Zellbiologie, Umwelthygiene und Umweltmikrobiologie, die allgemeine und anorganische Chemie, Umweltchemie, angewandte Physik, Ingenieurmathematik und Informatik, mechanische Verfahrenstechnik und Strömungsmechanik, Bau- und Werkstoffkunde sowie Baukonstruktion.
Methodenkurse zum Arbeits- und Berufsfeld Umwelttechnik ergänzen das Angebot.
Das zweite Studienjahr gibt einen wesentlichen Überblick zur Umwelttechnik, und die Studierenden lernen, fachübergreifend zu denken. So setzen sie sich unter anderem mit Preisbildung, Kalkulation und Controlling, Abwasserableitung und -reinigung sowie Technologien der Abfallbehandlung und Prozessautomation auseinander. In dieser Zeit wird das grundsätzliche Verständnis für die Herausforderungen der Umwelttechnik in der Vernetzung zwischen Naturwissenschaft und Ingenieurwesen geschärft, und das alles mit Bezug auch auf das Bauingenieurwesen.
Um die erworbenen Fähigkeiten später auch auf dem internationalen Arbeitsmarkt umsetzen zu können, geht es danach für zwei Semester ins Ausland. Im Fokus stehen die fachbezogenen Studien, aber auch die Integrationsfähigkeit im sozialen Spannungsfeld anderer Länder. Das folgende, siebte Semester umfasst die praktische Studienphase. Erlerntes anwenden, sich den Anforderungen des Berufslebens stellen, sich ausprobieren und Erfahrungen sammeln - das gelingt am besten vor Ort in der Arbeitswelt, und oft stellen sich hier schon entscheidende Weichen für die berufliche Zukunft. Es folgen nur noch die Abschlussarbeit des Bachelor-Studiums (Bachelor-Thesis) sowie ein Kolloquium.
Wer das Master-Studium (8. und 9. Semester) anschließt, erhöht seine Berufschancen und bekommt weitere, tiefe Einblicke sowohl in die Praxis als auch in die Forschung im Umwelt-Ingenieurwesen. Im 10. Semester ist Zeit zum Ausarbeiten der Master-Thesis, die Voraussetzung für den Abschluss zum Master of Science (M.Sc).
Weitere Informationen:
www.umwelttechnik.hs-bremen.de,
www.umweltpilot.de,
www.hamburg.de/bsu